1899 Hoffenheim

Mit einer Bierruhe auf der Überholspur

Der 20-jährige Österreicher Stefan Posch überzeugte beim glatten 4:0 gegen Leipzig als Hoffenheimer Abwehrchef

04.12.2017 UPDATE: 05.12.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 18 Sekunden

Ohne Fehl und Tadel gegen RasenBallsport: "Hoffes" Stefan Posch (r.) im Duell mit dem Leipziger Stürmer Yussuf Poulsen. Foto: Imago

Von Nikolas Beck

Sinsheim. Für Außenstehende scheint es ein Spiel zu sein, prädestiniert für einen wie Stefan Posch. Weil es für die TSG 1899 Hoffenheim am Donnerstag in der Europa League gegen Ludogorez Rasgrad um nichts mehr geht, hat Trainer Julian Nagelsmann bereits angekündigt, die ganz große Rotationsmaschine anzuwerfen. Er werde "viele junge und hungrige Spieler reinwerfen, die vielleicht noch nicht so oft bei den Profis auf dem Feld standen", so Nagelsmann. Er glaube, der Nachwuchs werde trotz feststehendem Europapokal-Aus "kräftig aufs Gaspedal drücken, einfach für die eigene Karriere". Posch, der 20-jährige Österreicher, wurde erst vor der Saison mit einem Profivertrag ausgestattet. Ihn wird man mit ziemlicher Sicherheit dennoch nicht auf dem Spielberichtsbogen finden. Posch braucht keine Spielpraxis, keine Gelegenheit, auf sich aufmerksam zu machen. Im Gegenteil: Er braucht sogar ganz dringend eine Pause.

Ruhig und abgezockt

Der junge Mann aus der Steiermark, der im Sommer 2015 vom österreichischen Bundesligisten Admira Wacker Mödling zu den Hoffenheimer A-Junioren gewechselt war, befindet sich im Kraichgau seit Wochen auf der Überholspur. Beim 4:0-Erfolg am Samstag gegen RB Leipzig machte er bereits sein elftes Spiel bei den Profis in dieser Saison. Und was für ein Spiel er machte. "Er war in der Zentrale fast noch besser als zuletzt auf den Halbpositionen", gab’s ein Sonderlob vom "Hoffe"-Coach.

Zwischen Lehrer und Schüler besteht ein ausgeprägtes Vertrauensverhältnis. Nagelsmann sei der beste Trainer, den er jemals gehabt habe, sagte Posch kürzlich der österreichischen Kleinen Zeitung. "Seine Trainings sind umfangreich, detailliert und für den Kopf sehr anspruchsvoll. Zudem redet er mit jedem Spieler, um jeden einzelnen zu verbessern", schwärmte der 1,88 Meter große Abwehrrecke.

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Nagelsmann wiederum baut auf Posch, gegen Leipzig sogar als Abwehrchef - trotz der Rückkehr des erfahrenen Benjamin Hübner. Er habe in der Zentrale nicht so viel Spielaufbau betreiben müssen wie sonst auf dieser Position der gegen Leipzig gesperrte Kevin Vogt, erklärte der Trainer, aber defensiv blieb Posch ohne Fehl und Tadel. "(Yussuf) Poulsen sehr gut im Griff gehabt, in vielen Situationen gut vorgedeckt und dem Gegner das eine oder andere Mal unangenehm auf den Füßen gestanden", bilanzierte Nagelsmann.

Ob Kapitän Vogt nun gar um seinen Stammplatz fürchten muss? Ganz so weit wollte TSG-Manager Alexander Rosen dann doch nicht gehen. Freilich war auch er begeistert vom abgezockten blonden Steirer. "Den Jungen scheint wirklich nichts aus der Ruhe zu bringen, ganz bemerkenswert", staunte Rosen. Er müsse sich mal erkundigen, aus welcher Region genau Posch eigentlich komme. Denn, so der Manager: "Die müssen dort eine Bierruhe haben."

Wir klären gerne auf: In Judenburg in der Steiermark, eine gute Autostunde von Graz entfernt geboren, schnürte Posch erstmals die Fußballschuhe für die TUS Kraubath. Von dort ging es über den Donawitzer Sportverein Leoben über den Grazer AK und Sturm Graz zur Admira und weiter in den Kraichgau.

Mit seiner Herkunft - Posch selbst sagt er komme aus Graz - habe seine "Coolness" aber nichts zu tun, sagte der Newcomer. "Ich bin einfach allgemein eher ein ruhiger Charakter, das ist auch auf dem Platz so", diktierte Posch genauso unaufgeregt in die Journalistenblöcke wie er Fußball spielt. Und weiter: "Es ist wichtig, dass man Ruhe am Ball ausstrahlt." Eine Lieblingsposition habe er nicht. Als Vorbilder nennt der Anhänger von Real Madrid die Real-Verteidiger Sergio Ramos - weil dieser immer 100 Prozent gebe und torgefährlich sei - und Raphael Varane. Letzterer habe eine ähnliche Spielanlage und sich schon in jungen Jahren bei einem großen Klub durchgesetzt.

Keine Frage, Hoffenheim ist nicht Madrid. Aber zumindest bei der TSG gehört auch der Österreicher längst zum Stammpersonal. Einen Einsatz beim Schaulaufen in der Europa League am Donnerstag (19 Uhr) braucht Stefan Posch gewiss nicht mehr.

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