Appell an Hoffenheim-Fans: Nagelsmann hofft auf Unterstützung

TSG-Trainer Julian Nagelsmann hofft zum Heimspiel gegen Mainz 05 auf eine volle Rhein-Neckar-Arena.

02.02.2017 UPDATE: 03.02.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 24 Sekunden

Ende eines spektakulären Spielfilms: "Hoffes" Adam Szalai (M. liegend) traf zum 4:4 im Hinspiel am 11. September in Mainz. Foto: APF

Von Joachim Klaehn

Zuzenhausen. Ein netter Kollege vom Fernsehen überlegte gestern lauter, wie er denn das Thema Hoffenheim anpacken könne, schließlich sei der Kraichgauklub seit Wochen und Monaten "sportlich eine problemfreie Zone". Dagegen ist nichts zu sagen, die TSG 1899 bestreitet bis dato eine erfolgreiche Runde, daran ändert auch das jüngste 1:2 bei RasenBallsport Leipzig nichts.

Hintergrund

(jog) Personell hat die TSG Hoffenheim doch das eine und andere Problem vor dem Duell mit Mainz. Im gestrigen Training hat sich Philipp Ochs einen Muskelfaserriss im Oberschenkel zugezogen und fällt bis auf weiteres aus. Sandro Wagner (Rotsperre) wird fehlen, Jeremy Toljan

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(jog) Personell hat die TSG Hoffenheim doch das eine und andere Problem vor dem Duell mit Mainz. Im gestrigen Training hat sich Philipp Ochs einen Muskelfaserriss im Oberschenkel zugezogen und fällt bis auf weiteres aus. Sandro Wagner (Rotsperre) wird fehlen, Jeremy Toljan und Lukas Rupp haben mit hartnäckigen Verletzungen zu kämpfen. Optimistisch ist Nagelsmann hingegen im Fall von Kevin Vogt. Trainer Nagelsmann sagt über ...

... die TSG-Personalsituation: "Kevin Vogt hatte zu Beginn der Woche noch einen Brummschädel, ist am Mittwoch aber ins Training eingestiegen. Ich gehe davon aus, dass er zur Verfügung steht. Danilo Soares braucht noch ein bisschen Zeit. Bei Jeremy Toljan hoffe ich, dass er nächste Woche wieder trai-nieren kann. Lukas Rupp macht Miniaturfortschritte. Sowohl wir als auch Lukas müssen weiterhin geduldig sein."

... das Fehlen von Wagner: "Natürlich hätte ich Sandro gerne dabei. Es ist ja nicht so, dass unsere Offensive ohne ihn wie ein Kartenhaus ist, das gleich in sich zusammenfällt. Gegen Schalke haben wir auch ohne ihn gespielt und ein sehr gutes Spiel abgeliefert. Wir haben einen gut besetzten Kader und andere Spielertypen, die ihn ersetzen können."

... das irre 4:4 in Mainz: "Wir hatten damals gegen die Mainzer Konter nicht die richtigen Mittel. Die Reaktion meiner Mannschaft nach den Rückständen war schon außergewöhnlich. Erst habe ich ein paar Kreuzzeichen gemacht, als endlich Halbzeit war. Dann hätte ich mir beim Tritt gegen eine Alu-Kiste vor lauter Frust fast den großen Zeh gebrochen. Zum Schluss hat mein Kollege Martin Schmidt drei Kreuzzeichen gemacht, dass sie nicht noch verloren haben."

... den neuen Rollrasen im Sinsheimer Stadion: "Wir freuen uns darauf, wieder gepflegt spielen zu können."

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Die allgemeine Gefühlslage ist bestens. "Temporär hat es an der Gefühlslage schon etwas geändert. Man merkt es mir schon an, wenn wir nicht gewinnen oder ein schlechtes Unentschieden haben, da bin ich dann nicht so gut gelaunt", sagte TSG-Cheftrainer Julian Nagelsmann, "die Niederlage in Leipzig ist ein Ansporn, es gleich wieder besser zu machen." RB sei einfach einen Tick besser gewesen, verlieren eben "Teil des Sports", niemand habe damit gerechnet, "dass wir 34 Spieltage unbesiegt bleiben."

