Hoffenheimer Notenskala vor dem Spiel gegen Bayer Leverkusen

Vor dem Spiel gegen Bayer Leverkusen bewertet der TSG-Fußballlehrer das (mögliche) Erreichen eines internationalen Wettbewerbs

16.03.2017 UPDATE: 17.03.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 19 Sekunden

Eine Schlüsselszene beim 0:3 im Hinspiel: Bayers Kevin Volland (l.) bringt "Hoffes" Kerem Demirbay zu Fall und kassiert Rot. Foto: Imago

Von Joachim Klaehn

Sinsheim. Gewöhnlich finden Pressekonferenzen in der Fußball-Bundesliga vor Medienprofis statt. Doch in dieser Woche war alles anders bei der TSG 1899 Hoffenheim vor dem Heimspiel am Samstag (15.30 Uhr/Sky) gegen Bayer Leverkusen. "Hoffe" lud zur sogenannten "Hoffi-Club Kinderpressekonferenz" ein. Die 40 Kinder und deren Eltern hatten am Mittwochnachmittag ihre helle Freude daran, Trainer Julian Nagelsmann und Torhüter Oliver Baumann mit Fragen zu löchern, Fotos oder Selfies zu schießen und Autogramme zu erhaschen. Fast eine Stunde lang waren Kinder-Reporter dran. Ein ungewöhnliches Erlebnis gerade auch für Nagelsmann und Baumann - sie waren beide rhetorisch und pädagogisch gefordert.

Hintergrund

Das sagt Trainer Nagelsmann über...

Sinsheim. (jog) Julian Nagelsmann will am Samstag unbedingt den Heimnimbus mit seiner Mannschaft wahren. 26 der insgesamt 42 Punkte haben die Kraichgauer bisher zu Hause gesammelt - sieben Siege und fünf

[+] Lesen Sie mehr

Das sagt Trainer Nagelsmann über...

Sinsheim. (jog) Julian Nagelsmann will am Samstag unbedingt den Heimnimbus mit seiner Mannschaft wahren. 26 der insgesamt 42 Punkte haben die Kraichgauer bisher zu Hause gesammelt - sieben Siege und fünf Unentschieden (Torverhältnis 27:11) stehen zu Buche. Diese Serie soll auch gegen Bayer Leverkusen halten. Nagelsmann über ...

... Bayer Leverkusen: "Trotz des relativ schlechten Tabellenplatzes - für Leverkusener Verhältnisse - sind sie jederzeit in der Lage, ein Topspiel abzuliefern. Es liegt an uns, ob wir sie ins Spiel kommen lassen oder nicht."

... das Saisonziel der TSG: "Wir wollen versuchen, das Maximum aus dieser Saison herauszuholen. Die Fans dürfen gerne träumen. Wir machen einfach unsere Arbeit und geben weiter Gas."

... Tayfun Korkut: "Ich kenne ihn nicht super gut. Es war mal ursprünglich in Hoffenheim so angedacht, dass ich sein Co-Trainer werde. Das wollte ich allerdings nicht."

... die vermeintliche Tatsache, dass ihn andere Klubs als Trainer haben wollen: "Es ist ja nicht so, dass ich abends ins Bett gehe und sage: Wow, was für ein krasser Typ!" (lacht)

... den Begriff "Nagelsmänner": "Also, ich find’s süß." (grinst breit)

... das Erfolgsrezept des Hoffenheimer Teams: "Der Großteil liegt an der Mannschaft. Wir haben eigentlich bei allen Neuzugängen richtig gelegen. Die Trainingsqualität ist gut. Wir spielen insgesamt sehr mutig und nehmen auch Fehler in Kauf. Die Jungs wollen sich immer verbessern. Nur zwei, drei Mal habe ich beim Training gedacht: Och, wärst du doch lieber daheim geblieben und hättest Hackbraten gekocht!" Foto: APF

[-] Weniger anzeigen

Natürlich ging’s auch um die Hoffenheimer Chancen, in der zehnten Erstliga-Saison erstmals in den Europacup einziehen zu können. Nagelsmann ganz direkt und plakativ: "Wenn wir jedes Spiel gewinnen, sind wir dabei. Wenn wir jedes Spiel verlieren, dann nicht." Ob sie angesichts geweckter Träume jetzt nicht in einer besonderen Verantwortung stünden, hakte ein Fernsehmann nach und blickte in den Club der leicht aufgeregten Pennäler. Nagelsmann schmunzelnd: "Wenn wir nicht international spielen, hoffe ich nicht, dass alle Kinder hier todunglücklich sind und sechs Wochen lang durchweinen werden."

