1899 Hoffenheim in Eppingen

Alles andere als eine Landpartie gegen Queens

Beim Testspiel der TSG Hoffenheim gegen die Queens Park Rangers erweist sich der VfB Eppingen als erstklassiger Gastgeber

22.07.2018 UPDATE: 23.07.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 56 Sekunden

Artistisch: David Otto erzielt das 2:0 für die TSG 1899 Hoffenheim gegen die Queens Park Rangers. Fotos: Siegfried Lörz

Von Eric Schmidt

Eppingen. Es gab dann doch noch Wasser - allerdings zum völlig falschen Zeitpunkt. Kaum hatte die zweite Halbzeit begonnen, fing es zu nieseln an in der HWH-Arena des VfB Eppingen. Aus dem Sprüh- wurde später Dauerregen, bis schließlich ein Platzregen über dem Rasen des Stadions niederging. Etliche Fans ergriffen die Flucht und nutzten einen der drei neuen Notausgänge, um sich ins Trockene zu bringen - von den 2600 Zuschauern erlebten nicht mehr alle das Ende des Testspiels zwischen der TSG 1899 Hoffenheim und den Queens Park Rangers mit. "Schade. Es hat sich dann doch etwas verlaufen", bedauerte Stefan Wild, der 2. Vorsitzende.

Den großen Regen, den hätte der Fußball-Verbandsligist vor dem 2:2-Unentschieden zwischen "Hoffe" und den "Hoops" gebrauchen können. In der Vorbereitung auf den deutsch-englischen Schlagabtausch musste der VfB Schwerstarbeit leisten, um der Hitze zu trotzen. "Pfffft", "pfffft", "pfffft": Die Sprinkleranlagen spritzten im Akkord - so trocken wie in der Sahara war es im Kraichgau in den vergangenen Wochen gewesen. "Die Wasserrechnung wird hoch sein", befürchtet Wild.

Immerhin: Die Mühen der Greenkeeper haben sich gelohnt. Der Platz in der HWH-Arena glich einem grünen Teppich, die Queens Park Rangers, an englischen Rasen gewöhnt, fühlten sich wie zu Hause. Auch Julian Nagelsmann wollte nicht klagen. Vor zwei Jahren hatte der TSG-Trainer nach einem Testspiel auf der Viehweide in Heilbronn über den unebenen Untergrund gelästert ("In der Mitte geht es in den Keller. Ich weiß nicht, ob da ein Weinkeller ist"), in Eppingen war sogar er zufrieden. "Als das Wetter schlecht wurde, hat man aber schon gemerkt, dass der Platz an seine Grenzen kam", erklärte Nagelsmann.

Er und seine Mannschaft freuten sich über 2600 Schaulustige und über die besondere Atmosphäre in der HWH-Arena. Hohe Tribünen, ein Zaun auf allen Seiten: Der "Käfig" in Eppingen ist kein Dorfsportplatz und ein Spiel dort keine Landpartie."Hervorragend. Ich bin echt begeistert", staunte TSG-Manager Alexander Rosen bei seinem Antrittsbesuch in der Fachwerkstadt und lobte den Gastgeber: "Von der Kulisse und der Organisation war es eines der besten Testspiele, seitdem ich in Hoffenheim bin."

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100 Helfer waren im Einsatz und taten alles, um größere Stör- und Zwischenfälle zu verhindern. Auch die VfB-Kicker der ersten und zweiten Mannschaft standen ihren Mann. Detlef Liehs, der Coach der "Zweiten", arbeitete als Streckenposten in der Waldstraße, Manuel Hecker als Ordner am Eingang - Cheftrainer David Pfeiffer kümmerte sich derweil um die Vips im Klubhaus. Eine besondere Position nahm Kai Sauer ein. Zusammen mit Stürmer Kevin Haas schirmte der 30-Jährige hinter einem rot-weißen Absperrband den Kabinentrakt ab - für Sauer der perfekte Job. Als Torwart lässt er ohnehin nichts und niemanden an sich vorbei. "Ich hab’ mich sofort gemeldet, als ich gefragt wurde", erklärte Sauer.

Damit es nicht nur Fußball satt gab, hatte das Organisationsteam um Claus Ebinger für die entsprechende Verpflegung gesorgt: 1000 Steaks, 1700 Grillwürste, 30 Fässer Bier. Im Vip-Raum tischte das Catering Fingerfood, Geschnetzeltes mit Spätzle, einen Kartoffeleintopf sowie Kaffee und Kuchen auf. Hamburger wurden nicht serviert, die haben die "HSV"-Killer ja schon 1974 vernascht. Einige Spieler der legendären Mannschaft, die den Hamburger SV aus dem DFB-Pokal warf, gehörten zu den Ehrengästen: Klaus Kaltwasser, Volker Gebhard, Arthur Wirth, Gerd Störzer, Ewald Paa und Raimund Lietzau. Dass der VfB hohen Besuch bekam, freute die Helden von einst. "Das war mal wieder ein Highlight. Eppingen hat sich das verdient. Das ist ein richtiges Schmuckkästchen geworden hier", sagte Gebhard. "Eigentlich müsste es jedes Jahr so ein Event geben", ergänzte Kaltwasser, während Raimund Lietzau lobte: "Eppingen hat es granatenmäßig gemacht."

Lietzau traf am Samstag noch auf einen anderen Weggefährten. Peter Görlich, der Geschäftsführer der TSG Hoffenheim, stand 1991/1992 im Tor, als der SV Schwetzingen unter der Regie des Trainers Lietzau mit 2:1 beim VfB Eppingen gewann. Auch "Hoffe" selbst hat früher so manche Schlacht im "Käfig" geschlagen - und verloren.

Wie stark Hoffenheim 2018/2019 ist? Raimund Lietzau gibt nicht viel auf Testspiele. Aber ein paar Eindrücke konnte er schon gewinnen am Samstag. Er hält große Stücke auf Oliver Baumann, auf Kerem Demirbay ("ein feines Füßchen") und auf Abwehrchef Kevin Vogt: "Er sollte nie ausfallen." Handlungsbedarf sieht der ehemalige TSG-Coach im Sturm.

Ach ja: Der Regen konnte dem Vereinsheim des VfB Eppingen am Samstag nichts anhaben. 2004, als "Hoffe" schon einmal ein Testspiel beim VfB bestritt, hatte es ins Klubhaus und ins gemeinsame Büfett geregnet; "Geschnetzeltes mit Getröpfeltem", spottete die lokale Presse damals. "Geschnetzeltes mit Getröpfeltem" gab es dieses Mal nicht - das alte Klubhaus wurde inzwischen durch ein neues ersetzt. Außerdem bekamen die "Hoffe"-Profis ihr Essen als Lunchpaket mit auf den Weg: Dinkelbrötchen mit Frischkäse, Putenstreifen und Avocado.

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