150 Fans sind bei der Premiere dabei
Die mitgereisten "Hoffe"-Fans sind wenig optimistisch - "Remis wäre gut"
Charkiw. (tob) Kurz bevor die Chartermaschine aus Baden-Baden mit dem Tross der TSG Hoffenheim an Bord am Dienstagnachmittag landete, parkte der Mannschaftsbus des Bundesligisten am Flughafen in Charkiw ein. Da waren einige der 150 Fans, die die TSG zum Champions-League-Duell gegen Schachtjor Donezk begleiten, gerade in der Ostukraine angekommen. Auch neun Mitglieder der "First Generation Supporters" aus Sinsheim hatten sich via Frankfurt und Kiew schon in der Nacht auf den weiten Weg gemacht.
Charkiw ist mit 1,4 Millionen Einwohnern nach Kiew die zweitgrößte Stadt der Ukraine und liegt rund 300 Kilometer nördlich von Donezk. Nach dem Kriegsausbruch im Donbass trug Abonnementmeister Schachtjor seine Heimspiele zunächst im westukrainischen Lwiw aus, seit anderthalb Jahren in Charkiw, weil der Zuspruch der Fans für den Klub von Oligarch Rinat Achmetov dort wegen der Nähe zu Donezk größer ist.
Aktuell führt die Mannschaft des portugiesischen Trainers Paulo Fonseca um eine Reihe von brasilianischen Spielern wie Linksaußen Taison die Liga wieder an. Die Mannschaft residiert und trainiert aber in Kiew - eine Konzession, um die Stars aus Südamerika zu halten.
Manchester City ist der Favorit in dieser Champions-League-Gruppe, die TSG streitet sich mit Olympique Lyon und Donezk um den zweiten Platz für die Ko.-Spiele. Angesichts von vielen verletzten und angeschlagenen Stammspielern sowie der jüngsten Pleite in der Liga bei Aufsteiger Fortuna Düsseldorf hält sich der Optimismus der Fans in Grenzen. Ein Remis wäre schon gut, lautete gestern der Tenor.
Nach drei Spieltagen mit nur drei Zählern in der Liga muss die TSG aufpassen, nicht auch den Auftakt in der Champions-League zu vermasseln. "Es ist definitiv nicht der Start, den wir uns erwünscht haben", klagt TSG-Torwart Oliver Baumann. Seit 2014 spielt der geborene Breisacher nach seinem Wechsel vom SC Freiburg für die Nordbadener. In den letzten beiden Spielzeiten war er ein Garant der Erfolge.
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Im Sommer erklärte Trainer Julian Nagelsmann, er wolle das Maximale erreichen - und das Maximale sei die Meisterschaft. Dass Tageshysteriker dies dem 31-Jährigen im Misserfolg vorhalten werden, nahm Nagelsmann in Kauf.
In der Mannschaft fand die mutige Ansage des Trainers positiven Anklang, Oliver Baumann sagt: "Ich finde es gut und richtig, sich hohe Ziele zu setzen - nur so kann man wirklich etwas erreichen. Ich gehe ohnehin in jedes Spiel so rein, dass ich es gewinnen möchte, und das ist auch die Einstellung des gesamten Teams. Was letztlich herauskommt, muss man sehen." Konstante Leistungen zu bringen, sei die "große Herausforderung" der TSG in dieser Saison, glaubt Baumann.
In Düsseldorf brachte eine vergebene Großchance von Andrej Kramaric die Elf aus dem Gleichgewicht, die anschließende "Wildheit" (Baumann) war schon öfter ein Problem der TSG nach Rückschlägen. In der Champions-League verlangt Baumann mehr Kompaktheit.
Baumann, ausgestattet mit einem Vertrag bis 2021, identifiziert sich total mit dem Klub. Er sagt: "Hier passt einfach vieles zusammen. Wir sind eine super Torhüter-Gruppe, jeder pusht den anderen, wir arbeiten hart in jeder Einheit.
Dazu kommt, dass Torwarttrainer Michal Rechner immer wieder neue Reize setzt." Im Lauf der Jahre ist Baumann immer reaktionsschneller geworden, gelegentlich geäußerte Ansprüche auf eine Nationalmannschaftsnominierung sind Ausdruck gewachsenen Selbstvertrauens.
Auf den schon im Sommer angekündigten Weggang von Trainer Nagelsmann zu RB Leipzig nach dieser Saison reagierte die Mannschaft zunächst emotional, dann professionell. Baumann erzählt: "Wir waren natürlich traurig über diese Nachricht, denn wir verlieren einen herausragenden Trainer. Auf der anderen Seite ist das eben das Geschäft."