Eintracht Frankfurt will Joselú wohl behalten

Hoffenheims Leihgabe hat sich in Frankfurt stetig weiterentwickelt.

28.03.2014 UPDATE: 28.03.2014 05:00 Uhr 2 Minuten, 3 Sekunden
In Jubelpose: Joselú nach seinem Tor des Abends für die Eintracht. Foto: dpa
Von Hartmut Scherzer

Frankfurt. Armin Veh versuchte, sich zurückzuhalten. "Ich darf ihn nicht so sehr loben, denn er ist ja nur ausgeliehen." Gemeint ist Joselú, der am Mittwochabend ganz cool den 1:0-Siegtreffer der Frankfurter Eintracht gegen Borussia Mönchengladbach schoss und am Donnerstag seinen 24. Geburtstag feierte. Der spanische Mittelstürmer, der sich in Mainhattan zum "Goalgetter" gemausert hat (vier Tore in den letzten drei Spielen), gehört ja bekanntlich der TSG 1899 Hoffenheim, ist für 750.000 Euro nur bis zum Saisonschluss ausgeliehen. In Hoffenheim hatte dem Iberer vor Saisonbeginn die Abschiebung von Trainer Markus Gisdol und Manager Alexander Rosen in die ominöse Trainingsgruppe II gedroht.

Die erstaunliche Entwicklung, die Joselú in der Rückrunde gemacht hat, könnte Begehrlichkeiten nicht nur beim badischen Besitzer (Rosen: "Joselú ist in Frankfurt einen Schritt vorangekommen. Wir gehen davon aus, dass er im Sommer bei uns aufschlägt"), sondern auch bei anderen Bundesligaklubs wecken. "Wir wollen ihn grundsätzlich behalten", sagt Eintracht-Sportdirektor Bruno Hübner. Heißt: Aus dem Leih- soll ein Transfergeschäft werden. Aber das muss für die sparsamen Frankfurter finanziell machbar sein.

Die Leihgabe aus dem Kraichgau hat den 3,5-Millionen-Einkauf Václac Kadlec (21) aus Prag längst aus der Startelf verdrängt. Nicht nur wegen der mittlerweile sieben Tore in vierzehn Einsätzen, sondern weil er auch "arbeitet". Joselú selbst hält sich bedeckt auf die Frage, ob er gerne bleiben würde, und erklärte - ohne Dolmetscher - in seinem gebrochenen Deutsch: "Jetzt gute Moment hier. Ende Saison reden mit Hoffenheim und Eintracht. Aber jetzt ich bin hier."

Soll heißen: Er wird sich weiterhin voll reinhauen in Frankfurt. "Noch drei Punkte in Wolfsburg, dann gute Woche mit Geburtstag." Die Leihgabe hat ihren Teil dazu beigetragen, dass die Eintracht nach den beiden Siegen in Nürnberg (5:2) und gegen Gladbach mit 32 Punkten auf Rang elf nun bereits einen Abstand von acht Punkten zu Hamburg und Stuttgart auf den Gefahrenplätzen 16 und 17 hat. "Eine tolle Distanz. Die stimmt optimistisch", freut sich Klubchef Heribert Bruchhagen.

Die Verwandlung Joselús ist das Verdienst von Armin Veh. "Er hat lange nicht gegen den Ball gearbeitet. Ich musste ihn erst erziehen", erklärt der Trainer. Zu den vielen Gesprächen brauchte Veh keinen Dolmetscher. "Mich versteht er." Veh hat offenbar Tacheles geredet. "Joselú ist keiner, der dann bockt, sondern der noch lernen will." Also hat der Stürmer mit dem schmalen Gesicht und den markanten Tattoos an den Armen begriffen, nicht nur vorne wie eine Primadonna herumzustehen und auf Traumpässe wie den von Stefan Aigner in der 16. Minute zum frühen Führungstreffer zu warten, sondern auch fleißig defensive Dienste zum Wohle der Mannschaft zu leisten.

"Joselú ist endlich da, wo ich ihn nach langer Arbeit haben will", sagte Veh nach dem Spiel gegen Mönchengladbach auf der Pressekonferenz und kam nicht umhin, all die positiven Eigenschaften des "Matchwinners" dennoch aufzuzählen. "Er hat sich toll entwickelt und kann noch besser werden, wenn er auch nach hinten arbeitet. Joselú hat unheimliche Fähigkeiten, eigentlich alles, was ein Klassestürmer braucht: Er ist schnell, kopfballstark, ballsicher, kann mit beiden Füßen schießen", sagte Veh.

Die Frage eines Journalisten an den nach der Saison scheidenden Trainer, ob er denn der Eintracht raten würde, Joselú zu behalten, beantwortete der 53-jährige Veh auf seine humorvolle Art: "Es gibt nicht nur Blinde, sondern auch Sehende in diesem Verein."

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