Die TSG-Torfabrik läuft und läuft

Das beste und zweitbeste Angriffsteam der Liga lassen die Allianz Arena zum Spaßtempel werden

31.03.2014 UPDATE: 31.03.2014 06:00 Uhr 1 Minute, 42 Sekunden
Jens Grahl rettet gegen Arjen Robben. Fotos: APF
Von Joachim Klaehn

München. Die Isarmetropole ist stets ein Reise wert! Zumal an einem sonnigen Frühlingstag. Diesmal galt dies uneingeschränkt für das mit durchschnittlich 23,9 Jahren jüngste Bundesliga-Team der TSG 1899 Hoffenheim. Es ist bemerkenswert, wie das homogene Kollektiv von Markus Gisdol unerschrocken den Kampf gegen die Übermannschaft der Liga suchte. Lob ernteten die Hoffenheimer nach dem rasanten 3:3 von höchster Instanz. "Mein Kompliment geht an Hoffenheim", sagte Bayerns Trainer Pep Guardiola, "sie haben in der zweiten Halbzeit besser gespielt als wir."

Das letztlich folgenlose Unentschieden für den 24-fachen deutschen Meister und letztjährigen Triple-Sieger stimmte den 43-jährigen Fußballfeingeist aus Barcelona sehr nachdenklich: "Wir müssen viel verbessern. Wir brauchen Ballkontrolle und wenn das nicht der Fall ist, dann haben wir ein Problem."

Guardiola dachte wie seine Elitekicker bereits an das "erste Finale" gegen Manchester United in Old Trafford, dem "Theater der Träume". Bayern hatte gegen "Hoffe" mit Neuer, Martínez, Mandzukic, Robben, Lahm, Alaba und Müller eine Weltauswahl auf die Bank beordert und schien in erster Linie an Wayne Rooney und Co. zu denken. "Die Bundesliga ist zu einem frühen Zeitpunkt entschieden, jetzt zählt für uns die Champions League", konstatierte Thomas Müller, "von einem Freilos gegen ManU brauchen wir allerdings gar nicht sprechen."

Der Probelauf ging am Samstag schief, was an den Nachwehen einer von oben verordneten Meisterfeier am Dienstag in einer Berliner Szenebar gelegen haben mag, aber eben auch an den starken Hoffenheimern, die den Seriensiegern (seit 53 Spielen ungeschlagen, der letzte Punktverlust datiert vom 5. Oktober 2013 beim 1:1 in Leverkusen) die Stirn boten. "Das ist ein schönes Gefühl", lächelte Roberto Firmino und ließ sich gerne von TSG-Torwarttrainer César Thier wortgetreu übersetzen, "unsere Mannschaft hat eine tolle Moral gezeigt. Wir haben die Bayern richtig ärgern können."

In der Tat: 20 Torschüsse verbuchte die TSG, lediglich 11 der FC Bayern. Das beste (München, 82 Treffer) und zweitbeste Angriffsteam (Hoffenheim, 63) lieferten sich ein messerscharfes Duell. Sehr zur Freude der 4.700 mitgereisten Anhänger aus dem Kraichgau, die das "Schlauchboot" von Fröttmaning in einen TSG-Spaßtempel verwandelten.

Die TSG-Torfabrik läuft und läuft: Firmino (14. Saisontreffer), Modeste (12) und Salihovic (10) trafen in München - "Sali" (43. Bundesliga-Tor für den Dorfklub) zog sogar mit dem bisherigen Rekordtorschützen Vedad Ibisevic gleich.

"Hoffe" begeistert derzeit und hat in der zurückliegenden Englischen Woche sieben von möglichen neun Pluspunkten geholt. "Es hat heute richtig Spaß gemacht", sagte Kapitän Andreas Beck, der im Coup eine Bestätigung der Leistungen aus den letzten Partien sah.

Gisdol gab seinen TSG-Helden am Sonntag und Montag trainingsfrei. "Wenn nicht jetzt, wann dann?", fragte Gisdol in eine Journalistenrunde. Das 3:3 darf man auch als Signal an die Liga werten. "Wir sind auch Menschen, keine Maschinen", bat Tom Starke um Nachsicht für den kleinen FCB-Durchhänger.

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