Palmenparadies statt Rhein-Neckar Arena

Ein Teil der Fans wendet sich von 1899 Hoffenheim ab – Dietmar Hopp stärkt erfolglosem Kurz den Rücken  

26.02.2013 UPDATE: 26.02.2013 06:33 Uhr 2 Minuten, 29 Sekunden
Gut angelegtes Geld

Ein Teil der Fans wendet sich von 1899 Hoffenheim ab – Dietmar Hopp stärkt erfolglosem Kurz den Rücken

Die peinliche Vorstellung der Hoffenheimer Bundesliga-Profis in Augsburg (1:2) sorgt auch in den verschiedenen Internet-Foren für eine Beitragsflut. Viele sind schlicht empört, einige ganz wenige versuchen immerhin ihrem Team im Abstiegskampf Mut zuzusprechen. Einer hat sich allerdings schon für ein zukünftiges Schwimm- und Wellnessprogramm entschieden und will sein Geld nicht weiter für 1899 ausgeben. "Tausche meine zwei Dauerkarten (1.170 Euro) nächste Saison gegen GoldCard im Palmenparadies", schreibt der Stammkunde genervt. Badewelt Sinsheim statt Lustlos-Fußball nebenan – ganz bitter!

Die Anhänger sind tief frustriert über "Söldnermentalität" und "Arbeitsverweigerung", schreiben – wie auch bereits die RNZ in ihrer letzten Hoffenheim-Beilage vorm Rückrundenstart – von einer Ansammlung von "Ich-AGs". Die Enttäuschung sitzt mittlerweile so tief, dass auch Mäzen Dietmar Hopp nicht von scharfer Kritik verschont bleibt. "Herr Hopp hat den Karren doch vor Jahren selbst in den Dreck gefahren, als er hinter dem Rücken von Ralf Rangnick unseren besten Spieler Luiz Gustavo an die Bayern verscherbelte. Seit dieser Zeit ist doch alles nur bergab gegangen. Herr Hopp sollte sich möglichst raushalten und seinen Ruhestand genießen", spricht ein User vielen 1899-Getreuen aus dem Herzen.

Doch der Gesellschafter und Beiratsvorsitzende macht nach wochenlangem Schweigen nun genau das Gegenteil. Zunächst versuchte er vor dem "Abstiegsgipfel" in Augsburg vergeblich, das Team mit einer Rede im Mannschaftsbus aufzurütteln (wir berichteten). Gestern nun ließ er via Bild verlauten: "Wir brauchen keinen Feuerwehrmann, denn Marco Kurz macht einen guten Job." Arbeitsplatzgarantien dieser Art haben sich – allerdings nicht nur in Hoffenheim – in der Vergangenheit als trügerisch erwiesen. Was der Verschleiß von fünf Trainern bei 1899 in etwas mehr als zwei Jahren beweist.

Kurz indes hat eine katastrophale Bundesliga-Bilanz aufzuweisen. In den letzten 22 Partien als Chefcoach von Ka serslautern und Hoffenheim konnte der Babbel-Nachfolger einen (!) einzigen Erfolg feiern – beim 2:1 gegen den SC Freiburg Anfang Februar. In der Not holt der Ex-Profi nun die Peitsche heraus, hielt die Versager vom Samstag am Sonntag beim Straftraining insgesamt fast zwei Stunden lang auf Trab. Der Spieler liebstes Kind suchte man dabei vergeblich, denn gegen den Ball durfte nicht getreten werden. Immerhin hatte der degradierte Tim Wiese bei der Maloche noch genug Kraft für eine kleine Showeinlage mit der SWR- Kamera...

Während die härtere Gangart von Kurz vor dem Duell "David gegen Goliath" gegen die Bayern nachvollziehbar ist, überrascht der Krisencoach in der Süddeutschen Zeitung. Die Begegnung gegen den Rekordmeister sei eine "Bonuspartie, da müssen wir uns keine Gedanken machen, ob wir was schnitzen", wird Kurz im Zusammenhang mit dem Fehlen von Kapitän Andreas Beck und Eugen Polanski (Anm. der Redaktion: Wegen der fünften Gelben Karte) zitiert. Erstaunlicherweise legt Dietmar Hopp in der Bild- Zeitung sogar noch nach: "Wir haben nach dem Bayern-Spiel noch neun Gelegenheiten – das Auswärtsspiel in Dortmund am 34. Spieltag nehme ich aus – zu punkten." Ein besseres Alibi für die Spieler bei den zwei zu erwartenden Pleiten kann es gar nicht geben. Oder soll dies nur den Druck von den arg angeschlagenen Angestellten nehmen? Es wäre eine seltsame, kaum nachvollziehbare Taktik.

Gerade Ribéry und Co. sind vier Tage nach dem DFB-Pokal-Hit am morgigen Mittwoch gegen die Dortmunder und als enteilter Bundesliga-Spitzenreiter vielleicht nicht ganz bei der Sache. Warum sollte das 1899 nicht ausnutzen können? Klar ist: Ein leichteres Spiel als gegen den souveränen Tabellenführer wird es in dieser Saison nicht mehr geben.

Ein Überraschungscoup könnte die Initialzündung dafür sein, dass vorm anschließenden Gastspiel beim Schlusslicht in Fürth im Verein noch einmal Energie freigesetzt und dass eine mittlerweile oft beschriebene "Selbstreinigung" in der zweiten Liga überflüssig wird. "Vielleicht würde sich Hoffenheim dem Zustand eines echten Klubs nähern, stiege es ab. Auch wenn nicht viele Tränen vergossen würden", schrieb die Süddeutsche Zeitung gestern.

Wer weint und wer lacht am 18. Mai, dem letzten Bundesliga-Spieltag, diese Frage bleibt also spannend. Noch hofft "Hoffe". Und vielleicht gibt’s dann doch wieder zwei Dauerkarten statt der Gold- Card fürs Palmenparadies...

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