Nagelsmann reloaded
Nach der Länderspielpause scheint Hoffenheims Trainer fest entschlossen, die Ergebniskrise mit drei Niederlagen nacheinander zu beenden
Von Nikolas Beck
Zuzenhausen. Niemand verliert gerne. Julian Nagelsmann schon gar nicht. Das Problem: Niederlagen gab es zuletzt für die TSG 1899 Hoffenheim eine ganze Menge. Drei mal nacheinander unterlag die TSG mit 1:2 in der heimischen Rhein-Neckar-Arena (Frankfurt, Manchester City, RB Leipzig). "Natürlich war ich richtig genervt", gab Trainer Nagelsmann am Donnerstagvormittag gerne zu. "Ich bin da ganz ehrlich - ich kann einfach nicht verlieren, ich will nicht verlieren und ich will auch nicht lernen, damit umzugehen." Und dann noch einmal: "Ich kann’s nicht, ich will’s nicht, ich mag es einfach nicht - und das wird auch so bleiben."
Es waren nicht die einzigen Einblicke in sein Seelenleben, die der 31-Jährige gewährte. Selbstverständlich habe er die Länderspielpause auch dazu genutzt nachzudenken. Über den kommenden Gegner sowieso - am Samstag (15.30 Uhr/Sky) geht’s zum 1. FC Nürnberg - aber auch über die eigene Arbeitsweise, die eigene Fußballphilosophie. Statistiken habe er in seine Überlegungen miteinfließen lassen. Beispielsweise jene, die besagt, dass seine Elf zwar ligaweit die zweitmeisten Großchancen herausspiele, allerdings auch kein Team mehr davon zulasse (14). Außerdem habe er viele Einzelgespräche mit seinen Spielern geführt. Das Ergebnis der Selbstreflexion: "Wir werden keineswegs von unserem sehr erfolgreich eingeschlagenen Pfad abweichen."
Rang 13 mit nur sieben Punkten aus sieben Spielen sei "gefährlich", so Nagelsmann, die aktuelle Phase eine "große Herausforderung". Da dürfe man auch mal sauer sein und hadern, jetzt freue er sich aber sogar darauf, diese Situation anzunehmen und wieder nach vorne zu schauen. Weil die Leistung generell eigentlich stimme, sei es eine "recht simple mathematische Wahrscheinlichkeitsrechnung", dass auch die Ergebnisse bald wieder besser werden: "Wenn wir nicht den Fehler machen, die Art und Weise und alles, was wir auf dem Platz machen, infrage zu stellen."
Es wird also trotz der mageren Punktausbeute keine Panikreaktionen geben. Im Gegenteil: Nagelsmann will sich auf seine Stärken besinnen. "Ich bin immer sehr gut damit gefahren, mutig zu wechseln, früh zu wechseln, lieber einen Stürmer mehr zu bringen als einen zu wenig", erinnerte er sich. Weil oftmals verletzungsbedingt gewechselt werden musste, Spieler schon angeschlagen in eine Partie gingen und generell die Personaldecke dünn war, sei er diesbezüglich zuletzt "ein wenig gehemmt gewesen". Nun lichtet sich das Lazarett endlich, Nagelsmann sieht vor allem in der Defensive wieder "Licht am Ende des Tunnels". Kasim Adams, Havard Nordtveit, Ermin Bicakcic und Stefan Posch sind wieder einsatzfähig, auch Florian Grillitsch und Leonardo Bittencourt sind auf dem Weg der Besserung, wenngleich Letzterer für morgen noch keine Option ist. Bei Dennis Geiger seien ebenfalls deutliche Fortschritte zu erkennen. Der 20-jährige Mosbacher werde aber auch in nächster Zeit erst mal nicht für einen Kaderplatz zur Verfügung stehen. Nagelsmann: "Er war sieben Monate raus, da müssen wir extrem aufpassen."
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Dennoch: Hoffenheims Trainer hat wieder mehr Optionen und kündigte an: "Aufgrund der größeren Spielerauswahl werde ich auf jeden Fall wieder zu meinem Cojones-Modell zurückkehren." Und für alle, für die seine Ansage noch nicht deutlich genug war: "Cojones ist Spanisch und heißt Eier."
Nagelsmann reloaded. Es wirkt ein bisschen so, als habe der Landsberger die Pause genutzt, um nicht nur Nico Schulz im DFB-Dress zu beobachten ("Natürlich macht es mich stolz, wenn meine Spieler in ihren Nationalmannschaften ihre Leistungen bringen, und dass man die Dinge, die man versucht, ihnen im Verein beizubringen, auch in der Nationalmannschaft sieht."), sondern auch, um die eigenen Akkus wieder aufzuladen. Nagelsmann war in Redelaune, wirkte gut gelaunt und fest entschlossen, die Ergebniskrise schon am Samstag beim Aufsteiger aus Nürnberg zu beenden.
Geht es nach dem "Hoffe"-Coach, gerne auch wieder mit einem Spektakel: "So wie ich meinen Trainerkollegen einschätze, wollen sie Fußball spielen und vor heimischem Publikum nicht zwingend einen Bus vorm Tor parken." Dass "Der Glubb" aber darauf bedacht sein wird, defensiv stabiler zu stehen als gegen Dortmund (0:7) und Leipzig (0:6) sei auch nicht unbedingt überraschend, so Nagelsmann.