Augsburg will am heutigen Samstag in Sinsheim überraschen
Der als Abstiegskandidat in die Saison gestartete FC Augsburg will gegen 1899 Hoffenheim seine Rolle als Überraschungsmannschaft bestätigen.
Von Maik Rosner
Augsburg. Dass Manuel Baum nicht viel von Statistiken hält, hat er schon oft zum Ausdruck gebracht. Etwas aus vorherigen Ergebnissen abzuleiten, sieht der Trainer des FC Augsburg mit einiger Berechtigung als wenig sinnvoll an. Unabhängig davon, ob die bisherige Bilanz für oder gegen seine Mannschaft spricht.
Hintergrund
Bisherige Bilanz
Dritter gegen Sechster: Hoffenheim gegen Augsburg ist ein Topspiel an diesem Wochenende. In bislang zwölf Bundesligaduellen hat die TSG die Nase vorn: Sechs Siegen stehen jeweils drei Niederlagen und drei Remis gegenüber. Auch das Torverhältnis spricht
Bisherige Bilanz
Dritter gegen Sechster: Hoffenheim gegen Augsburg ist ein Topspiel an diesem Wochenende. In bislang zwölf Bundesligaduellen hat die TSG die Nase vorn: Sechs Siegen stehen jeweils drei Niederlagen und drei Remis gegenüber. Auch das Torverhältnis spricht für das Team von Julian Nagelsmann - 17:11. In den bisherigen sechs Heimspielen ist die TSG bei drei Siegen noch ungeschlagen.
Es sagte ...
"Es wird immer eine besondere Beziehung bleiben, die TSG war mein erster Verein in Deutschland. Ich habe dort viel gelernt und mitgemacht." - Michael Gregoritsch, vor der Saison vom HSV nach Augsburg gewechselt, über seine Vergangenheit in Hoffenheim.
So könnten sie heute beginnen
Hoffenheim: Baumann - Nordtveit, Vogt, Hübner - Kaderabek, Zuber - Geiger - Demirbay, Amiri - Wagner, Kramaric.
Augsburg: Hitz - Gouweleeuw, Khedira, Hinteregger - Opare, Max - Baier - Heller, Gregoritsch, Caiuby - Finnbogason.
Schiedsrichter: Manuel Gräfe (Berlin). nb
So ist das auch vor dem Spiel bei der TSG Hoffenheim an diesem Samstag (15.30 Uhr). Noch keine seiner bisher sechs Bundesligapartien im Kraichgau konnte der FCA gewinnen, immerhin drei Mal sprang ein Unentschieden heraus. Dennoch sind die jüngsten Erinnerungen an die Dienstreisen zu 1899 durchaus ermutigend. Und diese haben für Baum eine größere Bedeutung als die übergeordneten Bilanzen. "Im letzten Spiel war es schon im Bereich des Möglichen, da mehr mitzunehmen", sagt der 38-Jährige.
Am 34. Spieltag der Vorsaison traten die Augsburger letztmals bei Hoffenheim an, und jenes 0:0, das sie damals erwirtschafteten, sicherte ihnen die Versetzung ins siebte Bundesligajahr. In dem sie nun, trotz der schnöden Etatzahlen, nicht am Ende der Tabelle rangieren, wie es wegen der vergleichsweise geringen finanziellen Mittel des FCA allgemein erwartet wurde. Sondern in der sie nun als Sechster zu einem Spitzenspiel zum Dritten reisen, den sie mit einem Sieg mit zwei Toren Unterschied sogar überholen könnten.
Es ist mit dem FC Augsburg ein bisschen wie mit der Nationalmannschaft ihres ersten Stürmers. Mit Island hat sich Alfred Finnbogason gerade erstmals für eine WM qualifiziert, und er sieht durchaus Parallelen zwischen seinem kleinen Land mit den nur rund 330.000 Einwohnern und dem kleinen FC Augsburg mit dem kleinen Etat. Die Isländer gewannen am 6. Oktober 3:0 in der Türkei, die ihre Nationalmannschaft aus rund 81 Millionen Einwohnern rekrutieren kann. "Als Augsburger spielst du gegen Mannschaften, die das drei- bis vierfache Budget haben", sagt Finnbogason, "was du mit Teamgeist, Laufbereitschaft und einer guten Stimmung alles erreichen kannst, haben wir mit Island gezeigt. Das gilt auch für den FC Augsburg." Wenn man so will, dient Island also als Vorbild.
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Tatsächlich haben sich auch die Augsburger bisher durch das Funktionieren als Kollektiv hervorgetan. Und das, obwohl die Zahlen auch in dieser Hinsicht viel Skepsis erzeugt hatten. Mit 33 Spielern verfügt der FCA über den zweitgrößten Kader der Liga nach Eintracht Frankfurt (35). Doch der erwartete Unfrieden in der Belegschaft blieb trotz mancher Enttäuschungen für einige Akteure bisher ebenso aus wie ein Verweilen im Souterrain der Liga. Stattdessen dürfen sie sich beim FCA über den besten Saisonstart der Vereinsgeschichte in der Bundesliga freuen.
Bestätigen wollen sie nun in Hoffenheim ihre Rolle als Überraschungsmannschaft, und in diesem Fall bedient sich auch Finnbogason am Vorbild der Vorsaison. "Wir haben am letzten Spieltag ein gutes Spiel abgeliefert. Wir müssen genauso viel investieren, wenn wir was mitnehmen wollen", sagt der 28-Jährige. Für ihn ist Julian Nagelsmanns Team "eine der spielstärksten Mannschaften der Bundesliga". Auch Finnbogasons Trainer Baum weiß, welche Herausforderung Hoffenheim für seine Elf darstellt. "Das ist wirklich eine schwere Aufgabe für uns, überhaupt eine Strategie zu entwickeln, wie man sie verteidigt und wie wir gegen sie spielen wollen", sagt er, da Nagelsmann "sehr flexibel" und "in vielen Grundordnungen" agieren lasse.
Zumindest ein bisschen und auf den ersten Blick könnte die Rückblende ermuntern. Nach der ersten Länderspielpause der Saison Anfang September kam der FC Augsburg zu einem 3:0 gegen den 1. FC Köln, Finnbogason traf damals dreimal. Allerdings agierte damals auch Hoffenheim ein wenig im Stile des Augsburger Vorbilds Island. Gegen den großen Favoriten FC Bayern gelang der TSG ein 2:0.
Statistiken, die Baum lieber ausblendet vor der aktuellen Aufgabe. Ebenso wie jene wonach Augsburg zuletzt 2005 in Hoffenheim gewann und insgesamt nur zwei Mal in bisher 13 Gastspielen.
Damals kickten beide Vereine noch in der Regionalliga. Und auch Island spielte damals noch keine Rolle auf den großen Fußballbühnen. Schnöde Statistiken.