Dietmar Hopp übernimmt die Mehrheit der 1899-Spielbetriebs GmbH

Die Ausnahme von der "50+1"-Regel bei 1899 Hoffenheim ist seit Montagabend beschlossene Sache - Offizielle Gültigkeit ab 1. Juli 2015

10.02.2015 UPDATE: 10.02.2015 06:00 Uhr 1 Minute, 42 Sekunden

Waren sich einig: Dietmar Hopp (r.), der Sinsheimer OB Jörg Albrecht (l.) und SAP-Vorstand Gerhard Oswald bei der Stimmabgabe. Foto: APF

Von Joachim Klaehn

Sinsheim. Knapp fünfzig Minuten lang dauerte gestern Abend die kleine Zeitreise, auf die Gesellschafter Dietmar Hopp die 384 anwesenden und 178 stimmberechtigten Mitglieder bei der zweistündigen Jahreshauptversammlung mitnahm. Es waren emotionale Momente dabei, angefangen von seinem schönsten Weihnachtsgeschenk 1947 ("Es war ein Gummiball"), bis hin zu seinen diversen WM-Liveerlebnissen und seinen entscheidenden Motiven, die 1989 in der Kreisklasse A vor sich hindümpelnde TSG 1899 Hoffenheim großzügig zu unterstützen. Um 20.39 Uhr erhoben sich die Mitglieder knapp zwei Minuten lang, um der TSG-Institution ihren Respekt zu zollen. Der SAP-Mitbegründer und Hoffenheimer Bub zog das erwartungshungrige Publikum in der Sinsheimer Stadthalle auf seine Seite.

Und deshalb blieb es reine Formsache, dass die Versammlung einstimmig um 20.54 Uhr beschloss, fortan Hopp die Stimmenmehrheit der Spielbetriebs GmbH zu übertragen. "Mir geht es ganz und gar nicht um Macht", sagte der 74-Jährige, "sondern damit ist sichergestellt, dass nicht irgendwann ein anderer Präsident als Peter Hofmann eine eigene Agenda gegen meinen Willen entwickelt. Außerdem hat der Nachfolger aus meiner Familie nun Rechtssicherheit." Die Zukunft des Bundesligisten ist also gesichert. "Mit der Übernahme sind wir langfristig und nachhaltig aufgestellt", konstatierte Hopp.

Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) hatte dank eines von Martin Kind, Boss bei Hannover 96, erwirkten Schiedsspruches Hoffenheim und Hopp die Pforten für eine Ausnahmegenehmigung der "50+1"-Regel ermöglicht, die offiziell ab 1. Juli 2015 gilt. Hauptgründe dafür sind: Hopp fördert den Verein aus dem Kraichgau seit 25 Jahren und hat mittlerweile rund 350 Millionen Euro in die gesamte Infrastruktur der TSG gesteckt. "In Hoffenheim wurde alles mit privatem Geld finanziert", führte Hopp aus, "es kostet den Steuerzahler nichts. Jetzt habe ich es zum dritten Mal gesagt, damit Sie es mir glauben." Die TSGler lachten Dietmar Hopp hat nunmehr auch de jure das Sagen, was am Tagesgeschäft und der Arbeit von Beirat, Geschäftsführung und Stammverein freilich nichts ändern soll. Der Gesellschafter hatte sich offenbar im Vorfeld der Versammlung viele "Gedanken zur Tradition" im Fußball gemacht. "Hoffe" sei absolut kein Werksklub wie Bayer Leverkusen oder der VfL Wolfsburg. "Das ist nicht zutreffend, weil die SAP als Hauptsponsor und nicht als Anteilseigner fungiert", entgegnete Hopp all jenen, bei denen innovative Vereine auf dem Index stehen.

Kurze Aufregung herrschte lediglich vor der entscheidenden Abstimmung, als Thomas Schmitz den Antrag stellte, den Punkt 6.2. von der Tagesordnung zu nehmen. "Es ist das falsche Zeichen", sagte das TSG-Mitglied, "und wird zu unnötigen Diskussionen führen. Wir sollten uns alle Zeit nehmen, um die Entscheidung zu überdenken." Schmitz‘ Antrag wurde einstimmig abgelehnt - ein Aufschub der Übernahme Hopps war in der Chronologie eines historischen Abends nicht vorgesehen. Denn Dietmar Hopp ist der erste Privatmann in Deutschland, der einen Profifußball mehrheitlich führt. Es ist die wesentlich ehrlichere Variante als anhaltende Spekulationen um die Einflussnahme des großen Sportförderers.

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