1899 Hoffenheim

Gegen Hannover 96 steht die "Vier" im Visier

Warum sich die TSG vor dem Spiel gegen Hannover am heutigen Freitagabend ausgerechnet Bayer Uerdingen zum Vorbild nimmt

26.04.2018 UPDATE: 27.04.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 41 Sekunden

Überflieger: Serge Gnabry (r.) soll "Hoffe" vor seinem Wechsel nach München in die Champions League schießen. Foto: APF

Von Nikolas Beck

Zuzenhausen. Der Name Bayer 05 Uerdingen ist eher etwas für Fußballhistoriker. So mancher mag sich noch an das "Wunder von der Grotenburg" erinnern: Am 19. März 1986 drehte der Krefelder Stadtteilverein einen 1:3-Pausenrückstand nach der 0:2-Niederlage im Hinspiel des Viertelfinalduells gegen Dynamo Dresden im Europapokal der Pokalsieger mit sechs Toren im zweiten Durchgang, siegte 7:3 und zog ins Halbfinale ein. 2007 gab’s dafür von über 200 Journalisten, Trainern und Spielern im Rahmen einer Umfrage vom "11 Freunde"-Magazin die Auszeichnung zum größten Fußballspiel aller Zeiten. Im selben Jahr stellte der Verein, der da schon als KFC 05 Uerdingen firmierte, den bereits dritten Insolvenzantrag binnen vier Jahren.

Derzeit steht der KFC als Tabellenführer der Regionalliga West immerhin wieder vor dem Aufstieg in die Dritte Liga, zwischenzeitlich war er bis in Oberliga Niederrhein abgestürzt. Und dennoch nimmt sich die TSG 1899 Hoffenheim vor dem heutigen Heimspiel (20.30 Uhr/Eurosport 2 HD Xtra) eben ausgerechnet Bayer Uerdingen zum Vorbild.

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Denn den damaligen Europapokaldebütanten gelang nach besagtem Halbfinaleinzug als letztem Klub das Kunststück, dank Rang drei in der Liga im folgenden Jahr erneut international zu spielen. Dass 31 Jahre später heuer die TSG kurz davorsteht, nach ihrem kurzen Abstecher durch Europa in dieser Saison abermals unter die ersten Sechs zu kommen, ist für Trainer Julian Nagelsmann ein Beleg dafür, dass seine Mannschaft eine "außergewöhnlich gute Saison" spiele.

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Seit nunmehr acht Partien ist sie ungeschlagen, so lange wie kein anderer Bundesligist. Dass jetzt die Sommerpause naht, ist für Nagelsmann kein Problem. "Deutscher Meister wären wir nicht mehr geworden, auch wenn die Saison noch fünf Spieltage länger dauern würde", gab er auf der gestrigen Pressekonferenz in bekannt launiger Manier zu Protokoll: "Wir sind einfach froh, dass wir im Flow sind und so möchten wir es auch zu Ende bringen."

Gelingt am Abend gegen die Niedersachsen der nächste Dreier, zieht Hoffenheim - zumindest für eine Nacht - vorbei an Bayer Leverkusen, das morgen Abend Stuttgart empfängt. "Mit einem Sieg wäre es natürlich ein Vorteil, dass wir vorlegen können", so der "Hoffe"-Coach. Um die restlichen Begegnungen des drittletzten Spieltags ganz entspannt verfolgen zu können, "müssen wir aber erst einmal unsere Hausaufgaben machen."

Die Langzeitverletzten Dennis Geiger und Stefan Posch werden dabei genauso wenig mithelfen können wie Mittelfeld-Regisseur Florian Grillitsch, der wegen seiner fünften Gelben Karte im Spiel gegen Leipzig diesmal zuschauen muss. Und auch Benjamin Hübner (Oberschenkelprobleme) wird nicht spielen können, "falls nicht noch ein Wunder geschieht", so Nagelsmann, der sich von einem möglichen Ausfall seines zweikampfstarken Stammverteidigers nicht aus der Ruhe bringen lässt. Schließlich verfüge er mit Havard Nordtveit und Ermin Bicakcic über adäquaten Ersatz. Für Grillitsch wird wohl der lange Verletzte Nationalspieler Kerem Demirbay zum ersten Mal wieder von Beginn an randürfen.

Ob "Hoffe" seinen Lauf fortsetzen kann, wird wieder maßgeblich von Serge Gnabry abhängen. Fragen zu den WM-Chancen des künftigen Münchners, der sich seit Wochen in Gala-Form präsentiert, kann Nagelsmann zwar nicht mehr hören. Gestern musste er sich aber zur Freizeitgestaltung seines Angreifers äußern. Gnabry hatte sich das Champions-League-Spiel der Münchner gegen Real Madrid vor Ort angesehen. Ein Trip nach Bayern, zwei Tage vor einem eigenen Bundesligaspiel? Mit ihm abgestimmt sei das nicht gewesen, sagte Nagelsmann: "Wäre ja noch schöner, wenn jeder Spieler seine Freizeit mit mir abspricht."

Er finde solch einen Ausflug aber auch nicht dramatisch: "Wenn ich nach München fahre, brauche ich ungefähr zweieinhalb Stunden. Also sitzt er zweieinhalb Stunden. Dann läuft er ein bisschen im VIP-Bereich rum und schaut sich das Spiel an. Ich glaube nicht, dass das jetzt so extrem anstrengend ist." Im Abschlusstraining aber, so versprach es Nagelsmann mit einem Augenzwinkern, werde er seinen Schützling fragen, ob er müde sei. Mit Rang vier im Visier werden etwaige Störfeuer bei der TSG souverän weggelächelt.

Apropos: Auch in Uerdingen war "Die Vier im Visier" einst zum Saisonmotto ausgerufen worden, als es um die Qualifikation zur dreigleisigen Regionalliga ging - am Saisonende stiegen sie stattdessen ab. Wenngleich Julian Nagelsmann mit Bayer Uerdingen Kindheitserinnerungen verbindet ("Die hatte ich damals als erste Mannschaft in meinem Panini-Album voll"): Als Vorbild dienen die Krefelder eben nur bedingt.

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