"Hoffe" braucht einen Spitzentag

Die TSG 1899 erwartet am Freitagabend Bayer Leverkusen und dabei erweisen sich die bisherigen Zahlen als Qualen.

17.10.2013 UPDATE: 17.10.2013 06:00 Uhr 2 Minuten, 19 Sekunden
Hätten sicher beide nichts gegen ein 'dreckiges 1:0': Hoffenheims Kevin Volland im Dialog mit Trainer Markus Gisdol. Foto: APF
Von Joachim Klaehn

Zuzenhausen. Einmal musste Markus Gisdol, Cheftrainer der TSG 1899 Hoffenheim, am Mittwoch richtig loslachen - nämlich auf die Frage eines Medienvertreters, ob denn das 5:3 der "Löwlinge" gegen Schweden mit einem Hoffenheimer Ergebnis gleichzusetzen sei. "Es ist sicher richtig, dass die Nationalmannschaft genauso viele einfache Tore wie wir auch bekommt", frotzelte Gisdol, "da gibt es schon Parallelen." Der 44-jährige Schwabe aus Geislingen erinnerte sich an seine Jugendzeit, als er regelmäßig bei Länderspielen mit deutscher Beteiligung eingeschlafen sei. Diese Begleiterscheinung ist freilich längst Geschichte. Jogis Jungs würden "richtig Spaß" machen. "Diese Mannschaft ist sensationell", konstatierte Gisdol.

Weitere Vergleiche wollte die letztjährige Retterfigur des Kraichgauklubs nicht weiter zulassen, zumal Freud und Leid bei "Hoffe" bisher nah beieinander liegen. Siehe das unnötige 2:2 vor knapp zwei Wochen beim FSV Mainz 05. Mit derartigen Spielen könne man als Trainer "nie richtig Frieden schließen". Doch was bleibt Gisdol anderes übrig, als ein spätes Remis in der Nachspielzeit zu akzeptieren und nach wie vor geduldig mit seinem jungen Ensemble zu arbeiten.

Erst recht, wenn es wie am morgigen Freitagabend (20.30 Uhr) gegen den Rangdritten Bayer Leverkusen in der Sinsheimer Rhein-Neckar-Arena geht. Die nackten Zahlen erweisen sich aus TSG-Sicht als Qualen. In den bisherigen zehn Liga-Duellen mit dem Werksklub hat Hoffenheim gerade mal ein Unentschieden und neun Niederlagen zu verbuchen. So desaströs ist die Zwischenbilanz gegen kein anderes Bundesliga-Team. "Bayer ist kein Angstgegner", erwidert Gisdol trotzig, "wir sind hier in einer neuen Konstellation."

Warum auch soll sich Gisdol mit der Historie beschäftigen. Lediglich ein Aufeinandertreffen ist dem Fußballlehrer im Gedächtnis haften geblieben. Dabei handelt es sich um das 0:5 in Leverkusen aus der vergangenen Saison. Es war seinerzeit das dritte Match unter seiner Regie. "Eine sehr wichtige Niederlage", sagte Gisdol im Rückblick, "eine, die uns die Augen geöffnet hat."

Der TSG-Trainer lobt das Leistungslevel unterm Bayer-Kreuz. Die Rheinländer hätten hohe Qualität, gerade im Sturm, würden sehr variabel mit tollen Außenspielern agieren. "Gegen solch einen Gegner brauchst du einen Spitzentag. Sie haben sich über Jahre unter den Top drei in Deutschland etabliert", macht sich Gisdol über eine schwierige Hausaufgabe nichts vor. Kevin Volland, U 21-Kapitän und Führungskraft unter Horst Hrubesch, schätzt die Ausgangskonstellation ähnlich ein, meinte jedoch nach seiner Rückkehr vom Kassler Parforceritt gegen die Färöer Inseln (3:2): "In der Bundesliga hast du gegen jede Mannschaft eine Chance." Volland stellte sich gestern nach intensiver Massage den Fragen der Öffentlichkeitsarbeiter. Der Vollblutstürmer sieht den Auftrag darin, als Mannschaft möglichst kompakt zu stehen - und zwar dringend über 90 Minuten. Volland: "Da sind alle elf auf dem Rasen gefragt, aber auch die Jungs auf der Bank. Wir müssen mal ein Spiel nach Hause schaukeln - ich hätte nichts gegen ein dreckiges 1:0."

"Hoffe" könnte sich das kleine Bosnien-Herzegowina ergebnistechnisch zum Vorbild nehmen. Sejad Salihovic und Ex-1899-Stürmer Vedad Ibisevic sind nach dem 1:0-Erfolg in Litauen bei der WM 2014 in Brasilien dabei. "Ich kann Sali nur gratulieren", zeigte Volland Kameradschaftsgeist, "das ist ja auch für Hoffenheim schön." Nach ausgiebigen Feierlichkeiten in Sarajevo landete Salihovic erst am Mittwochabend kurz vor 18 Uhr wieder in Deutschland. "Sie werden Sali wahrscheinlich mit der Sänfte durch die Stadt getragen haben", mutmaßte Markus Gisdol, "er wird sicher Euphorie mitbringen."

Grundsätzlich spricht Gisdol vor den nächsten drei Partien gegen Leverkusen, Hannover und Bayern München von "Bonusspielen. Da rechnet kaum jemand mit uns, da ist jeder einzelne Punkt ein Zugewinn." Bis auf Fabian Johnson (Sprunggelenk) sind alle Hoffenheimer fit. Von den Nationalspielern und deren Länderspiel-Reisen gab es vor dem Ereignis und Flutlichtspiel mit Bayer nur frohe Kunde. Steigerungsfähig ist hingegen noch der Ticketverkauf: Bis Donnerstag waren rund 23 000 Karten unters Volk gebracht. Es dürfte durchaus etwas mehr sein - in jeder Hinsicht.

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