Analyse: TSG bleibt ihrer Philosophie treu

Warum die TSG ihrer Philosophie trotz der Abgänge von Groß und Terrazzino und der Zugänge von Babel und Braafheid treu bleibt

31.01.2011 UPDATE: 31.01.2011 15:32 Uhr 2 Minuten, 7 Sekunden
Bundesliga-News: Schalke gewinnt 25-0

Warum die TSG ihrer Philosophie trotz der Abgänge von Groß und Terrazzino und der Zugänge von Babel und Braafheid treu bleibt

Vermutlich werden einige jetzt wieder mit dem Finger auf Hoffenheim zeigen: Da reden sie pausenlos von ihrer Jugendarbeit und dann geben sie mit Pascal Groß und Marco Terrazzino zwei Eigengewächse an den Karlsruher SC ab und holen stattdessen Holländer. Doch mit dem Vorwurf tut man dem Bundesligisten Unrecht. Groß und Terrazzino haben ihre Chance gehabt. Sie konnten sie nicht nutzen, haben selbst in der Regionalliga-Mannschaft keine herausragende Rolle gespielt. Sie sind (noch) nicht gut genug für die Bundesliga. Es ist deshalb folgerichtig und vernünftig, dass sie nun den Weg über die Zweite Liga gehen. Recht haben dagegen die Kritiker, wenn sie darauf verweisen, dass die viel gepriesene Nachwuchs-Förderung bislang wenig Früchte getragen hat.

Das sieht auch Dietmar Hopp so: "Ich bin nicht glücklich, was bei unserer Jugendarbeit herausgekommen ist. Wir konnten bislang nicht mit Talenten glänzen. Das muss sich ändern", fordert der Mäzen. Die großen Hoffnungen, die die B-Jugend 2008 mit der Deutschen Meisterschaft weckte, haben sich nicht erfüllt. Damals sagte ein Funktionär in rührender Naivität: "In zwei Jahren sind wir Deutscher Meister bei der A-Jugend und in vier Jahren Deutscher Meister in der Bundesliga." Die Realität sieht leider anders aus. Vom häufig verletzten Manuel Gulde abgesehen hat keiner den Sprung in den engeren Profi-Kader geschafft.

Die A-Junioren dümpeln im unteren Mittelfeld, 19 Punkte hinter dem Tabellenführer. Hopps Hoffnungen ruhen jetzt auf Manager Ernst Tanner, der bei 60 München die Talente serienweise entdeckte, und Trainer Marco Pezzaiuoli, der mit der deutschen U 17-Auswahl Europameister wurde. Diese Woche soll de Hängepartie um den Cheftrainer-Vertrag beendet werden. Die voraussichtliche Laufzeit bis 2013 oder sogar 2014 zeugt von großem Vertrauen. Dass der Neue berechenbarer als sein impulsiver Vorgänger ist, dass er einen liberaleren Führungsstil pflegt, gefällt den Profis. "Bei ihm haben wir mehr zu sagen", meint Vedad Ibisevic.

Das letzte Wort hat jedoch der Trainer. "Pezza" hat keine Angst vor großen Tieren, ließ nach seiner schwachen Leistung gegen St. Pauli mit Sejad Salihovic in Cottbus einen Platzhirsch pausieren. Die Botschaft kam an. Beim 1:0-Sieg in Schalke war "Sali" einer der Besten. Das Beispiel Dortmund macht Mut. Nicht immer, entscheidet das Geld, wer oben steht. Große Investitionen zahlen sich nicht zwangsläufig aus. Hopps Kurswechsel hat auch mit den Flops der vergangenen Saison zu tun.

In Schalke war von den damaligen Neuen – Franco Zuculini, Maicosuel, Josip Simunic, Christian Eichner und Prince Tagoe – die über 20 Millionen gekostet haben, keiner mehr dabei. Josip Simunic könnte die letzte Veränderung in diesem Winter werden. Falls ein Verein (Bremen?) Interesse hat. Für Tagoe fand sich nun doch noch ein Abnehmer. Der Ghanaer wird an Partizan Belgrad ausgeliehen. In der Bundesliga war kein Verein bereit, das Millionen-Einkommen zu übernehmen.

Hoffenheim zahlte für nicht immer erstklassige Leistungen einen (zu) hohen Preis. Mit 45 Millionen Euro liegt der Personal-Etat im oberen Bereich der Liga, Hopp schätzt, dass in den Jahren des Aufstiegs aus Unerfahrenheit rund 30 Millionen Euro in den Sand gesetzt wurden. Auch in dieser Saison wird der Mäzen wohl wieder annährend zehn Millionen Euro zuschießen müssen, obwohl bei den nun abgeschlossenen Transfers ein Einnahmeplus erzielt wurde. Hopp will, dass Hoffenheim bis spätestens 2014 schwarze Zahlen schreibt. Der Wunsch des Gesellschafters ist verständlich: "Ich will meinen Erben kein Fass ohn Boden hinterlassen."

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