1899 Hoffenheim

Belfodils schweres Erbe

Mit Toren für die TSG will der Algerier Gnabry und Uth vergessen machen und den eigenen Ruf aufpolieren

11.07.2018 UPDATE: 12.07.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 10 Sekunden

Es zwickt und zwackt: Für Ishak Belfodil läuft’s bei der TSG noch nicht rund. Foto: APF

Von Nikolas Beck

Garmisch-Partenkirchen. Mit dem eigenen Ruf ist das immer so eine Sache. Vor allem, wenn er einem vorauseilt. Ishak Belfodil kann ein Lied davon singen. Denn was man vom 26-jährigen Hoffenheimer Neuzugang so hört, hat zwei Seiten.

Da wäre das Sportliche: ein spielstarker Offensivmann, variabel einsetzbar auf den Außenbahnen, hinter den Spitzen oder an vorderster Front, der mit seinem robusten, 1,91 Meter langen Körper Bälle fest machen kann. Qualitäten, wegen denen die TSG fünfeinhalb Millionen nach Lüttich überwies, um Belfodil für vier Jahre an sich zu binden.

Aber es gibt auch das Charakterliche: Belfodil, der Wandervogel? Lyon, Bologna, Parma, Mailand, Livorno, wieder Parma, dann ein Jahr in Abu Dabi, Lüttich, Bremen und nun Hoffenheim heißen die vielen bisherigen Stationen. Belfodil, der Problemfall?

Im Frühjahr gab es Krach bei Werder zwischen Sportchef Frank Baumann und Belfodils Berater, zwischendurch flog der Nationalspieler Algeriens, der bis zur U20 21 Mal für Frankreich auflief, aus dem Kader. Der Trainingseifer soll nicht gepasst haben.

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"Wer den Fußball kennt, der weiß, wie solche Dinge laufen", übersetzt Teamkollege Vincenzo Grifo das Italienisch seines Kameraden, als Belfodil in einer Lounge-Ecke des Mannschaftshotels kein Problem damit hat, auch unangenehme Fragen zu beantworten.

"Mit Mannschaft und Trainer habe ich mich in Bremen super verstanden, und eigentlich auch mit Frank Baumann." Erst, als klar wurde, dass er nicht bei Werder bleiben werde, seien negative Schlagzeilen aufgekommen.

Die besseren Argumente scheint der Stürmer ohnehin zu haben: "Lüttich wollte mich halten und auch Bremen wollte mich halten - das sagt eigentlich alles." Ein schlechtes Gewissen habe er jedenfalls keines, sagt Belfodil, der nicht den Eindruck erweckt, unreflektiert zu sein.

In Italien sei es eine andere Zeit gewesen. Er war jung und habe mit Sicherheit auch Fehler gemacht, zu schnell den Kopf hängen lassen, wenn es mal nicht so lief, habe unbedingt Spielpraxis sammeln wollen.

Nachvollziehbar, wenn man sich die Vita des Vaters zweier Jungs (dreieinhalb Jahre und zwei Wochen) anschaut: Geboren in Mostaganem in Algerien, ist er in einem ärmeren Stadtteil von Paris aufgewachsen. "Fußball und Musik" seien dort die beiden großen Chancen auf ein besseres Leben gewesen. Belfodil entschied sich für den Sport - und hat es bis in die Bundesliga geschafft.

Vom deutschen Fußball ist er begeistert, von den vollen Stadien, der tollen Atmosphäre, aber auch von der Intensität der Spiele. Nun gehe es darum, sich so schnell und so gut wie möglich zu integrieren. Grifo und Co-Trainer Pellegrino Matarazzo helfen mit der Sprache, einen Deutschkurs macht er ebenfalls. Wichtig ist freilich auch die Integration ins "System Nagelsmann".

Und die gestaltet sich im ersten Trainingslager der Saison schwierig. Der Körper streikt. Am Sonntag war nur Individualtraining möglich, am Dienstag musste er das Mannschaftstraining vorzeitig abbrechen.

Zu Nackenproblemen kam am Mittwoch Bauchmuskelzwicken, wegen dem er ganz aussetzen musste. Belfodil, der Verletzungsanfällige? Der Algerier winkt ab: "Das ist nichts Größeres." Klar, es tue weh, der Mannschaft zusehen zu müssen und nicht eingreifen zu können. "Aber ich war - Gott sei Dank - noch nie länger als zehn Tage verletzt."

Das schwere Erbe, das Belfodil als Nachfolger von Mark Uth und Serge Gnabry in Hoffenheims "Sturm-und-Drang-Abteilung" antritt, mache ihm keinen zusätzlichen Druck. Eine bestimmte Anzahl an Toren habe er sich auch nicht vorgenommen.

Mehr als die vier Treffer, die er in der vergangenen Saison für Bremen erzielte, dürften es aber gerne sein. Belfodil, der Torjäger? Gegen diesen Ruf hätte er sicherlich nichts einzuwenden.

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