Schlechter Verlierer

Hoffenheims peruanischer Neuzugang weiß es jetzt schon: "Wir steigen nicht ab"    

08.01.2013 UPDATE: 08.01.2013 09:13 Uhr 1 Minute, 59 Sekunden
Schlechter Verlierer

Hoffenheims peruanischer Neuzugang weiß es jetzt schon: "Wir steigen nicht ab"

Erst tunnelt Luis Advincula seinen neuen japanischen Sportkameraden Takashi Usami und als er aber im Gegenzug den Ball im Zweikampf verliert, tritt er wie ein Kickboxer mit dem rechten Fuß gegen die rote Spielbegrenzungsstange. Und macht dazu ein grimmiges Gesicht. "Ich kann nicht verlieren, nicht mal ein Freundschaftsspiel", sagt Advincula nach dem Vormittagstraining von 1899 Hoffenheim im RNZ-Gespräch. Er gibt sich zum Antritt Mühe, nett und freundlich zu sein. "Guten Tag", sagt er und lächelt, als er die Hotel-Terrasse vorm großen Swimmingpool der gepflegten Golf-Anlage betritt.

Noch muss Hoffenheims Physiotherapeut Michael Grau-Stenzel vom Spanischen ins Deutsche übersetzen. Doch Luis Advincula, 22, will schnell ein guter Sprachschüler werden. "Ich weiß, wie wichtig es ist, mit Leuten zu reden."

Ohne Scheu kommt er daher, der Wintertransfer vom peruanischen Meister Sporting Cristal Lima. Offenbar unbeeindruckt von dem ganzen Wechselstress. "Klar, ich muss viel schlafen", gibt er zu, "aber meine Freude und der Stolz, hier sein zu dürfen, überwiegen."

Am vergangenen Freitagabend landete der Südamerikaner in Frankfurt/Main, unterzog sich tags darauf einem Medizin-Check in Heidelberg und flog dann gleich am Sonntag mit den Hoffenheimer Abstiegsbekämpfern ins Trainingslager nach Portugal. Er traut sich zu, bis zum Rückrundenstart am 19. Januar gegen Gladbach auf der Höhe seiner Schaffenskraft zu sein. "Ich bin nicht weit weg von meiner Bestform", sagt er selbstbewusst, ohne dabei überheblich zu klingen. "Ich versuche, Stammspieler zu werden und der Mannschaft zu helfen."

Ahnungslos kam er keineswegs zum kriselnden Kraichgauklub. Bei seinem prominenten Landsmann, dem Schalke- Profi Jefferson Farfan hat er sich über "Hoffe" schlau gemacht. "Eine große Mannschaft mit guten Perspektiven – eigentlich." Luis Advincula verblüfft unter der Sonne in Portimao mit seinem Optimismus: "Ich weiß, wir steigen nicht ab!" Glaubenssache. Er ist ein "sehr religiöser" Mensch, überm Trikot baumelt eine lange Silberkette mit dem Jesuskreuz und einem Anhänger der Jungfrau von Guadeloupe, erworben in Mexiko während einer Dienstreise mit der peruanischen Nationalmannschaft.

Luis Advincula ist der erste "Neue" in Hoffenheim für den enorm schwierigen Klassenkampf; angesichts sieben Punkte Abstand zum rettenden 15. Tabellenplatz sollen in diesem Januar weitere zwei Verpflichtungen für den Defensivbereich getätigt werden. 1899-Ma-nager Andreas Müller ist ständig empfangsbereit, sein Handy stets in Griffweite. Keine leichte Angelegenheit. "Der eine oder andere hat abgewunken", sagt Müller zu seiner Suche. Ein Klub am Rande der Zweitklassigkeit sei eben nicht mehr die allerbeste Adresse für hochbegabte Spieler.

Advincula wagte den Karrieresprung in die Bundesliga, sein bis Sommer 2016 laufender Vertrag hat auch im Abstiegsfall Gültigkeit. Denn er wurde als Perspektivspieler nach Hoffenheim geholt, erklärt Müller. "Wir können nicht davon ausgehen, dass er sofort einschlägt." Gleichwohl ist der Manager von der Klasse des Peruaners überzeugt: "Sehr schnell, robust, zweikampfstark – und er kann auf der rechten Seite defensiv und offensiv agieren." Seine Flexibilität darf Luis Advincula erstmals heute Nachmittag in seinem neuen Umfeld beweisen: Hoffenheim bestreitet in Albufeira ein Testspiel gegen Sparta Rotterdam.

Abschlussfrage vor der zweiten Trainingseinheit an diesem Montag: Was zum Glück fehlt? Die Frau und der eineinhalbjährige Sohn sollen aus Lima kommen. Und zwar "pronto, pronto", sagt Luis Advincula. Schnell, schnell will die Familie heimisch werden in Alemania.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.