Steckt 1899 Hoffenheim in einer Kreativkrise?

Hoffenheim muss sich bei den wilden Grätschern von Darmstadt 98 mit einem 0:0-Unentschieden begnügen

30.08.2015 UPDATE: 31.08.2015 06:00 Uhr 1 Minute, 49 Sekunden

Mit letzter Kraft: Darmstadts Verteidiger Luca Caldirola verhindert in der Nachspielzeit einen Treffer von Kevin Kuranyi. Foto: Imago

Von Frank Enzenauer

Darmstadt. Verdammt, wohin nur mit dem Ball? Niklas Süles Körpersprache verriet Hilflosigkeit. Eine Stunde war gekickt, als Hoffenheims starker Innenverteidiger achselzuckend die Kugel am Fuß hatte, wild mit den Armen herum- fuchtelte und nach einem Anspielpartner Ausschau hielt. Vergebens die Suche. Süle musste einen Querpass zu seinem Abwehrkameraden Fabian Schär machen, das Tempo wurde also arg gedrosselt - und die Kämpfer des SV Darmstadt 98 durften in der Hitze durchschnaufen. Dann waren die Aufsteiger wieder bereit für Befreiungsschläge, wildes Grätschen und fürs Rennen bis der Arzt kommt. Es war das erwartete "Ekelspiel" für die Profis der TSG 1899 Hoffenheim, denen am heißen Samstag lange Zeit nicht viel einfiel und die den Eindruck erweckten, in einer Kreativkrise zu stecken.

"Es ist unglaublich schwer, hier zu bestehen. Hier werden sich noch einige Mannschaften die Zähne ausbeißen", beschwichtigte Trainer Markus Gisdol nach dem 0:0-Unentschieden auf dem Bolzplatz am Böllenfalltor. Es war der erste Saisonpunkt für "Hoffe", nach den wenig überraschenden Auftaktniederlagen in Leverkusen und gegen den FC Bayern sowie dem peinlichen Pokal-Aus zuvor gegen den Zweitligisten 1860 München. "Ja, man kann von einem Fehlstart sprechen", bekannte Kapitän Pirmin Schwegler. "Es fehlt noch ein bisschen am Feinschliff und an der Abstimmung", erklärte Nationalspieler Kevin Volland die Startschwierigkeiten.

Erst in der Schlussviertelstunde, als Darmstadts Kräfte schwanden, erspielten sich die Hoffenheimer gegen die Taumelnden Tormöglichkeiten durch Pavel Kaderabek, Jonathan Schmid und Kevin Kuranyi. Der fleißige 33-Jährige besaß in der Nachspielzeit die größte Chance der Partie, doch Luca Caldirola klärte mit letzter Anstrengung mit der Fußspitze auf der Torlinie. Die leidenschaftlichen, wahrlich erstklassigen "Lilien"-Fans unter den 17 000 am ausverkauften "Bölle" grölten ohrenbetäubend und feierten das dritte Remis im dritten Abenteuerspiel wie eine Meisterschaft.

Die Hoffenheimer aber verblüfften mit wohlwollenden Betrachtungen und waren genügsam. "Es ist ein schlechtes Zeichen, wenn man keine Chancen hat. Wir aber hatten welche", betonte Profifußball-Direktor Alexander Rosen. "Der einzige Makel war, dass wir den Ball nicht über die Linie gebracht haben", erzählte Trainer Gisdol und verteilte seiner Mannschaft großzügig ein "Kompliment" für ein "gutes Spiel". Denn: "Wir haben uns nie entblößt, waren in der Defensive stabil und haben diszipliniert gespielt." Torhüter Oliver Baumann sah sogar "ein super Spiel" und behauptete in optimistischer Stimmung: "Wir sind auf dem richtigen Weg."

Ob die Sonne verblendet? Zwei Tore in vier Pflichtpartien könnten vielmehr Anlass zur Sorge geben, zumal noch nicht ersichtlich ist, ob Hoffenheim den Abgang von Offensivkönner Roberto Firmino (FC Liverpool) verkraften kann. Zumindest Bemühen ist erkennbar. Eduardo Vargas, der letzte TSG-Neuzugang dieser Transferperiode, durfte am Samstag einen 18-minütigen Bundesliga-Schnupperkurs machen und verspricht, sich schnellstmöglich integrieren zu wollen. So verzichtet der 25-jährige Stürmer von Copa-America-Sieger Chile auf seinen Länderspiel-Einsatz gegen Paraguay (5. September) und bleibt stattdessen während der Liga-Pause in Hoffenheim. Vargas will in neuer Umgebung üben: Torschusstraining. Damit’s besser wird.

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