TSG 1899 Hoffenheim kassiert beim VfL Wolfsburg eine 1:2-Niederlage

Ein bisschen Hacke und Sohle - Wie sehr sie den Hoffenheimern aufs Gemüt schlug, zeigte die Reaktion von Torhüter Oliver Baumann

12.02.2017 UPDATE: 13.02.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 13 Sekunden

Der Knockout für Hoffenheim: Wolfsburgs Didavi liegt quer in der Luft und trifft zum 2:1 für den kriselnden VW-Klub. Foto: APF

Von Joachim Klaehn

Wolfsburg. Man brauchte nur in die Gesichter der Hoffenheimer Spieler zu blicken. Sie waren allesamt nach dem 2:1 (0:1) für den VfL Wolfsburg abgrundtief enttäuscht - über den Spielverlauf, zwei schwach verteidigte Standardsituationen, die eigene nachlassende Leistung in der zweiten Hälfte und den verpassten Sprung auf Platz drei im Bundesliga-Tableau. "Nix mehr" wollte beispielsweise Kapitän Sebastian Rudy in der Mixed Zone sagen. Doch dann kam er urplötzlich aus dem Kabinentrakt zurück und sagte zu den wartenden Journalisten: "Sorry, das war blöd von mir!" Eine bemerkenswerte Geste. Wenn die ganze Mannschaft so fix aus ihren kleinen Fehlern lernt, dann braucht den Anhängern der TSG 1899 Hoffenheim vor den nächsten Wochen nicht bange zu sein.

"Wir haben es selbst in der zweiten Halbzeit verbockt", analysierte Rudy, "da waren zu viele schlampige Pässe nach vorne dabei. Dann hat der Gegner alles reingeworfen und wir haben eben ein, zwei Prozent nachgelassen." Hübsch formuliert von Rudy, doch tatsächlich waren es eher zehn oder gar zwanzig Prozent, die dem Kraichgauklub fehlten, um vor 23.148 Zuschauern in der Volkswagen Arena drei Punkte oder zumindest einen Zähler mitzunehmen.

Richtig angefressen war am Tag nach seinem einjährigen Dienstjubiläum Julian Nagelsmann. "Wir wollten ein bisschen kicken, viel mit Hacke und Sohle machen. Die Wolfsburger aber wollten nicht kicken, die wollten fighten", beschrieb der TSG-Cheftrainer den Hauptgrund für seine bescheidene Laune: "Ich bin stinkig!"

Absolut nachvollziehbar, denn zunächst hatten die Gäste aus Nordbaden die bis dato heimschwachen Wolfsburger fest im Griff. Ein Malli-Schussversuch (7.) aus 40 Metern sollte das einzig Nennenswerte bis zum Pausengang sein. Eklatant offensivschwach, gehemmt und verunsichert traten die Grün-Weißen zunächst auf. "Hoffe" hingegen diktierte das Geschehen.

Das 0:1 (26.) basierte auf einem entschlossenen Lauf von Kerem Demirbay, der Steven Zuber glänzend in die Schnittstelle bediente und dieser wiederum netzte cool zur Führung ein.

Mit dem eingewechselten Daniel Didavi kam nach der Halbzeit unterdessen mehr Schwung ins Spiel der Autostädter. Die "Wölfe" wurden aggressiver, bissiger und hungriger - spätestens da war klar, dass im winterlich kalten Niedersachsen ein heißes Duell auf der Agenda stand. Eine Ecke von Rodriguez klärte Niklas Süle "anfängerhaft" Richtung Mitte statt nach außen, so dass Maximilian Arnold mit seinem Dropkick bzw. Sonntagsschuss zum 1:1 (50.) egalisieren konnte. Erschwerend kam hinzu, dass die Hoffenheimer durch Demirbay (59.) und Adam Szalai (66.) zwei Topgelegenheiten vergaben. "Wenn wir das zweite und dritte Tor machen, dann kommen die nicht mehr zurück", grantelte Nagelsmann hernach.

Diese fehlende Konsequenz sollte sich noch rächen. Eine Freistoßflanke von Rodriguez köpfte Demirbay wie zuvor Süle ebenfalls ins Zentrum. Abwehrhüne Robin Knoche leitete den Ball auf den blank vor Baumann stehenden Didavi weiter, der aus kürzester Entfernung zum 2:1 (73.) vollendete. Zwei Standardsituationen, zwei Schnitzer - solche Nachlässigkeiten entscheiden enge Spiele. "Die Standards haben wir zu sorglos verteidigt", stellte Nagelsmann fest und sprach Grundsätzliches an: "Wenn man auf die Tabelle schaut und ständig liest, wie toll man ist, muss man eine helle Birne haben, um das einordnen zu können."

Soll heißen: Gerade in Partien gegen Mannschaften aus der unteren Tabellenhälfte sind andere Tugenden gefragt als Schönspielerei, nämlich Willen, Zweikampfhärte und Einsatzbereitschaft - und zwar nicht nur über 45 Minuten hinweg.

Am Mittellandkanal gab’s für die TSG 1899 gestern eine ärgerliche, überflüssige Niederlage. Wie sehr sie den Hoffenheimern aufs Gemüt schlug, zeigte die Reaktion von Torhüter Oliver Baumann. Nachdem das 2:1 amtlich war, drosch er das Rund wutentbrannt in die Weiten der nur spärlich gefüllten VW-Arena. Mit versteinerter Miene schlich er schließlich in die Schutzzone der Kabine.

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