Die Hoffenheimer Schicksalsgemeinschaft

Zuzenhausen. Mission Ligaverbleib: Marco Kurz und Andreas Müller wagen bei der TSG 1899 Hoffenheim eine Zäsur

19.12.2012 UPDATE: 19.12.2012 07:27 Uhr 1 Minute, 58 Sekunden
Von Joachim Klaehn

Zuzenhausen. Am Dienstag erfolgte der Antrittsbesuch im Trainingszentrum in Zuzenhausen. Marco Kurz (43) und sein etatmäßiger Co-Trainer Günther Gorenzel (41) ließen sich vom Interimstrainer-Gespann Frank Kramer und Julian Nagelsmann genauestens instruieren, was ihre neue Mannschaft anbetrifft. Die Profis der TSG wurden ebenfalls am Dienstag nach dem letzten Training vor der Winterpause von Manager Andreas Müller informiert. "Marco Kurz wird neuer Cheftrainer der TSG 1899 Hoffenheim. Der 43-Jährige übernimmt den Bundesligisten zum 1. Januar 2013", so hieß es in der am frühen Nachmittag verschickten Pressemitteilung des Kraichgauklubs.

Kurz wird am Mittwoch (11 Uhr) gemeinsam mit Müller erstmalig bei einer Pressekonferenz öffentlich auftreten. Dies passt, denn ab sofort bilden die einstigen "Eurofighter" von Schalke 04 eine Schicksalsgemeinschaft. Das eng befreundete Duo muss die Mission Ligaverbleib schaffen, sonst droht womöglich ein vorzeitiges Ende der bis 2014 datierten Arbeitsverhältnisse. "Über allem steht der Klassenerhalt", hatte Müller zuletzt in allen seinen Statements gebetsmühlenartig wiederholt.

Der nach Ralf Rangnick, Marco Pezzaiuoli, Holger Stanislawski und Markus Babbel fünfte Cheftrainer binnen zwei Jahren tritt kein leichtes Amt bei "Hoffe" an. Die in dieser Spielzeit krisengeschüttelten Kraichgauer haben bislang einen labilen Eindruck hinterlassen, mit Ausnahme der drei Erfolge über Hannover 96, den VfB Stuttgart und Schalke 04. Vor allem die gesamte Defensivabteilung erwies sich als löchrig. Mit 41 Gegentreffern in 17 Spielen gilt die TSG als "Schießbude" der Liga. Das Torverhältnis (23:41) ist zu Saisonhalbzeit noch etwas schwächer als das der Schlusslichter SpVgg Greuther Fürth und FC Augsburg. Zurecht steht der sensationelle Herbstmeister von 2008 auf einem Relegationsplatz - nach der mit Abstand schlechtesten Hinrunde im fünften Jahr der Bundesliga-Zugehörigkeit.

Ex-Trainermanager Babbel hat ein Mannschaftsgebilde mit Rissen hinterlassen. Diese gilt es nun von Müller und Kurz zu kitten. Veränderungen im Spielerkader müssen folgen, viele der Neuzugänge (allen voran Wiese, Derdiyok, Chris) haben maßlos enttäuscht oder sind untergetaucht.

Die Verpflichtung von Kurz stellt allemal eine wichtige Zäsur dar. Müller und sein alter Kumpel aus königsblauen Zeiten scheinen einen eigenen, unabhängigen Kurs einschlagen und sich vom einflussreichen Beraterumfeld um Eigner Dietmar Hopp emanzipieren zu wollen.

"Ich bin überzeugt, dass wir mit Marco die Klasse halten können. Ich kenne ihn als Trainer und schätze seine Charaktereigenschaften. Ich denke, dass er diese der Mannschaft vermitteln und eine verschworene Einheit formen kann", sagte Müller am Dienstag. Bereits nach dem jüngsten 1:3 gegen Borussia Dortmund hielt sich der Manager mit seiner Einschätzung der kniffligen Gesamtsituation nicht mehr zurück: "Der Verein hat im Sommer schon einen sehr großen Umbruch erlitten, jetzt muss hier Ruhe und Konstanz rein."

Der einstige Innenverteidiger Kurz gilt in der Szene als emotionaler Arbeitertyp, was er gemeinsam mit seinem österreichischen Assistenten Günther Gorenzel schon bei 1860 München und insbesondere beim 1. FC Kaiserslautern demonstriert hatte. Die Fans reagierten spontan recht unterschiedlich auf den Neuen. Von totaler Ablehnung bis hin zu vorsichtiger Zustimmung reichte das Gefühlsspektrum.

Ab sofort werden Kramer/Nagelsmann wieder die U 23 übernehmen. Kramer: "Ich habe von Beginn an gesagt, dass ich mich bedingungslos in den Dienst des Vereins stelle." Dies würde man sich von den Profis wünschen, die gestern zum Jahresabschluss ihre Trainingspläne erhielten. Spätestens zum Auftakt ab 3. Januar steht das Team in der Bringschuld.

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