Egal, wer im Tor steht - Hoffenheim will gegen Frankfurt treffen

Hoffenheims heutiger Gegner Eintracht Frankfurt hat die derzeit beste Offensive der Bundesliga - Frankfurt wird mit Timo Hildebrand im Tor auflaufen

12.12.2014 UPDATE: 12.12.2014 05:00 Uhr 2 Minuten, 16 Sekunden
Spezialist für Abstaubertore: Bundesliga-Schützenkönig Alexander Meier von Eintracht Frankfurt. Foto: Imago
Von Tobias Schächter

Frankfurt. Spielt er, oder spielt er doch nicht? Die Frage wurde gestern geklärt: Timo Hildebrand gibt nach der Krankheit von Felix Wiedwald (Pfeiffersches Drüsenfieber) diesen Freitagabend als Nummer 1 von Eintracht Frankfurt sein Bundesliga-Comeback. Ausgerechnet in Hoffenheim, wo er einst nicht glücklich wurde. Hildebrand wurde vor zweieinhalb Monaten überraschend von der Eintracht verpflichtet, nachdem sich Stammtorwart Kevin Trapp einen Syndesmoseriss im linken Sprunggelenk zugezogen hatte. Seit Mittwoch trainiert Trapp aber wieder mit der Mannschaft, weswegen Eintracht-Trainer Thomas Schaaf noch ein bisschen gepokert hatte, wer in Sinsheim im Tor stehen wird. Erst nach dem Abschlusstraining am Donnerstagnachmittag entschied sich Schaaf dafür, dass es für einen Einsatz von Trapp noch zu früh wäre. Also: Hildebrand steht im Tor, und U19-Schlussmann Yannick Zummack sitzt auf der Bank.

Wer nur ein bisschen mehr Übermut als der notorisch sachliche Schaaf besitzt, könnte angesichts des derzeitigen Frankfurter Erfolgslaufs sagen: Ist doch egal, wer im Tor steht - diese Elf schießt derzeit eh ein Tor mehr als sie hinten bekommt. Die Offensive der Eintracht ist die momentan beste der Liga. Alexander Meier (10 Tore) und Haris Seferovic (5) treffen zusammen öfter als alle anderen Sturmduos der Republik.

Überhaupt ist die Eintracht nach drei Siegen in Serie und nun 21 Punkten voller Selbstvertrauen. Nach anfänglichem Fremdeln hat vor vier Wochen eine Aussprache zwischen der Mannschaft und dem neuen Trainer den Weg in eine kleine Erfolgsserie geebnet. Endlich wieder offensiver spielen wollten die Profis, so wie unter dem alten Trainer Armin Veh. Schaaf war klug genug nachzugeben.

Seither spielt die Mannschaft mit einer Raute im Mittelfeld mit Makoto Hasebe in der zentralen Defensivrolle, Marc Stendera hinter den Spitzen Meier und Seferovic, und über Außen machen Stefan Aigner und Takashi Inui Druck. Vor allem Meier litt zunächst unter Schaafs Vorgabe, sich die Bälle nicht mehr in der eigenen Hälfte abholen zu dürfen. Nun darf er das wieder und Meier ist mit dieser gewohnten Freiheit ausgestattet derjenige, der die Spiele mit seinem platzierten Schüssen und seinem Instinkt für abprallende Bälle im Strafraum entscheidet.

Und mit dem fleißigen, trickreichen und furchtlosen Schweizer Nationalspieler Seferovic bildet er ein kaum ausrechenbares Duo. Er sei der Normale, sagt Meier, der so trocken und schnörkellos redet, wie er auf dem Platz die Tore schießt, Seferovic der "Verrückte". Seferovic ist ein Stürmer ohne Angst, der nur schwer zu greifen ist für die Gegenspieler. Und bei Flanken sind die beiden langen Stürmer nur schwer zu verteidigen, weil sie beide nicht nur kopfballstark sind, sondern auch den Partner mit ihrer Wucht freisperren können für den Torschuss.

In Marc Stendera hat die Eintracht einen U 19-Europameister hinter den Spitzen, der die beiden Außen mit klugen Pässen in Szene setzen und selbst torgefährlich werden kann. Trainer Schaaf sagt über Stendera: "Wenn er alles umsetzt, was er drin hat, wird er noch besser. Er zeigt noch nicht sein ganzes Talent."

Am bemerkenswertesten aber ist vielleicht, wie souverän Hasebe im defensiven Mittelfeld die Angriffe einleitet und die Bälle erobert. Hasebe ersetzt den zu Hoffenheim abgewanderten Pirmin Schwegler schon erstaunlich gut. Und weil die Eintracht ja wieder weiter vorne attackiert, wird es bei Ballverlust schnell ungemütlich für die Gegner.

Der Umbruch nach dem Weggang von Trainer Veh und Leistungsträgern wie Jung, Schwegler, Rode und Joselu scheint durch Verpflichtungen wie Chandler, Hasebe und vor allem Seferovic weniger geräuschvoll abzulaufen wie noch vor vier Wochen gedacht, als in Frankfurt bereits das Wort Abstieg die Runde machte.

Bei der Eintracht geraten die emotionalen Ausschläge schnell ziemlich wuchtig. Timo Hildebrand kann davon nach dem Spiel am Freitagabend an alter Wirkungsstätte bestimmt erzählen.

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