SV Sandhausen-Präsident: Trainer Kocak hat einen Plan

Vor dem St.-Pauli-Spiel spricht Jürgen Machmeier über die erstaunliche Entwicklung am Hardtwald

21.10.2016 UPDATE: 22.10.2016 06:00 Uhr 2 Minuten, 49 Sekunden

SVS-Präsident Jürgen Machmeier. Foto: vaf

Von Wolfgang Brück

Sandhausen. Ein richtungsweisendes Spiel steht dem SV Sandhausen ins Haus. Am heutigen Samstag (13 Uhr/direkt in Sky) gastiert der FC St. Pauli am Hardtwald. Mit einem Sieg über den Vorletzten kann der Zweitligist den Abstand zu den Abstiegsplätzen vergrößern. Ein Erfolg wäre auch hilfreich auf dem Weg des Wandels: Von einem defensiven zu einem ansehnlicheren Fußball. Und er würde Mut machen für die kommenden Aufgaben: Fürs Zweirundenspiel im DFB-Pokal am Dienstag (18.30 Uhr) beim Bundesligisten SC Freiburg und für die Partie am nächsten Freitag (18.30 Uhr) bei Arminia Bielefeld.

Die RNZ sprach mit Jürgen Machmeier. Der 55-jährige Bau-Ingenieur und Multi-Unternehmer ist seit 1999 im Amt und hat den SV Sandhausen von der Oberliga bis in die 2. Bundesliga geführt. Machmeier äußert sich über die Personalpolitik, den neuen Trainer Kenan Kocak, und weshalb der Verein mit dem Dachs als Maskottchen auch für Dax-Unternehmen interessant sein könnte..

Gut ein Viertel der Runde ist gespielt. Wie fällt Ihr Fazit aus?

Wir könnten ein paar Punkte mehr haben. In Braunschweig und gegen Stuttgart waren Unentschieden drin, gegen Düsseldorf, vor allem aber in Bochum hätten wir gewinnen müssen. Aber grundsätzlich bin ich mit der Entwicklung zufrieden.

Das liegt am neuen Trainer?

Kenan Kocak hat einen Plan. Er nimmt die Profis in die Verantwortung. Die Mannschaft hat sich deutlich weiterentwickelt. Spieler wie zum Beispiel Andrew Wooten, Thomas Pledl, Denis Linsmayer oder Tim Kister haben erkennbar einen Schritt nach vorne gemacht.

Sie haben beim erzwungenen Trainerwechsel davon gesprochen, dass ein neuer Mann auch eine große Chance bedeuten würde.

Das ist eingetreten. Zu 100 Prozent. Wir sind Alois Schwartz dankbar, dass er uns drei Jahre in der Zweiten Liga gehalten hat. Aber mittlerweile ist die Zeit für eine neue Philosophie gekommen.

Noch hat sich nicht überall herumgesprochen, dass Sandhausen jetzt ansehnlicher Fußball spielt.

Über die Zuschauer-Entwicklung will ich nicht klagen. Wir sind derzeit bei 7.700 im Schnitt, wobei man natürlich die Derbys gegen den VfB Stuttgart und den 1. FC Kaiserslautern berücksichtigen muss. Doch wenn wir eine einigermaßen gute Runde spielen, werden wir uns erneut steigern können und den kalkulierten Schnitt von 6000 Besuchern übertreffen. Trainer und Mannschaft hätten es wegen ihrer tollen Leistungen verdient.

Mehr Erlebnis, mehr Zuschauer: Macht sich das auch bei den Sponsoren bemerkbar?

Es gibt jedes Jahr eine Steigerung von rund zehn Prozent. Vielleicht werden wir ja auch mal für die Dax-Unternehmen aus der Region interessant.

Kommen wir zu den Neuzugängen. Wie in der Vergangenheit machen nicht die Königstransfers - in diesem Jahr Markus Karl und Richard Sukuta-Pasu - von sich reden, sondern Spieler wie Lukas Höler und Tim Knipping, die aus der Dritten und Vierten Liga kamen.

Was erstens zeigt, dass unser Trainer nicht nach Verdiensten und Namen aufstellt, sondern nach Leistung. Zweitens spricht es für unsere Scouting-Abteilung und drittens, dass Otmar Schork aus deren Arbeit die richtigen Schlüsse zieht. Was Karl und Sukuta-Pasu angeht: Wir werden sie noch brauchen, wie alle anderen mit bisher weniger Einsatzzeiten auch.

Der SV Sandhausen hat in den letzten Jahren einen nahezu zweistelligen Millionen-Betrag in die Infrastruktur investiert. Sind mit der Einweihung des neuen VIP-Turms im nächsten Monat die Investitionen abgeschlossen?

Weitgehend. Wir werden noch ein paar Logenplätze einrichten, die sind gefragt. Und unser Nachwuchsleistungszentrum braucht noch einen Kunstrasen. Die noch erforderlichen Ausgaben werden sich im sechsstelligen Bereich bewegen.

Ihr Credo war, erst in Steine, dann in Beine investieren. Gilt das immer noch?

Die erste Phase ist noch nicht abgeschlossen. Wir tilgen jährlich zwischen 1,5 und zwei Millionen Euro. Andererseits hat sich durch Transfer-Gewinne und Mehreinnahmen im Pokal unser Gesamt-Etat inzwischen auf über 13 Millionen erhöht.

Heute kommt der FC St. Pauli an den Hardtwald. Aziz Bouhaddouz, der beim SV Sandhausen als bester Stürmer gesetzt war, saß dort im letzten Spiel nur auf der Bank. Überhaupt fällt auf, dass keiner der Profis, die den Hardtwald verlassen haben, die erhoffte große Karriere gemacht hat. Heißt das, dass es sich jeder sehr gut überlegen sollte, von Sandhausen wegzugehen?

Die Entscheidung muss der Spieler treffen. Tatsache ist aber, dass bei uns ein toller Teamgeist herrscht und der Zusammenhalt groß ist. Die Spieler haben bei uns einen hohen Stellenwert erreicht, den sie sich bei anderen Vereinen erst einmal wieder erarbeiten müssen.

Mit einem Sieg über den FC St. Pauli könnte sich der SV Sandhausen etwas absetzen von den Hamburgern.

Wenn wir an die Leistungen beim 2:0 gegen Dynamo Dresden und dem 2:2 in Bochum anknüpfen, bin ich sehr zuversichtlich, dass wir unsere Serie von vier Spielen ohne Niederlage fortsetzen.

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