Happy End in Hoffenheim?

Sinsheim. Nach dem 3:0 gegen Düsseldorf hätte Zocker Klopp fast die Freude getrübt. Tim Wiese ist auch nach Gomes-Verletzung nicht mehr gefragt.

08.04.2013 UPDATE: 08.04.2013 07:10 Uhr 2 Minuten, 29 Sekunden
Saisonaus: Heurelho Gomes (l.) wünscht Ersatzmann Koen Casteels viel Glück. Foto: APF
Von Achim Wittich

Sinsheim. Knapp 19 Stunden nach dem umjubelten 3:0-Einstand von Rückkehrer Markus Gisdol am Freitagabend gegen die Düsseldorfer Fortunen war die Hoffenheimer Fußball-Welt wieder gar nicht in Ordnung. Welcher falsche Film lief denn da beim bis dato Noch-Meister ab? Exakt 334 Kilometer von der Sinsheimer Rhein-Neckar-Arena entfernt lag Dortmunds B-Elf vor Beginn der zweiten Hälfte gegen die Augsburger mit 1:2 hinten. Sollte der ärgste Abstiegskonkurrent im Kampf um den Relegationsplatz zu "geschenkten" Punkten kommen? Schon nahm Kersten Eichhorn während der legendären Rundfunkübertragung "SWR 1 Stadion" das böse Wort von der Wettbewerbsverzerrung in den Mund.

Zum Glück bekam Jürgen Klopp ein schlechtes Gewissen und brachte flugs die Herren Götze und Lewandowski aufs Feld des Dortmunder Fußball-Tempels - 4:2 für den BVB. Ende gut, alles gut. "Hoffe" hat nach dem 28. Spieltag neue Hoffnung geschöpft, erstklassig zu bleiben. Nur ein Pünktchen trennt den Vorletzten noch von den Donauschwaben und ganz raus aus der Verlosung sind auch die Düsseldorfer mit sechs Zählern Vorsprung auf die TSG noch nicht.

Doch bevor die 1899-Fans dank der Tore von Roberto Firmino (11.), einem Eigentor der Rheinländer durch Andreas Lambertz (75.) und Kevin Volland (90.+4) jubeln durften, machten sie beim Anpfiff von Champions-League-Schiedsrichter Wolfgang Stark erst einmal klar, was sie vom Trainer-Wechsel-Dich-Spiel und der Personalpolitik ihres Klubs halten. "Im Zick-Zack geht's hinab", "liegt es immer an den Trainern"? oder "Und täglich grüßt das Murmeltier" war auf den Transparenten in der Bierkurve zu lesen. Die Treusten der Treuen im Wechselbad der Gefühle - eineinhalb Stunden später sangen sie glückselig den Evergreen "Oh, wie ist das schön".

Natürlich war Markus Gisdol der Gewinner des Abends. Mit geballter Faust stürmte der 43-Jährige nach Lambertz' Fauxpas zum 2:0 auf den Platz. Der ehemalige Assistent von Ralf Rangnick ist der erste 1899-Coach, der nach dessen Abgang sein Premierenspiel gewinnen konnte. Ein gutes Omen? Jedenfalls ging Gisdols Plan auf. Der Geislinger wagte ein 4-3-3-System. Er brachte den lange verletzten Sejad Salihovic von Beginn an und hatte den Mut, den oft unterschätzten Sven Schipplock ins Getümmel zu werfen. Der dankte es ihm prompt mit der Vorlage zum Führungstreffer. "Zurück zu den Wurzeln", heißt es neuerdings bei Hoffe und auf dem Rasen wurde schnell deutlich, wie dies sportlich verwirklicht werden soll. "Wir haben höher angegriffen und höher attackiert", sagte Jannik Vestergaard, einer der Besten über das brutale Anfangstempo. Der Innenverteidiger räumte hinten fast alles weg. "Ich weiß, wie er Fußball gerne mag", fühlt sich Vestergaard bei seinem alten U23-Chef Gisdol wieder pudelwohl.

Dabei war es beim vermeintlichen "Abstiegsendspiel" noch nebensächlich, dass das "notwendige Glück" (Gisdol) den Hoffenheimern zur Seite stand. Die Blauhemden nehmen sich nämlich auch unter dem vierten Trainer in dieser Saison ihre Auszeiten. "Wir haben den Zugriff verloren", analysierte Gisdol. Eine Tatsache, die gegen stärkere Gegner als Düsseldorf tödlich ist.

Nicht nur eine Auszeit wird Tim Wiese verordnet. Denn obwohl sich Heurelho Gomes im Zweikampf mit Lambertz einen Bruch der linken Mittelhand zugezogen hat, er bereits in der Orthopädischen Klinik Heidelberg operiert wurde und für die restlichen sechs Partien ausfällt, kehrt der ehemalige Bremer nicht mehr ins Tor zurück. "Koen Casteels ist jetzt die Nummer eins, Jens Grahl die Nummer zwei", erklärte Gisdol nach einem Gespräch mit Wiese, der dies professionell akzeptiert hätte, am Samstag. Klar ist: Es geht für beide Seiten nur noch darum, den Fall Wiese" halbwegs unbeschadet abzuwickeln. "Und täglich grüßt das Murmeltier" - im Fall Wiese sind alle Beteiligten nur noch genervt.

Der 20-jährige Belgier Casteels steht also am 18. Mai, dem letzten Spieltag, im Hexenkessel des Dortmunder Traditionsstadions zwischen den Pfosten. Wer weiß: Vielleicht haben sich die Schwarz-Gelben bis dahin ja ins Champions-League-Finale vorgekämpft. Klopp könnte erneut zocken, eine Woche vorm Königsklassen-Endspiel (25. Mai/Wembá †ley-Stadion) seine Top-Stars nicht über die volle Distanz bringen - und die Hoffenheimer könnten das besser als Augsburg für ein Happy End nutzen. Eine schöne Vorstellung.

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