Vor dem Hoffenheim-Spiel: Für Mainz beginnt der Stress
Gegen Hoffenheim und in der Europa League voll gefordert

Mainzer Gefahrenherde: Pablo de Blasis und Jhon Cordoba (rechts). Foto: Imago
Von Tobias Schächter
Mainz. Martin Schmidt streut gerne fußballfremde Einheiten in die Trainingswochen ein, damit seine Profis "frisch bleiben." Am Dienstag bestellte der Trainer von Mainz 05 seine Spieler in eine Kletterhalle, und weil Schmidt den Wettbewerb liebt, setzte er dann doch "einen Reiz" und wollte sehen, wer am schnellsten zur Decke hochgeht. Außenbahnspieler Christian Clemens gewann den Wettkampf, aber auch einige andere hätten sich als mutige "Klettermaxen" für die Startelf am morgigen Sonntag im Bundesliga-Heimdebüt gegen die TSG 1899 Hoffenheim empfohlen.
Der Schweizer Schmidt verbreitet gute Laune und Selbstvertrauen vor dem wichtigen Spiel, das der Auftakt von sieben Matches in 21 Tagen für die in der Europa League spielenden Mainzer ist. Am Donnerstag erwarten die Rheinhessen den AS St. Etienne im Europapokal. "Es gibt kein Wort des Jammerns von mir", sagt Schmidt: "Es herrscht pure Vorfreude auf das Programm. Dafür haben wir in der letzten Saison gespielt und eine lange Vorbereitung gehabt", betont er und erklärt: "In den sieben Spielen wollen wir alles raushauen, was wir haben. Wo wir stehen, sehen wir nach diesem Block."
Fußballfremde Einheiten wie die Kletterpartie wird es im September in Mainz sicher nicht mehr geben. Die Profis können wegen des strammen Programms nur zwei Mal trainieren, ansonsten heißt es in Dauerschleife: Spiel, Regeneration, Abschlusstraining, Spiel. Auf diesen Rhythmus hat Schmidt die gesamte Vorbereitung ausgelegt. Für fast alle Spieler ist die hohe Belastung neu. Schmidt hofft, mit der ausgetüftelten Vorbereitung und dem neuen Kader einen Absturz vermeiden zu können. Ähnlich überraschende Europa League-Teilnehmer wie die Mainzer sind sogar in den Abstiegsstrudel geraten, Freiburg zum Beispiel oder Augsburg.
Ein Sieg gegen die TSG wäre also wichtig, zumal der Saisonauftakt in Dortmund mit 1:2 verloren wurde. Dort habe seine Elf "im Feld gut, bei Standards schlecht verteidigt", sagt Schmidt. Gegen Hoffenheim stehen dem Trainer im Angriff alle Spieler zur Verfügung, auch Stoßstürmer Jhon Cordoba, der mit seiner Wucht und seiner Ballfertigkeit nur schwer zu ersetzen ist. Die Stärken der Mannschaft sind die beiden offensiven Außenbahnen, wo Schmidt in Clemens, De Blasis, Jairo, Onisiwo oder Zugang Levin Öztunali viele überdurchschnittliche Alternativen besitzt. Da das Verteidigen der Außenbahnen nicht die Stärke der Hoffenheimer ist, könnte hier ein taktischer Ansatzpunkt Schmidts liegen. Er sagt aber nur: "Wir haben uns in erster Linie auf uns konzentriert. Wir wissen, wer da kommt, wir nehmen diese Herausforderung an."
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Der mit Qualität aufgerüstete Kader gibt dem Trainer viele Möglichkeiten, vor allem im zentralen Mittelfeld. Dort muss sich das Team neu finden, was ein Ansatz für Hoffenheims Trainer Julian Nagelsmann sein könnte. Das Stamm-Duo der letzten Saison ist gesprengt, Julian Baumgartlinger wechselte nach Leverkusen, und Danny Latza fällt wegen einer rätselhaften Verletzung lange aus. Auch deshalb verpflichteten die Mainzer noch den Brasilianer Andre Ramalho von Bayer Leverkusen, der aber gegen die TSG wohl wegen Wadenproblemen nicht von Beginn an spielen wird. In Dortmund begann Schmidt mit drei defensiveren Mittelfeldspielern, gegen Hoffenheim könnte er aber auf ein offensiveres 4-2-3-1-System setzen.