1899 Hoffenheim in der Champions League

Dabei sein ist längst nicht alles

"Hoffe" strebt am Dienstag gegen Olympique Lyon couragiert den ersten Dreier an – Nagelsmann: "Ein sehr gutes Gefühl"

22.10.2018 UPDATE: 23.10.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 39 Sekunden

Der Brasilianer Joelinton (M.) jongliert am Montagabend beim Abschlusstraining in Zuzenhausen mit dem Ball. Foto: APF

Von Joachim Klaehn

Sinsheim. Julian Nagelsmann strahlte Optimismus und Lockerheit aus. Die TSG 1899 Hoffenheim will auf der großen, internationalen Fußball-Bühne nicht nur Lob ernten, sondern möglichst zeitnah Zählbares fürs Tableau einfahren. Dazu besteht bereits am Dienstagabend (21 Uhr/DAZN) gegen Olympia Lyon die Gelegenheit, im zweiten Heimspiel der Champions League den ersten Dreier einzufahren, um sich alle Möglichkeiten in der Gruppe F zu bewahren. "Ein Sieg wäre bedeutend, damit wir die Chance haben, weiterzukommen", sagte Nagelsmann bei der kurzweiligen Pressekonferenz am Montag im Stadionbauch, "wir haben in Nürnberg Selbstvertrauen getankt. Wir sind gut drauf, ich habe ein sehr gutes Gefühl."

Die richtige Wortwahl traf auch Dolmetscher Daniel Barsan (44). Der gebürtige Mannheimer übersetzt bei zahlreichen Fußball-Ereignissen, insbesondere für die französische "Übermannschaft" Paris-St. Germain. Vergangene Woche war Barsan ferner beim Länderspiel zwischen Weltmeister Frankreich und Deutschland in Saint-Denis aktiv.

"Nagelsmann ist nicht so leicht zu übersetzen", sagte Barsan auf RNZ-Nachfrage. Der Mann, der Deutsch, Französisch und Englisch aus dem Effeff beherrscht, wusste indes, was auf ihn zukam. Als "Hoffe" in der letztjährigen Champions-League-Qualifikation den FC Liverpool empfing, demonstrierte Barsan ebenfalls seine Übersetzungskünste.

"Julian Nagelsmann und Jürgen Klopp waren eine echte Herausforderung", meinte Barsan mit einem breiten Schmunzeln im Gesicht, "sie haben sehr viel über Taktik und zu bespielende Räume geredet, da bin ich ganz schön ins Schwitzen gekommen."

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Auch der aktuelle Fünfte der Ligue 1 aus der südostfranzösischen Metropole soll die Stärken des ambitionierten Dorfklubs zu spüren bekommen. Nagelsmann will mit seinem Team das nächste Kapitel in der vergleichsweise jungen Vereinshistorie schreiben. "Es ist auf jeden Fall realistisch, drei Punkte zu holen", so die unmissverständliche Kampfansage des jungen Trainers, den die bisherigen Auftritte gegen Schachtar Donezk (2:2) und Favorit Manchester City (1:2) in seiner Einschätzung bestärken, nicht nur konkurrenzfähig in Europas Beletage zu sein, sondern auch den sehnlichst erwarteten ersten Coup zu landen.

Dabei sein ist für die "Nagelsmänner" längst nicht alles. Man werde vielmehr mit dem gleichen Engagement und der gleichen Courage ins Match gehen. "Das ist die Haltung, das ist unsere Mentalität", so Manager Alexander Rosen über eine gewohnt mutige Herangehensweise gegen den siebenfachen Meister aus Frankreich.

Nagelsmann erwartet einen spielfreudigen, unberechenbaren Kontrahenten, der durch den Auswärtserfolg bei ManCity (2:1) für den Paukenschlag des ersten Spieltags gesorgt hatte. "Sie haben viele Hasardeure, die frei von der Seele wegspielen", charakterisierte der TSG-Trainer Olympique Lyonnais, so der offizielle Name des Klubs. Die ganz große Stärke der Gäste sei "ihre Unbekümmertheit". "Auf allen Offensivpositionen haben sie sehr gute Eins-gegen-eins-Spieler", analysierte Nagelsmann die Rot-Blau-Weißen, "der Schlüssel ist, gut zu verteidigen."

In ähnlicher Art und Weise beurteilte auch "Hoffes" Kapitän Kevin Vogt die Grundeigenschaften der neben PSG und dem AS Monaco dritten Macht aus dem Hexagon. "Das sind vorne richtige Kaliber", konstatierte Vogt. Explizit nannte er Moussa Dembelé und den Niederländer Memphis Depay.

Studiert vorab das Stadionmagazin zur Champions League: Hoffenheims Trainer Julian Nagelsmann. Foto: APF

Letzterer hatte vor zehn Tagen beim 0:3 in Amsterdam die Abwehr der DFB-Auswahl phasenweise schwindlig gespielt. Vogt räumte vor der richtungsweisenden Partie ein: "Eine gewisse Anspannung ist da, aber die Vorfreude überwiegt defintiv." Was der TSG bis dato außer Anerkennung und beachtlichen Leistungen im Portfolio noch fehlen würde, sei "nur ein Dreier."

Die Personalsituation hat sich bei den Hausherren merklich entspannt. Ishak Belfodil, der in der Jugend von Olympique agierte und dort erste Erfahrungen im Profibereich sammelte, sowie Joshua Brenet sind laut Nagelsmann nach überstandenem Magen-Darm-Virus wieder einsatzfähig.

Bis auf Hübner, Geiger, Rupp, Amiri (alle langzeitverletzt) und Bittencourt (Bauchmuskelzerrung) können die Kraichgauer aus dem Vollen schöpfen. Nach zuletzt schwierigen Wochen mit weniger Handlungsoptionen bezüglich des Kaders sicherlich eine gute, vielversprechende Nachricht.

Die TSG hofft wie beim Heimdebüt gegen ManCity am 2. Oktober auf ein stimmungsvolles Ambiente. "Diejenigen, die da sind, sollen auch brüllen", animierte Nagelsmann prophylaktisch die Kulisse. Rund 24.500 Zuschauer, darunter rund 1000 Lyon-Fans, werden erwartet. Damit ist die Sinsheimer Arena an der Autobahn A6 mit einer Champions-League-Kapazität von 25.641 Besuchern nicht ganz ausverkauft. Der Heimbereich ist freilich rappelvoll, Tickets für den Gästebereich gibt es nicht mehr zu kaufen.

"Hoffe" genießt das Scheinwerferlicht auf der Bühne des lukrativsten Fußball-Wettbewerbs in Europa. Das war am Montag bis in die letzten Winkel des Stadions bei allen Beteiligten zu spüren.

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