1899 Hoffenheim

Hass-Plakate gegen Hopp weg oder kein Spielanpfiff?

Hoffenheims Sandro Wagner hat in Köln Spaß, aber ein Teil der sogenannten FC-Fans bewegt sich auf unterstem Niveau

06.11.2017 UPDATE: 07.11.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 7 Sekunden

Seht her, so wird’s gemacht: Doppel-Torschütze Sandro Wagner in seiner Lieblingspose. Foto: APF

Von Achim Wittich

Köln. Sandro Wagner ist immer für einen Spaß zu haben. Weniger auf dem Rasen, wo Hoffenheims Torjäger viel einstecken muss - und viel austeilt. Nach den Spielen der TSG ist der Nationalstürmer - erst recht nach Siegen - ein beliebter Gesprächspartner für die Berichterstatter. "Akpogomba, oder wie heißt er", fragte Wagner am Sonntag nach dem 3:0 (1:0)-Sieg in der Mixed-Zone des Kölner Stadions in die Runde und hatte die Lacher auf seiner Seite: "Guter Spieler. Aber ich weiß nicht, wie man ihn ausspricht", fügte Wagner lässig hinzu.

Hintergrund

Ignorieren?

Ein Einwurf von Achim Wittich

Dieter Hecking machte nach dem 3:1-Sieg seiner Gladbacher in Sinsheim den Medienleuten folgenden Vorschlag: "Am besten berichtet ihr gar nicht mehr darüber", riet der VfL-Trainer. Die Ultras der Borussia

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Ignorieren?

Ein Einwurf von Achim Wittich

Dieter Hecking machte nach dem 3:1-Sieg seiner Gladbacher in Sinsheim den Medienleuten folgenden Vorschlag: "Am besten berichtet ihr gar nicht mehr darüber", riet der VfL-Trainer. Die Ultras der Borussia hatten wie gewohnt ihrer Abneigung gegen Dietmar Hopp stimmgewaltig und plakativ auf peinlichste Art und Weise Ausdruck verliehen. TSG-Sportdirektor Alexander Rosen stellte fast schon resignierend die Frage: "Was sollen wir machen. Einfach ignorieren?"

Hopp leitet nun zum x-ten Male juristische Schritte ein. Allein: Die Unbelehrbaren unter den gegnerischen Stehplatz-Gröhlern wird das mit Sicherheit nicht im Geringsten kümmern oder gar zur Einsicht bewegen. Dafür ist ihr intellektueller Horizont einfach zu begrenzt. Ganz im Gegenteil: Gerade durch das aktive Vorgehen gegen diejenigen, die ein Stadion zum Ausleben ihres Lebensfrustes nutzen, fühlt sich der Fußball-Mob erst richtig befeuert.

Und: Einige unter den Hoffenheimer Südkurven-Stammgästen haben sich leider auch schon das ein oder andere Mal daneben benommen. Bundesliga-Alltag eben. Schade.

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Hoffenheims zentraler Angreifer wird sich den Namen seines Teamkollegen bald besser merken können, denn Kevin Akpoguma stellte in der Domstadt nicht zum ersten Mal unter Beweis, dass er mehr als nur eine Notlösung für die aktuell noch verletzten Benjamin Hübner oder Ermin Bicakcik sein kann.

Der 22-jährige Innenverteidiger, der am 21. April im Zweitliga-Spiel von Fortuna Düsseldorf gegen den FC St. Pauli einen Halswirbelbruch erlitten hatte und nur knapp dem Rollstuhl entgangen war, zeigte bei den Geißböcken eine tadellose Leistung. Er war nicht der einzige aus der Abteilung "Jugend forscht" beim Tabellenfünften. Stefan Posch (20) erledigte seinen Job als Defensivkraft ebenso bravourös.

Das lag auch daran, dass sein österreichischer Landsmann Florian Grillitsch, ebenfalls erst 22 Jahre alt, einen Sahnetag im Nieselregen erwischt hatte und prächtig organisierte. "Auf der ’Sechser-Position’ nahe am Optimum, herausragend", befand Sportdirektor Alexander Rosen. Der Hochgelobte blieb cool und noch etwas einsilbig. "Ich finde mich immer mehr zurecht", blieb Grillitsch bescheiden.

Auf seiner Position hatte bereits einige Male Dennis Geiger (19) für positive Schlagzeilen gesorgt. Diesmal beorderte ihn sein Trainer Julian Nagelsmann einige Meter weiter nach vorne - und Geiger löste diese Aufgabe auf seine Art. Der nur 1,72 Meter große Mittelfeldspieler brachte "Hoffe" mit 1:0 in Führung (10. Minute) und hätte fast noch seinen zweiten Treffer nachgelegt (35.). Alles gut also beim Europa-League-Teilnehmer?

Nicht ganz, denn einige sogenannte Kölner Fans sorgten zum wiederholten Mal für einen Eklat. Schon um 15.10 Uhr, zwanzig Minuten vor dem Anpfiff, sahen sich die Unverbesserlichen genötigt, ihre unsäglichen Schmähgesänge gegen Hoffenheims Mehrheitseigner Dietmar Hopp ins weite Rund zu brüllen.

Obwohl FC-Geschäftsführer Alexander Werle im Stadionmagazin dazu aufgefordert hatte, von Beleidigungen gegenüber Hopp abzusehen, konnten es sich ein Teil der Anhänger des Tabellenletzten nicht verkneifen, zudem zwei trotz gründlicher Sicherheitskontrollen ins Stadion geschmuggelte Plakate untersten Niveaus zu präsentieren.

Auf Seiten der TSG ist die Reaktion unmissverständlich, zumal die unbelehrbaren Kölner bereits im Frühjahr bei der Partie gegen Hoffenheim mit zwei Bannern völlig daneben lagen und vom DFB-Sportgericht mit einer hohen Geldstrafe (35.000 Euro) belegt wurden.

"Einfach widerlich", nannte 1899-Geschäftsführer Sport Hans Flick die neuerlichen Diffamierungen und kündigte an, dass die TSG eine Entschuldigung der Rheinländer nicht mehr akzeptieren werde. Wie bereits mehrfach in der Vergangenheit geschehen, wird Dietmar Hopp Strafanzeige gegen die Übeltäter erstatten.

Christian Schickhardt, der Anwalt des 77-Jährigen, geht sogar noch weiter: "Wenn in Zukunft solche Plakate in den Kurven hängen, darf das Spiel nicht mehr angepfiffen werden. Welcher Verein seine Kurve nicht im Griff hat, der ist nicht in der Lage, ein Bundesliga-Spiel auszurichten."

Am 18. November geht es für "Hoffe" mit dem Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt weiter. Die SGE-Fans mögen den Ex-Darmstädter Sandro Wagner überhaupt nicht und verunglimpfen ihn regelmäßig. Wagner lächelt das ungerührt weg. Das ist stark.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
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