Der gefühlte Unterschied

Nach nur einem Sieg in sieben Spielen wachsen in Hoffenheim die Frustbeulen - Abraham, Volland und Süle sind verletzt

12.11.2013 UPDATE: 12.11.2013 05:00 Uhr 1 Minute, 57 Sekunden
Pause: David Abraham. Foto: AFP
Von Roland Karle

Sinsheim. Auch nach der Niederlage gegen Hertha BSC will Anthony Modeste "Moral zeigen und die Hoffnung nicht aufgeben". Der französische Stürmer der TSG 1899 Hoffenheim hadert - mit der deutschen Sprache. Die Fortschritte in Worterwerb und Satzbau vollziehen sich in kleiner Dosis. Doch der Mann aus Cannes traut sich was. "Ich bin für Hoffenheim seit vier Monat", verkündete er in "Sport im Dritten". Modeste trat im Fernsehen auf, wie Hoffenheim in dieser Saison Fußball spielt: sympathisch, aber fehlerhaft. Mit Mut zur Offensive - kaum ein ausländischer 1899-Spieler wagte sich so schnell auf die TV-Couch - und bereit zu lernen.

Während Modeste noch viel Zeit hat, sein Deutsch zu verbessern, müssen er und seine Kameraden schleunigst die wichtigsten Lektionen begreifen, um nicht das von Lehrmeister Markus Gisdol formulierte Ziel zu verpassen. "Wir wollen", verkündet der Trainer, "eine sorgenfreie Saison erleben". Nach dem 2:3 gegen den Aufsteiger aus Berlin zeigt sich, dass die Stimmung bislang besser war, als die Lage nun ist. Erstmals in dieser Saison kassierte Hoffenheim zwei Niederlagen hintereinander, in den vergangenen sieben Spielen gelang nur ein Sieg. Nach zwölf Partien stehen 13 Punkte auf dem Konto - einer mehr als zum gleichen Zeitpunkt in der Fast-Abstiegsrunde 2012/13 unter Markus Babbel.

Der gefühlte Unterschied ist enorm, aber auch gefährlich. Letztes Jahr missriet der Auftakt komplett, forsch hatte man sich einen Europa League-Platz vorgenommen, deshalb den Kader auf den Kopf gestellt. Froh über den Last-Minute-Klassenerhalt, macht nun das Wort "Demut" die Runde, unerwartet stürmisch und ertragreich verlief der Saisonbeginn als Siebter mit acht Punkten nach fünf Spielen.

Gratis dazu gab es Lob von allen Freunden des zappelnden Netzes. Stimmt ja auch: Wenn Hoffenheim aufläuft, fallen die meisten Treffer in der gesamten Bundesliga - fast fünf pro Spiel. Inzwischen führt die Torflut aber auch zu verbalen Frustbeulen. "Wir müssen besser verteidigen", sagt Abwehrhüne Yannik Vestergaard.. Er war Teil der staunenden Menschenkette im 1899-Strafraum, als Herthas Pekarik seinem Mitspieler Ramos butterweich aufs Haupt flankte: Tor und Sieg für Berlin.

"Ein Gegenspieler darf im Fünfmeterraum nicht frei zum Köpfen kommen, den musst du weghausen", kommentierte Gisdol kernig die wenig artgerechte Haltung seiner Abwehr. Torwart Koen Casteels war auch nach dem Spiel noch überzeugt, dass "ich da nicht rausgehen darf". Andreas Beck und Vestergaard standen mehr, als dass sie sprangen und gewährten Ramos somit sicheres Geleit. "Solche Fehler passieren uns zu oft", ärgert sich der Trainer und kommt sich vor wie im Schlussverkauf bei Rudis Resterampe: "Das ist einfach zu billig."

Womit das Problem erkannt wäre und sich der Lehrplan für die nächsten Wochen wohl von selber schreibt: Zu üben ist, wie man Tore verhindert. Da passt der aktuelle Krankenstand so gar nicht ins Konzept. Bei Innenverteidiger David Abraham, der schon nach einer halben Stunde vom Feld musste, wurde ein Muskelfaserriss im Oberschenkel diagnostiziert. Er wird wohl zwei Wochen ausfallen und im nächsten Spiel in Augsburg fehlen. Auch Niklas Süle ist angeschlagen: Der 18-Jährige kann wegen einer Oberschenkelprellung nicht zum deutschen U19-Spiel nach Frankreich reisen. Dem DFB absagen musste ebenso Kevin Volland: Beim Kapitän der U21-Nationalelf ist eine Verletzung der Adduktorenmuskulatur wieder aufgebrochen.

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