Der ewige Herdling

Mit 29 Jahren hat sich der langjährige U 23-Kapitän in den Hoffenheimer Bundesliga-Kader gespielt

10.08.2013 UPDATE: 10.08.2013 06:01 Uhr 2 Minuten, 11 Sekunden
Eine Option für Markus Gisdol: Kai Herdling ist seit 2002 für Hoffenheim am Ball. Foto: APF


Von Joachim Klaehn

Zuzenhausen. Das Kribbeln hat mit dem heutigen Nachmittag für die Profis der TSG 1899 Hoffenheim ein Ende. Einer unter ihnen macht sich unterdessen relativ wenig Gedanken. Kai Herdling ist beim Kraichgauklub seit 2002 - abgesehen von zwei Stippvisiten (SV Waldhof Mannheim, Philadelphia Union) - unter Vertrag, doch vornehmlich agierte der gebürtige Heidelberger für die Hoffenheimer U 23. Die Wertschätzung von Cheftrainer Markus Gisdol hat den wendigen und torgefährlichen Mittelfeldspieler zurück in die "Erste" gebracht. Der ewige Herdling scheint in der Form seines Fußballerlebens zu sein und ist deshalb für Gisdol eine echte Alternative geworden.

Ein Einsatz heute (15.30 Uhr/Sky) zum Saisonauftakt gegen den 1. FC Nürnberg, vermutlich von der Bank her, würde zugleich die zweite Bewährungsprobe in einem Bundesliga-Pflichtspiel bedeuten - nach seiner Premiere am 7. März 2010 unter Ralf Rangnick. Damals wurde Herdling in der 73. Minute in der Heimpartie gegen den FSV Mainz 05 (0:1) für Tobias Weis aufs Feld geschickt.

Herdling kommt gut gelaunt und völlig entspannt zum RNZ-Gesprächstermin. Zur Begrüßung gibt es die linke Hand, denn seit einigen Wochen plagen ihn Probleme am rechten Daumen, die sich beim DFB-Pokalmatch im Duell mit dem Fünftligisten SG Aumund-Vegesack (9:0) etwas verschlimmert haben. Nach seinem spektakulären Fallrückzieher-Tor sei er nicht perfekt gelandet. Herdling kann es verschmerzen - in Bremen gelang ihm gar ein Doppelpack.

"Kai ist aktuell in einer sehr guten Verfassung", sagt Gisdol über Herdling, "mir macht es nix aus, wenn einer wie er 29 Jahre alt und gut ist." Das Lob von Gisdol freut ihn. "Er ist ein Glücksfall für Hoffenheim", erwidert Herdling schmunzelnd, "im Endeffekt geht es bei ihm um Leistung." Zugleich geht von der Rückholaktion eines Kai Herdling ein wichtiges Signal aus - für einige Akteure aus dem eigenen Talentschuppen namens Regionalliga-Reserve.

"Mit zunehmendem Alter kann man verschiedene Situationen ganz gut einschätzen", schickt Herdling hinterher und meldet keine überzogenen Ansprüche an. Mit Ende zwanzig in der Bundesliga wieder dabei zu sein, ist gleichermaßen Ansporn und Genugtuung. "Ich fühle mich einfach wohl in der Mannschaft", meint Herdling uneitel, "das ist ein wichtiges Kriterium, um Leistung bringen zu können." Er wolle Vollgas geben, und dann sehen, was für ihn dabei herauskomme.

Eine wohltuende Grundeinstellung vor einer neuen Spielzeit, zumal im Leben des Hoffenheimer Profis auch andere Wertmaßstäbe zählen. Da ist zum einen die 23-monatige Tochter, zum anderen hat Herdling nebenbei ein Fernstudium an der IST-Hochschule in Düsseldorf begonnen. Dort lässt er sich zum Sportfachwirt ausbilden, vereint dadurch sinnvoll seine beiden Interessensgebiete Sport und Wirtschaft, durch die er seine berufliche Laufbahn nach der Fußballerkarriere kanalisieren möchte.

Im Moment freilich steht die Arbeit auf dem Rasen im Vordergrund. Erst einmal im Kräftemessen mit dem "Club". "Natürlich wollen wir einen Sieg landen", sagt Herdling selbstbewusst. Das Schützenfest im hohen Norden nährt die Hoffnung auf einen segensreichen saisonalen Einstieg. "Neun Tore sprechen für uns", so Herdling. Er redet ferner über den Hoffenheimer Teamgeist und das Mehr an Stabilität, was die letzten vier Begegnungen (Nikosia, Bilbao, Piräus und Aumund-Vegesack) unterstreichen würden.

Herdling selbst besitzt bei der TSG einen Vertrag bis 2015, den er als langjähriger U 23-Kapitän allzu gerne erfüllen möchte. "Ich habe mein Hobby zu meinem Beruf gemacht", erfolgt eine Einordnung ins persönliche Koordinatensystem, "es ist ein Traum, Bundesliga zu spielen." Mit 29, das lehrt das Beispiel Herdling, lässt sich das aufregende Bundesliga-Geschäft eben lockerer und gelassener angehen. Zum Abschied reicht Herdling die linke Hand - mit einer höflichen Entschuldigung versehen.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.