1899 Hoffenheim

Die Sache mit den Hintern

Nagelsmann-Elf drückt beim 1:2 auf Schalke nur am Ende aufs Gaspedal - Coach im Disput mit den Unparteiischen

18.02.2018 UPDATE: 19.02.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 9 Sekunden

Zu spät: Andrej Kramaric (2.v.l.) erzielt in der 78. Minute gegen Schalkes Torwart Ralf Fährmann den Anschlusstreffer für "Hoffe". Foto: APF

Von Achim Wittich

Gelsenkirchen. In der Halbzeitpause war der Schalke-Anhänger am Samstagabend hinter der Pressetribüne gegen bis dato erschreckend schwache Hoffenheimer voller Vorfreude auf ein königsblaues Torfestival. "Wenn die nicht aufpassen, kriegen sie heute den A ... voll", prophezeite er den Kraichgauern Ungemach. Im Ruhrpott wird Klartext geredet, doch auch TSG-Trainer Julian Nagelsmann fand bei seiner Kabinenansprache und einem - zu diesem Zeitpunkt noch erträglichem - 0:2-Rückstand wohl deutliche Worte.

Allein: Seine Profis lieferten in Abschnitt zwei zwar einen verbesserten Arbeitsnachweis ab, mussten aber zu später Stunde mit einer 1:2 (0:2)-Niederlage im Gepäck ohne Punkte die WM-Arena verlassen. "Über 90 Minuten war das zu wenig, um etwas mitzunehmen", analysierte Kevin Vogt im Stadionbauch richtig. Der Kapitän ist ein Mann, der sich stellt. Auch wenn er sich nach knapp 30 Minuten einen fatalen Aussetzer geleistet hatte.

Sein gedachter Pass zum Verteidiger-Kollegen Benjamin Hübner war ein dankbares Geschenk für Schalkes Schweizer mit kamerunischen Wurzeln. Stürmer Breel Embolo nahm das zu lässig gespielte Bällchen mit Freuden entgegen und schob das Runde am machtlosen 1899-Torwart Oliver Baumann ins leere Eckige.

Es war das 2:0 für die Knappen, die bereits in der elften Minute durch einen Kopfball von Thilo Kehrer die Weichen auf Sieg gestellt hatten.

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Den frühen Doppelschlag verhinderte einzig der Videobeweis. Schiedsrichter Benjamin Brand (Unterspiesheim) bekam aus Köln die Nachricht ins Ohr geflüstert, dass der Treffer von Embolo (14.) möglicherweise nicht regelkonform zustande gekommen war und zeichnete deshalb das in den Stadien genauso gefürchtete wie nur noch kopfschüttelnd belächelte Fenster in die kalte Luft am Berger Feld. Immerhin: Die TV-Überwacher lagen richtig und wieder mal hatte sich herausgestellt, dass mittlerweile nicht mehr vorschnell gejubelt werden sollte.

Schon schaurig, was "Hoffe" im ersten Spieldrittel ablieferte. Vogt tat sich schwer, die richtigen Worte zu finden: "Uns haben ein bisschen die Emotionen und die Galligkeit gefehlt", fand er schließlich heraus. Stellt sich dem gemeinen Fan nur die Frage, warum das mit einem 4:2-Erfolg gegen die Mainzer im Rücken der Fall war. Wohlwissend, dass es auf Schalke immer hoch her geht.

Nagelsmann erklärte es dem RNZ-Fragesteller in der Pressekonferenz so: "Unser Spielvortrag war sehr langsam. Dann ist es schwer, Emotionen zu entwickeln. Die ansonsten obligatorische Runde mit den lokalen Medienvertretern entfiel diesmal. Der Flieger warte, informierte Pressesprecher Holger Kliem ...

Viele Emotionen zeigte Nagelsmann vor allem nach dem Abpfiff. Mehrmals suchte er den Weg zu den Unparteiischen. Ging hin, wieder ein paar Meter weg, drehte um und redete gestenreich auf die Spielleiter ein. Was war los? Ich habe niemanden beleidigt, fragen sie den Linienrichter", gab sich Nagelsmann auf unsere Nachfrage hin kurz angebunden.

Kam aber nicht umhin, wenigstens noch einen Satz loszuwerden: "Es ist ein Glück für sie, dass sie jetzt nicht hier sind - und Pech für mich." Der Frust saß tief beim Erfolgscoach, der mit seinem Team in der Tabelle weiter abrutscht. Auf Rang zehn findet sich 1899 nach dem 23. Spieltag wieder. Und graues Mittelmaß ist dem ehrgeizigen Aufsteiger mehr als zuwider.

Klar. Vogt und Co. drückten nach dem 2:1 von Andrej Kramaric (78.) noch einmal aufs Gaspedal, brachten die keineswegs stabilen Profis von Nagelsmann-Kollege Domenico Tedesco in arge Verlegenheit. Die S04-Fans brüllten sich die Seele aus dem Leib, um ihren Lieblingen über schwere Momente hinweg zu helfen. "Wir haben das Spiel in den ersten 32 Minuten verloren, da waren wir zu schläfrig", musste Nagelsmann zugeben.

Nun ja: Der Hintern der TSG’ler war zwar nicht blau beim Heimflug, wohl aber mit ein paar Rötungen versehen.

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