Soweit soll es selbstverständlich vor Beginn des saisonalen Countdowns nicht kommen. Positiv ist für die Kraichgauer, dass sie in den verbleibenden fünf Heim- und Auswärtsspielen alles selbst zu ihren Gunsten regeln können. Nagelsmann meinte selbstbewusst: "Ich halte im Leben gerne die Gewinnertafel in der Hand." So soll es morgen auch gegen die wankelmütige Werkself aus Leverkusen sein, die in dieser Spielzeit schon manch bittere Pille schlucken musste. Das jüngste Aus im Champions-League-Achtelfinale gegen Atlético Madrid war nach dem 2:4 in der BayArena kaum mehr vermeidbar. So feiern die Rheinländer das 0:0 vom Mittwochabend im Rückspiel der Königsklasse als Renaissance. "Erhobenen Hauptes" sei man ausgeschieden, konstatierte Bayer-Geschäftsführer Michael Schade. Ab sofort gilt die ganze Konzentration der Bundesliga. Die unmissverständliche Ansage von Sportchef Rudi Völler: "Wir haben Europa noch nicht abgeschrieben." Angesichts der geringen Punktedifferenz gegenüber dem SC Freiburg, 1. FC Köln oder Eintracht Frankfurt ist das durchaus noch möglich.

Nagelsmann weiß um die Brisanz der bevorstehenden Partie: "Leverkusen hat eine sehr, sehr gute Mannschaft mit außergewöhnlicher Qualität im Kader. Sie sind aber nie wie gewünscht in Tritt gekommen, deshalb glaube ich nicht, dass sie am Samstag vor Selbstbewusstsein strotzen werden." Die TSG möchte vor einem ausverkauften heimischen Stadion den Korkut-Schützlingen vielmehr ihr Spiel aufzwingen - mit physischer Präsenz und taktischer Finesse. Beim 3:0 in der Hinrunde lief es für den Dorfklub nahezu optimal, begünstigt durch den frühen Platzverweis für Kevin Volland (6.), der gegen Kerem Demirbay die Notbremse zog. Irgendwie symptomatisch: Der Ex-Hoffenheimer Volland tat sich lange schwer, unterm Bayer-Kreuz anzukommen. "Kevin wird sich freuen, hier wieder zu spielen. Er wird versuchen, uns das Leben schwer zu machen. Wir hingegen müssen schauen, dass er möglichst nicht trifft", erwartet TSG-Keeper Oliver Baumann einen hoch motivierten Volland. Neben ihm haben auch Neu-Trainer Tayfun Korkut, dessen Assistenten Xaver Zembrod und Lars Kornetka und Jochen A. Rotthaus, Bayers rühriger Direktor Marketing & Kommunikation, schon mal Kraichgauluft geschnuppert. Bayer muss und wird brennen vor Ehrgeiz - die hochdatierten Stars sind in der Bringschuld.

Für die "Nagelsmänner" hingegen ist die Lage wesentlich entspannter. "Julian, wie findest Du die Europa League?", fragte am Mittwoch ein Knirps ungezwungen im Stadionbauch. "Find’ ich gut. Sehr gut wäre was anderes ... (Kunstpause) ... aber ist gut!", so Fußballlehrer Nagelsmann über seine Notenskala.

Über die genaue Platzierung wollte der TSG-Cheftrainer indes nicht reden. Oli Baumann musste - bitte - helfen: "Es wäre schön, wenn wir da stehen, wo wir jetzt stehen." Na also, ist doch gar nicht so schwierig mit dem Saisonziel 2016/17 ...

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.