Wassmann-Lassel-Ausstellung: Träume, die eine Vergangenheit haben

Eine eindrucksvolle Ausstellung von Elke Wassmann und Michael Lassel in der Galerie Grandel in Mannheim

27.01.2015 UPDATE: 28.01.2015 06:00 Uhr 2 Minuten, 18 Sekunden

Michael Lassel: "Die Schlacht von St. Adeln". Foto: Milan Chlumsky

Von Milan Chlumsky

Träume seien die Quelle ihrer Malerei, erklärt die bekannte Heidelberger Künstlerin Elke Wassmann. Sie zwingen sie manchmal auch in der Nacht dazu, aufzustehen und das Geträumte in wenigen Worten aufzuschreiben. Irgendwann kehrt sie dann zu einem einzelnen Traum zurück und versucht, die Geschehnisse zu zeichnen oder zu malen. "Ich erlebe", sagt sie, "dass Träume eine Vergangenheit haben."

Gelegentlich ist sie von antiken Mythen (Homer oder Ovid) inspiriert - wie etwa in dem Bild "König Minos, Pasiphae und der Weiße Stier" oder "Eva und Ariadne", wo mehrere Mythen aufeinandertreffen. Sie können nicht altern, ihr Inhalt bleibt unverändert. Doch sie partizipieren in den meisten Bildern von Elke Wassmann an mehreren symbolischen Ebenen, die im Traum miteinander verschmelzen. Daher ist der Blick in die Vergangenheit, die zu ihrer Traumwelt gehört, absolut berechtigt. Die mythischen Ebenen können eine langsame, aber stetige Metamorphose erleben und so Quelle für neue Zeichnungen und Bilder werden.

Dennoch gehören die Bilder der gebürtigen Kielerin, die in Heidelberg aufwuchs, nicht in die Domäne der surrealistischen Kunst mit ihrer "écriture automatique" und passen auch nicht 1:1 in Sigmund Freuds "Traumdeutung". Sie sind weitaus komplexer. Denn der ursprüngliche Traum setzt sich beim Zeichnen und Malen fort, wird weiter gesponnen und entwickelt und gewinnt an Mehrdeutigkeit aus einem reinen, nur der Phantasie verpflichteten Kreativakt.

Ähnlich verhält es sich mit dem in Logig (Ludwigsdorf in Siebenbürgen) geborenen rumänischen Maler Michael Lassel, der zwischen 1968 und 1974 an der Kunstakademie in Bukarest ausgebildet wurde und 1986 nach Deutschland übersiedelte. Auch seine Bilder sind Produkte reiner Phantasie, für die es aber zunächst von Lassel entworfene Installationen gibt, die dann, in fast altmeisterlicher Manier, auf die Leinwand übertragen werden. So auch in dem in der Ausstellung gezeigten Bild "Die Schlacht von St. Adeln". St. Adeln, eigentlich Stadeln, ist ein in die Stadt Fürth (wo Lassel jetzt lebt) integriertes ehemaliges Dorf, in dem im 30-jährigen Krieg 1632 eine entscheidende Schlacht zwischen den schwedischen Armeen unter der Führung von Gustav II. Adolf und dem aus Böhmen stammenden Feldherrn Albrecht von Wallenstein stattfand. Sie führte zu ungeheuren Verlusten und blieb dennoch unentschieden. Letztendlich führte sie auf beiden Seiten zu der Erkenntnis, dass der Krieg militärisch nicht zu gewinnen ist. In Nürnberg, das infolge des Krieges von Flüchtlingen überfüllt war, brach die Pest aus und führte zu mehr als 15 700 Toten. Gustav II. Adolf wurde kurze Zeit später in der Schlacht von Lützen getötet, Wallenstein 1634 im böhmischen Eger ermordet.

Michael Lassel verwendet diese Ereignisse dazu, die Episode in seinem Bild so zu stilisieren, als ob es sich um den Heiligen Michael handeln würde, der den Drachen (die Pest) tötet. Der Maler befindet sich selbst mit einer Palette in der Hand im Zentrum des Bildes und wird von Michael, der auf einem Pferd sitzt, in den Lüften festgehalten. Auf der Palette findet sich neben den gemischten Farben auch eine Tasse Kaffee, sämtliche Pinsel sind in einem Behälter in Form einer Hand verstaut - ein deutlicher (auch ironischer) Hinweis darauf, dass man in der Welt der Fantasie angekommen ist.

Es ist eine interessante Ausstellung, in der sich in den Werken sowohl von Elke Wassmann wie auch von Michael Lassel neben dem souveränen Umgang mit malerischen (und zeichnerischen) Techniken eine Welt der Phantasie auftut, die nicht kindlich ist, sondern im Gegenteil die ganz großen Themen der Menschheit fast spielerisch auf die Leinwand bringt. Es ist eine Ausstellung für die, die sich für die hervorragende Maltechnik beider Künst᠆ler begeistern können, und vor allem für jene, die gerne träumen.

Info: "Elke Wassmann, Michael Lassel, Allegorien des Unterbewussten", Galerie Grandel, bis 14. Februar, www.galeriegrande.de.

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