An der kurzen Leine

Potimao. Hoffenheims Rechtsverteidiger Andreas Beck macht sich nichts vor: "Der Abstiegskampf dauert bis zum letzten Spieltag"

11.01.2013 UPDATE: 11.01.2013 07:33 Uhr 2 Minuten
'Unterhaltungsprogramm' im eisigen Wasser des Hotelpools: Andreas Beck (r.) und Jannik Vestergaard. Foto: APF
Von Frank Enzenauer

Portimao. Zwischen Frühtraining und Mittagessen stampft Andreas Beck, 25, ins eisige Wasser des großen Swimming Pools neben dem Mannschaftshotel. Viel mehr Abwechslung ist nicht. Mal 'ne Massage, ein bisschen Fernsehen, zur Bettruhe um elf noch mit dem Zimmerkollegen Jannik Vestergaard plaudern, ansonsten haben sich die Hoffenheimer im Trainingslager in Portugal ganz aufs Kerngeschäft zu konzentrieren: Fußball, Fußball, Fußball. Cheftrainer Marco Kurz verzichtet bewusst auf teambildende Maßnahmen und anderen modernen Schnickschnack, selbst den Golfplatz an der Fünf-Sterne-Herberge Le Meridien in Portimao dürfen die Abstiegsbedrohten nicht nutzen zum Freizeitvergnügen. "Nicht schlimm", sagt Beck und lächelt. "Ich spiele sowieso kein Golf."

Der Rechtsverteidiger äußert im RNZ-Gespräch Verständnis für die Haltung seines neuen Trainers, der sehr auf Disziplin achtet, viel Wert legt auf Pünktlichkeit, eine einheitliche Kleiderordnung und Distanz zu den Reportern. "Das kann uns nur gut tun", meint Andreas Beck. "Wir hatten in der Vorrunde eine längere Leine, und das hat uns ja nicht so viele Punkte gebracht." Also: "Wir müssen die Zügel anziehen."

Seit dem Trainingsauftakt am 2. Januar hatten die Hoffenheimer keinen freien Tag, es wird schwer und häufig geübt für die Mission Bundesligaverbleib. "Ist doch klar, wir müssen noch eine Schippe drauflegen nach dieser verkorksten Vorrunde." Beck kennt die Schreckenszahlen genau: 41 Gegentore, zwölf Punkte, 16. Tabellenplatz, sieben Zähler von der Rettung entfernt. "Sieben Punkte sind 'ne Menge Holz", sagt er. "Wir sind mit einem Fuß tief im Schlamassel."

Auch für den neunmaligen Nationalspieler verlief die Hinserie frustrierend und arg enttäuschend. Im ersten Saisonheimspiel gegen Eintracht Frankfurt (0:4) wurde Beck vom damaligen Trainer Markus Babbel ohne Begründung auf die Tribüne verbannt, danach bei der 3:5-Niederlage beim SC Freiburg auf die Ersatzbank gesetzt, ehe er wieder auf der rechten Seite abwehren durfte, wie immer, seit er im Sommer 2008 vom VfB Stuttgart zur TSG 1899 Hoffenheim gewechselt war. Auf seinen Stammplatzverlust reagierte Beck trotzig, sagt er heute. "Ich hab' halt noch härter trainiert." Freilich profitierte er davon, dass die Neuzugänge Stephan Schröck (Greuther Fürth) und Patrick Ochs (VfL Wolfsburg) bei ihren "rechten" Einsätzen schwächelten. Beck hat jetzt keine Bange mehr, seinen Job wieder abgeben zu müssen. Dass 1899-Manager Andreas Müller für die Defensivabteilung fieberhaft nach zwei Verstärkungen fahndet, lässt ihn unbeeindruckt. Findet es total normal. "Wir können jeden guten Spieler gebrauchen", sagt Beck, "wir können ja nicht mit dem zufrieden sein, was wir bislang geleistet haben."

Ob mit oder ohne frischem Personal: Hoffenheim hat Hoffnung. Becks Erklärung: "Mittlerweile hat der Letzte begriffen, in welch' schwieriger Situation wir stecken. Es geht nur um den Klassenerhalt, und dieser Kampf dauert bis zum letzten Spieltag." Er appelliert an den Teamgeist: "Wir dürfen uns auch bei Rückschlägen nicht auseinanderdividieren lassen." Wie ein Kapitän spricht er. War er auch. Bis zum Rundenstart, als er freiwillig das Spielführeramt abgegeben hatte. Nun hält er das Bindentragen zumindest wieder für denkbar, auch wenn er dazu am liebsten "nichts sagen" würde. Andreas Beck ist Verteidiger, kein Offensivmann, auch verbal nicht. Also wartet er ab, wie die Wahl des neuen Mannschaftsrates ausgehen wird. Dann bestimmt der Trainer. Kurz hat das Sagen, in der Not sowieso.

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