1899 Hoffenheim gibt nach

Keine Berufung gegen das Sportgerichtsurteil - Geschäftsführer Rettig: "Wollen uns nicht verrennen".

30.10.2013 UPDATE: 30.10.2013 05:00 Uhr 1 Minute, 53 Sekunden
Hoffenheim akzeptiert das Urteil des DFB-Sportgerichts zum ''Phantomtor'' im Spiel gegen Leverkusen. Foto: dpa
Von Frank Enzenauer

Heidelberg. Auf eine juristische Verlängerung hat die TSG 1899 Hoffenheim keine Lust, und schon gar nicht auf einen Kampf mit sehr geringen Gewinnchancen. Also gaben die Vereinsentscheider gestern Nachmittag nach ernsthaften Beratungen bekannt, dass sie das Urteil des DFB-Sportgerichts vom Montag akzeptieren, als der Vorsitzende Richter Hans E. Lorenz den Einspruch der Hoffenheimer gegen die Wertung der Bundesligapartie gegen Bayer Leverkusen am 18. Oktober (1:2) abgewiesen hatte. "Wir werden dieses Urteil anerkennen, da wir uns in einer ganz offenbar aussichtslosen Sache nicht verrennen wollen", erklärte am Dienstag TSG-Geschäftsführer Peter Rettig. Er fügte jedoch hinzu: "Dieser Entschluss ändert nichts daran, dass wir die Entscheidung des Gerichts als falsches Signal für den Fußball insgesamt ansehen."

Das DFB-Sportgericht berief sich auf eine sogenannte Tatsachenentscheidung durch Schiedsrichter Felix Brych, der einen Phantomtreffer von Leverkusens Stürmer Stefan Kießling (sein Kopfball flog durch ein Loch im Tornetz) in der 70. Spielminute zum 0:2 gewertet hatte. "Es bleibt ein fader Beigeschmack", sagte gestern Hoffenheims Profifußball-Leiter Alexander Rosen. "Wenn wir auch nur eine kleine Chance gesehen hätten, wären wir den Rechtsweg weitergegangen."

Mit Fassung reagierte TSG-Cheftrainer Markus Gisdol auf die nachgiebige Haltung des Vereins: "Ich bin natürlich enttäuscht, aber nicht überrascht." Jetzt sei höchste Aufmerksamkeit im Kerngeschäft angesagt, meinte Gisdol auch mit Blick auf das kommende (ausverkaufte) Heimspiel an diesem Samstag gegen Tabellenführer Bayern München. "Wir werden nun nach vorne schauen und uns wie immer bestmöglich auf die anstehenden Herausforderungen konzentrieren."

Immerhin moralische Unterstützung erhielten die Hoffenheimer vom nächsten Gegner. "Ich hätte mir genauso wie ganz Fußball-Deutschland ein Wiederholungsspiel gewünscht", sagte am Dienstag FC Bayerns Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge im vereinseigenen Internet-TV und kritisierte scharf, dass der DFB nicht den "Mut" aufgebracht habe, eine Entscheidung entgegen des Fußball-Weltverbandes Fifa zu treffen. "Ein Widerspruch zum Fairplay, der seinesgleichen sucht", sagte Rummenigge zum DFB-Urteil.

Zwar kommentierten die Medien vielfältig und höchst unterschiedlich den Gerichtsstreit um Kießlings Phantomtor, auch ist die Meinung weit verbreitet, menschliche Fehler seien im Sport zu tolerieren, doch der Druck auf DFB und Deutsche Fußball-Liga (DFL) wuchs in den vergangenen Tagen und die Forderungen nach einer schnellen Einführung der Torlinientechnik werden immer lauter. Schließlich betonte auch der Vorsitzende Richter Hans E. Lorenz bei seiner Urteilsverkündung: "Durch den Einsatz von Torlinientechnik wäre ein solcher Fall sicherlich vermeidbar gewesen."

Anders als bei der Frage "Wiederholungsspiel ja oder nein" können sich DFB und DFL in der Debatte um die Torlinientechnik nicht mehr hinter den Vorgaben der Fifa verstecken. Der Fußball-Weltverband hat bereits zwei verschiedene Systeme freigegeben und längst entschieden, dass die "GoalControl"-Technik eines deutschen Herstellers bei der WM 2014 in Brasilien eingesetzt wird.

Der Standpunkt der DFL ist bislang, dass es die Torlinientechnik in der Bundesliga frühestens zur Saison 2015/16 gibt. "Wir halten an unserem Plan fest, wir lassen uns nicht treiben", sagte Ligapräsident Reinhard Rauball. Die Spieler sind derweil mehrheitlich für die Einführung technischer Hilfsmittel. Nach einer Umfrage des Fachblatts Kicker sprachen sich schon im Juni fast 80 Prozent der teilnehmenden Profis dafür aus.

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