Wesentlich mehr stört Nagelsmann offenbar ein ganz anderer Aspekt. Nachdem die gestrige Pressekonferenz schon beendet war und der Verein via Pressesprecher verkündet hatte, dass momentan erst 24.000 Tickets für das Heimspiel am Samstag (15.30 Uhr/Sky) gegen den FSV Mainz 05 verkauft seien, sah sich der 29-Jährige bemüßigt, einen außergewöhnlichen, eindringlichen Appell an die eigenen Fans zu richten. "Die Mannschaft und das Trainerteam würden sich sehr freuen, wenn die Hütte mal voll wäre", redete Nagelsmann über den Wermutstropfen im Hoffenheimer Freudenbecher, "es ist zwar kein klassisches Derby, aber zumindest ein sehr lokaler Gegner. Und ich glaube, die Bilanz unserer Heimspiele kann sich durchaus sehen lassen - von vergangenem Februar bis heute."

Nagelsmanns Worte lassen tiefer blicken. Am 11. Februar 2016 hatte er ein total verunsichertes Kollektiv von Huub Stevens übernommen. Saisonübergreifend hat "Hoffe" 16 Heimspiele (neun Siege, sechs Remis, eine Niederlage gegen Schalke) bestritten. In dieser Spielzeit holten die Blauen 17 ihrer 31 Pluspunkte zu Hause (4-5-0), die "Mainzelmännchen" gastieren 2016/17 als zehnte Elf in Sinsheim. Nagelsmann insistierend: "Die Unterstützung ist in den letzten Monaten deutlich besser geworden als sie schon mal war. Aber sie kann noch besser werden! Deswegen wäre es schön, wenn wir das Ding wieder mal vollkriegen. Und alle gegen uns pfeifen oder für uns jubeln, Hauptsache, es ist voll."

Spätestens da wurde klar: Da wollte einer gezielt das fußballinteressierte Publikum in der erweiterten Region wachrütteln. Ihm fehlt es an Wertschätzung einer Erfolgsserie, die sich nicht allein am medialen Echo, sondern auch an der zahlenden Kundschaft bemessen lässt. Nagelsmann erinnerte ans ereignisreiche 4:4 in Mainz im Hinspiel am 11. September: Die Anhänger hätten sogar freiwillig mehr Geld ausgegeben, "weil es so ein außergewöhnliches Spiel war".

Nagelsmann gilt als kluger Kopf, eine Spontanreaktion aus der Emotion heraus war der Aufruf sicherlich nicht. Nein, der Trainerperfektionist wollte ähnlich wie beim TSG-Team die letzten Prozentpunkte aus den Unterstützern herausholen, zumal er weiß, dass die Wahnsinnshinrunde keinesfalls mir nichts dir nichts zu kopieren ist.

Da passt es ins Bild, dass Geschäftsführer Frank Briel in seinem Leitartikel der neuesten Ausgabe des TSG-Magazins "Spielfeld" genauestens abwägt, wie eine angemessene Bewertung angesichts des steigenden Erwartungshorizontes ausfallen kann. Ja, die Mannschaft habe sich "anspruchsvolle Ziele gesetzt", sie habe aber gleichermaßen "darüber ihren gesunden Realismus nicht verloren", so ein ausbalancierender Briel, der seinerseits als Ex-Leistungsbasketballer die Gesetzmäßigkeiten des Sports kennt.

Nagelsmann erwartet gegen die Rheinhessen einen heißen Tanz. Das "Schmidteinander" hat nach dem Abgang von Yunus Malli zum VfL Wolfsburg auf dem Wintertransfermarkt zugeschlagen, versucht mit dem prominenten Neuzugang Bojan Krkic (Stoke City) und dem Schweden Robin Quaison (US Palermo) fortan die Malli-Lücke zu schließen. "Die Mainzer Einzelspieler sind aktuell ein bisschen schwer einzuschätzen, aber ihre grundsätzliche Spielanlage wird sich nicht verändern", sagte Nagelsmann. Er ist überzeugt davon, dass seine Jungs die richtige Antwort auf die erste Saisonniederlage in Leipzig gegen die Nullfünfer finden werden.

Fehlt nur noch die Rückenstärkung durch den "zwölften Mann" in der Rhein-Neckar-Arena. Die gestrige Botschaft des jungen Trainers war unmissverständlich. Mal sehen, wie sie ankommt.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
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