ARD überträgt aus Bammental: Walldorf gegen Neckarelz

Beim Finaltag der Amateure überträgt die ARD knapp acht Stunden, auch aus Bammental - "Guck mal, der Olli ist im Fernsehen" 

24.05.2016 UPDATE: 25.05.2016 06:00 Uhr 2 Minuten, 42 Sekunden

Organisations-Genies: Marc-André Waxmann, Gustav Gattner, Jürgen Conrad, Werner Sommer, die Brüder Uwe und Dirk Ulzenheimer. Stehend: Friedbert und Stefan Ohlheiser. F.: wob

Von Wolfgang Brück

Bammental. Das schönste Ferienerlebnis? Johannes aus Waldhilsbach muss nicht lange überlegen. Das war auf Mallorca, als ihm ein bisschen langweilig war und er im Hotelzimmer den Fernseher einschaltete. Was er auf dem Bildschirm sah, war so sensationell, dass er es gleich seinen Eltern am Pool mitteilen musste. "Guckt mal", schrie der Kleine im großen Hotel, "guckt mal, der Olli ist im Fernsehen."

Wie vor zwei Jahren, als während der WM in Brasilien ein Porträt von Hansi Flick gezeigt wurde und FCB-Sportchef Friedbert Ohlheiser dazu Erhellendes beitrug, rückt Bammental erneut in den Blickpunkt. Deutschlandweit. Am Samstag (ab 12.05 Uhr) überträgt das Erste aus dem Stadion an der Schwimmbadstraße das badische Pokalfinale zwischen dem FC-Astoria Walldorf und der SpVgg Neckarelz (Anpfiff um 12.30 Uhr). Für die Regionalligisten geht es um den Einzug in die erste Hauptrunde - mit der Aussicht auf einen Bundesligisten als Gegner.

Abfüller gesucht

Von kurz nach zwölf bis kurz vor acht werden beim "Finaltag der Amateure" die Endspiele aus 17 Landesverbänden in Konferenz-Schaltungen zu sehen sein. "Es ist ein großartiges Projekt", sagt der Vize-Präsident des Deutschen Fußball-Bundes Ronny Zimmermann, "wir wollen unseren Amateurfußballern die mediale Aufmerksamkeit geben, die sie verdienen." Der Rechtsanwalt aus Wiesloch, auch Präsident des badischen Verbandes, freut sich auf ein "Fest des Fußballs."

Im Spiel kommt es ja häufig anders, als man denkt. Nicht so beim Drumherum. Es heißt, dass Deutschland auch deshalb Weltmeister geworden ist, weil die Deutschen Weltmeister im Organisieren sind. Man glaubt es gerne, wenn man in den 20 eng bedruckten DIN A4-Seiten blättert, dem Organisations-Protokoll des Verbandes, das in Bammental seit zwei Wochen "Die Bibel" ist.

Das Mineralwasser zur Pause: Medium. Das Siegerbier nach dem Abpfiff: Selbstverständlich vom Sponsor Krombacher aus einem bereit gestellten Zweiliter-Glas. Nur, wer schenkt ein? Es ist einer der wenigen noch offenen Punkte. Notfalls macht es der Chef selbst. Der weiß, wie es geht.

Ronny Zimmermann ist von der richtigen Wahl überzeugt. Er sagt: "Beim FC Bammental sind zahlreiche Menschen, für die Fußball ein wichtiger Bestandteil ihres Lebens ist." Viele möchten dabei sein. Bei der Auswahl der acht Ball-Mädchen und Jungen gab es sogar Härtefälle. "Alle wollen ins Fernsehen", sagt Jugendleiter Werner Sommer, der so aussieht wie Paul Breitner, aber netter ist.

Der 15 Meter hohe Turm fürs Fernsehen steht bereits. Tribünen für die rund 200 Ehrengäste werden aufgebaut, ein Unimog karrt die mobile Sprecherkabine an, den Arbeitsplatz für Rouven Ettner und Wolfgang Hell.

Die vom Fernsehen seien anfangs skeptisch gewesen, heißt es. Wegen der fehlenden Infrastruktur an der Schwimmbadstraße. Es gibt keine überdachten Sitzplätze. Das VIP-Häuschen aus der Oberligazeit von vor 20 Jahren dient jetzt als Lagerraum. Doch der Verband zeigte Haltung, pochte auf Bammental. "Wir möchten zeigen, wie das wahre Leben ist auf den Amateurplätzen", sagt BFV-Spielleiter Felix Wiedemann. Die Schwaben legen offenbar weniger Wert auf Authentizität. Bissingen gegen Ravensburg im fast 12 000 Zuschauer fassenden Stuttgarter Gazi-Stadion droht eine traurige Veranstaltung zu werden.

Dabei wusste schon der frühere Ministerpräsident Günther Oettinger, dass Weltklasse nicht selten aus der Provinz kommt. Wie zum Beispiel Hansi Flick. Über den Weltmeister, Ehrenbürger und DFB-Sportdirektor sagt Jugendleiter Sommer: "Als Hansi bei uns Cheftrainer war, hat er anders als mancher Kollege nie Jugendspieler vom Platz gescheucht."

Kaum einer kennt den Mückenlocher besser als Uwe Ulzenheimer. Der Vorsitzende des FC Bammental ist Geschäftsführer in Flicks Sportgeschäft, sein Bruder Dirk ein begnadeter Koch. Den VIP, so viel verrät der Pfundskerl, wird er am Samstag Schweinelendchen in Senfsauce servieren.

Frau Annette rät...

Einen Tipp hat die pfiffige Pressesprecherin Annette Kaul: "Gehen Sie zum Mittagessen ins Stadion", schlägt sie vor angesichts der ungewöhnlichen Anstoßzeit von 12.30 Uhr. Friedbert Ohlheiser hat 1 500 Bratwürste bestellt, die belegten Brötchen kommen von Fritz Fromm, dem alten Kumpel von Hansi. Der Bäckermeister kickt mit über 50 noch beim A-Klassen-Vierten SV 08 Waldhilsbach.

Das Organisations-Geschick der Bammentaler wird gerühmt. Sie richten seit Jahren Hallenfußball-Turniere und Beach-Soccer-Wettbewerbe aus. Sie waren 2012 schon mal Gastgeber bei einem badischen Endspiel. Neckarelz musste sich damals Nöttingen geschlagen geben. Im Elfmeterschießen.

2 500 Besucher kamen damals. Wenn es am Samstag wieder so viele werden, wären alle glücklich. Nicht zu vergessen die Millionen an den Bildschirmen. Olheiser strahlt: "Ich freue mich schon jetzt, wenn es heißt: Wir schalten um nach Bammental."

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