1899 Hoffenheim

Nagelsmann schmunzelt die Wechselgerüchte weg

Vor dem Derby gegen Stuttgart verdichten sich die Anzeichen, dass TSG-Trainer Nagelsmann vorzeitig nach Dortmund wechselt

11.12.2017 UPDATE: 12.12.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 29 Sekunden

Schwierige Sichtverhältnisse: Julian Nagelsmann im Schneegestöber von Hannover. Foto: dpa

Von Joachim Klaehn

Zuzenhausen. Es sind doch eher unruhige Zeiten bei der TSG 1899 Hoffenheim geworden, was einerseits mit dem sportlichen Resultaten (in den letzten 15 Spielen gab’s wettbewerbsübergreifend lediglich drei Siege, sechs Unentschieden und sechs Niederlagen), andererseits aber auch mit dem permanenten Wirbel um Cheftrainer Julian Nagelsmann zusammenhängt. Nach dem enttäuschenden 0:2 (0:0) bei Hannover 96 und dem Kurssturz des börsennotierten Vereins Borussia Dortmund, bei dem Nagelsmann als Heilsbringer in naher Zukunft gehandelt wird, hätte Nagelsmann bei der turnusmäßigen Pressekonferenz am Montag etwas mehr Licht ins Dunkel des Monats Dezember bringen können. Der 30-Jährige verzichtete auf klärende Worte - und ein eindeutiges Bekenntnis zu seinem Arbeitgeber aus dem Kraichgau, bei dem er bis 2021 unterschrieben hat.

"Immer präsent geblieben"

Diesmal sind sich die Medienschaffenden in der Fußballrepublik einig: Nagelsmanns Engagement gilt nach dem "Notfalleinsatz" von Peter Stöger (befristeter Arbeitsvertrag bis 30. Juni 2018) als so gut wie sicher. Die wesentlichen Eckdaten des Trainertransfers von Hoffenheim nach Dortmund scheinen abgesteckt zu sein, sonst würde sich die im Profifußball exzellent vernetzte Bildzeitung in Sachen Schwarz-Gelb nicht so weit aus dem Fenster lehnen. "Und dann kommt Nagelsmann!", titelte das Blatt in der Montagsausgabe.

Der Korrespondent der Süddeutschen Zeitung, Freddie Röckenhaus (61), behauptet gar: "Wie man hört, hatte der BVB zunächst auch ganz aktuell versucht, Nagelsmann schon zu Weihnachten loszueisen - um eine Übergangslösung zu vermeiden. Die Gespräche sollen dann aber schnell als unrealistisch beendet worden sein." Der gebürtige Dortmunder Röckenhaus kennt den BVB wie seine Westentasche. Auch die Kollegen der Ruhr Nachrichten konstatieren auf Nachfrage, der Name von Nagelsmann sei beim Ballspielverein Borussia 09 "immer präsent geblieben". Boss Hans-Joachim Watzke und Co. würden nach den Trennungen von Thomas Tuchel und Peter Bosz eine langfristige Lösung präferieren. Ins Dortmunder Anforderungsprofil passt Nagelsmann bestens: Der BVB sucht nämlich einen deutschsprachigen Trainer, der alte Hierarchien im Team aufbricht, neue Strukturen schafft und vor allem auch menschlich zum besonderen Umfeld rund ums Heiligtum Signal Iduna Park passt. Nagelsmann verbindet Fachkompetenz mit Eloquenz, Schlagfertigkeit und Wortwitz.

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Die künftige Verbindung ins Revier schmunzelte Nagelsmann am Montag noch weg. "Ich weiß, das ist unfassbar hart für euch alle", entgegnete er den Medienvertretern, "keiner kann mehr schlafen. Ich auch nicht." Für eine tieferschürfende Berichterstattung, die über die gewohnten Fragen zu Hoffenheim und Blau-Weiß hinausgeht, zeigte der Shooting-Star der deutschen Trainerszene allerdings Verständnis: "Ich kann schon verstehen, dass mein Name medial gehandelt wird. Das ist jetzt nicht so verkehrt und grundsätzlich nichts Schlimmes. Ich würde unruhiger schlafen, wenn niemals mein Name fällt."

Nach RNZ-Informationen müsste der BVB im Sommer 2018 wohl rund eine achtstellige Summe an Ablöse hinblättern - unter Berücksichtigung einer Ausstiegsklausel, die im Falle eines Wechsels 2019 bei fünf Millionen Euro liegen soll. Und Hansi Flick, der neue TSG-Geschäftsführer Sport, so war aus gut unterrichteten Hoffenheimer Kreisen zu erfahren, habe prophylaktisch mit der Nachfolgersuche für Nagelsmann begonnen. Alles andere wäre auch angesichts der Gemengelage gefährlich.

Brisant und interessant: "Hoffes" Trainer trifft mit seinem Team vor Weihnachten auf den VfB Stuttgart (Mittwoch, 18.30 Uhr, Rhein-Neckar-Arena) und auf den BVB (Samstag, 18.30 Uhr) in Dortmund, ergo auch auf zwei potenzielle Jobkonkurrenten. VfB-Coach Hannes Wolf (36) bringt Dortmunder Stallgeruch mit sich, wäre eventuell ein Alternative, falls der Plan mit Topfavorit Nagelsmann doch noch scheitert. Der knochentrockene Österreicher Peter Stöger (51) gilt bei den Dortmunder Verantwortlichen zumindest als perfekte Zwischenlösung mit der Option auf mehr. So ist auch Watzkes Satz zu deuten: "Nichts ist in Stein gemeißelt", sagte der Borussen-Chef bei der Vorstellung des "Zeitarbeiters" Stöger am Sonntag, um sich Hintertürchen offen zu halten.

Geht Nagelsmann, steht Hoffenheim erneut vor einem personellen Umbruch. Sandro Wagner (FC Bayern) und Mark Uth (Schalke 04) suchen ohnehin neue Herausforderungen, Abwanderungsgelüste werden außerdem Andrej Kramaric, Nadiem Amiri und Kerem Demirbay nachgesagt.

Die letzte Liga-Spielwoche könnte aufregend und richtungsweisend für Hoffenheim sowie einen auf Nachfolge- und Selbstsuche gepolten BVB sein, ehe der Ball in der kurzen Winterpause bis Mitte Januar ruhen wird ...

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