1899 Hoffenheim lässt den Schwaben keine Chance

Stuttgart. 1899 Hoffenheim rast entgleistem VfB Stuttgart beim 3:0-Sieg davon. Joselu trifft zum ersten Mal

26.09.2012 UPDATE: 26.09.2012 22:25 Uhr 2 Minuten, 8 Sekunden
Traf erstmals für Hoffenheim in der Bundesliga: Der Spanier Joselu bejubelt sein 2:0 gegen den VfB Stuttgart.Foto: dpa
Von Achim Wittich

Stuttgart. Anfang der 1990er Jahre hatten Bruno Labbadia (46) und Markus Babbel (40) gemeinsam beim ruhmreichen FC Bayern die Fußballstiefel geschnürt. Am Mittwochabend trafen sich die beiden Ex-Profis mal wieder - an der Seitenlinie der Mercedes-Benz Arena in Stuttgart. VfB-Trainer Labbadia muss nach dem desaströsen 0:3 (0:1) gegen Babbels Hoffenheimer mehr denn je um seinen Job zittern. Für seinen alten Weggefährten hat sich dieses Thema glücklicherweise erst mal erledigt - Tagesgeschäft Fußball eben.

"Wir müssen gewinnen, egal wie der Gegner heißt", hatte Stuttgarts Krisenmanager Fredi Bobic vorm Derby Klartext gesprochen. Hoffenheims Neu-Manager Andreas Müller hielt nach dem Premierensieg dagegen: "Der Zug ist in die falsche Richtung gefahren, jetzt haben wir ihn erst mal angehalten."

Zehntausend Plätze blieben leer beim Treffen der beiden Kellerkinder. Nur 41.720 Fans wollten miterleben, wie ihr VfB in der Tabelle am badischen Nachbarn vorbeizieht. Diejenigen, die gekommen waren, hätten beinahe schon nach wenigen Sekunden gejubelt, doch Vedad Ibisevic - nach seiner abgelaufenen Sperre d e r Hoffnungsträger der Schwaben - legte zu uneigennützig auf Serdar Tasci ab. Stuttgarts Spielführer vergab, weshalb es zwei Minuten später Ibisevic lieber selbst versuchte. Sein Kopfball nach einer Sakai-Flanke zischte links am Tor von Koen Casteels vorbei.

Der Wiese-Vertreter durfte durchatmen, denn normalerweise versenkt der Ex-Hoffenheimer Ibisevic solche Großchancen im Tiefschlaf. Zwei Mal hatte er im März diesen Jahres beim 2:1-Erfolg der Schwaben in Sinsheim zugeschlagen. Sollte es wieder eine süße Ibisevic-Rache am alten Arbeitgeber geben?

Nein, denn fast im Gegenzug nahm Takashi Usami die komplette VfB-Abwehr auseinander. Hoffenheims japanischer Flügelflitzer tanzte mit den hilflosen Rot-Weißen griechischen Sirtaki und schob dann kaltblütig ein - das 0:1 (5.). Von diesem Schock sollte sich Labbadias Elf über 85 Minuten lang nicht mehr erholen. Nach zwölf (!) Minuten pfiffen die ersten VfB-Freunde, allein die Cannstatter-Kurve machte den von Babbel vorher erwarteten "Rabbatz".

Seinen Jungs war's egal. An der alten Wirkungsstätte vom Chef grätschte Torschütze Usami sogar in der eigenen Hälfte gnadenlos gegen Sakai (13.), um dann nach 20 Minuten einen Traumpass auf Johnson zu zaubern. Der Amerikaner bedankte sich jedoch nicht beim freundlichen Asiaten dafür, schoss Ulreich an. Firmino (35.), Williams mit einem furiosen Knaller (38.) und Joselu (45), abermals von Babbel gegenüber Eren Derdiyok favorisiert, hätten das verdiente zweite Tor noch vor der Pause nachlegen können. Der VfB war ein Torso, Labbadia fuchtelte teils verzweifelt am Spielfeldrand mit den Armen umher.

Es sollte noch bitterer für ihn werden. Real-Juwel Joselu durfte unter den Augen von Dietmar Hopp erstmals für "Hoffe" jubeln, netzte zwei Minuten nach dem Wechsel ein (47.). Spaniens Torrero machte früh die blutenden VfB-Stiere kampfunfähig. Johnsons 0:3 (58.) war der endgültige Todesstoß. Unglaublich: Danach verließen die ersten VfB-Anhänger entrüstet die Arena. Und die Treuesten der Treuen stimmten gar ein "Oh, wie ist das schön" an - bitter! Dafür sangen die knapp 500 Hoffenheimer fröhlich vor sich hin. Der TSG-Express nimmt allmählich ICE-Tempo auf, während der VfB völlig entgleist ist. "Diesen Sieg hat sich die Mannschaft verdient. Ich bin einfach froh über die drei Punkte", sagte Babbel nach dem ersten Sieg über den VfB in der Hoffenheimer Bundesliga-Geschichte.

Stuttgart: Ulreich - Sakai, Tasci, Niedermeier, Molinaro - Kvist(56. Kuzmanovic), Genthner - Okazaki (38. Traoré), Hajnal (46. Holzhauser), Cacau - Ibisevic.

Hoffenheim: Casteels - Beck, Delpierre, Compper, Johnson - Rudy, Williams - Vukcevic (87. Schröck), Firmino (82. Salihovic), Usami (67. Volland) - Joselu.

Schiedsrichter: Sippel (Würzburg); Zuschauer: 41.720; Tore: 0:1 Usami (5.), 0:2 Joselu (47.), 0:3 Johnson (58.); Beste: Usami, Johnson.

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