Philipp Ochs steht idealtypisch für den Hoffenheimer Weg

Ein junger Kerl mit Herz und  Verstand - Erstmals Bundesliga-Luft schnupperte Ochs zu Saisonbeginn in Leverkusen und gegen den FC Bayern

25.02.2016 UPDATE: 26.02.2016 06:00 Uhr 2 Minuten, 42 Sekunden

Großes Talent, große Perspektive: Hoffenheims Philipp Ochs, hier gegen Mainz. Foto: Imago

Von Joachim Klaehn

Zuzenhausen. Die Kollegen Kevin Kuranyi, Nadiem Amiri, Niklas Süle, Sebastian Rudy und Tobias Strobl freuen sich wie kleine Buben, als sie Philipp Ochs (18) in einem gläsernen Zimmer bei seinem ersten großen Interview entdecken. Die Spieler der TSG lachen und feixen im Vorbeilaufen - und der Jung-Profi der Hoffenheimer freut sich herzhaft mit. Ochs hat unter dem neuen Trainer Julian Nagelsmann seine ersten beiden Einsätze in der Startelf hinter sich, was die gestiegene Wertschätzung unterstreicht. Es ist zumindest ungewöhnlich, dass einem "Rookie" im knallharten Bundesliga-Abstiegskampf vertraut wird.

Noch dazu auf der ungewohnten Linksverteidiger-Position wie zuletzt beim 3:2 gegen Mainz 05, diese Rolle hatte der gelernte Stürmer Ochs zuvor ein einziges Mal in der U 14 interpretiert. "Ich will Bundesliga spielen, egal wo", sieht der junge Mann aus Wertheim die Dinge pragmatisch, "und von hinten kannst du auch viel nach vorne machen."

Erstmals Bundesliga-Luft schnupperte Ochs zu Saisonbeginn in Leverkusen und gegen den FC Bayern. Markus Gisdol, auf den er große Stücke hält, hatte ihn zweimal eingewechselt. "Als Heinz Seyfert das Trikot mit meiner Nummer hochhob, war ich erst einmal geflasht", berichtet Ochs ehrfurchtsvoll über sein Debüt vom 15. August 2015 unterm Bayer-Kreuz, aber mit dem ersten Zweikampf sei die Nervosität weg gewesen. Gegen die Bayern sollte es zur Steigerung kommen. Plötzlich stand Ochs Stars wie Neuer, Alonso, Vidal oder Müller gegenüber, die er aus dem Fernsehen kannte und deren Panini-Bildchen er gesammelt hatte. "Schade, dass wir da verloren haben", sagt er schmunzelnd.

Philipp Ochs steht idealtypisch - wie Niklas Süle oder Nadiem Amiri - für den Hoffenheimer Weg. Nach einem Stützpunkttraining im Main-Tauber-Kreis, mehreren Probetrainings und dem Ostercamp stieß er zum U-13-Team der TSG, ab der U 16 kam er ins Internat. Das Talent durchlief alle Jugendkategorien in Hoffenheim, darüber hinaus alle Nationalmannschaften ab der U 15. Auffallend: Seine Entwicklung nahm derart Schwung auf, dass er im Verein immer eine Altersklasse höher zum Einsatz kam. Als B-Jugendlicher wurde Ochs deutscher Meister mit der U 19 unter Nagelsmann. Beim 5:0 im Finale gegen Hannover 96 markierte der Jüngste sogar einen Treffer. In der vergangenen U-19-Saison brachte es Ochs auf die sagenhafte Quote von 23 Toren und 24 Assists in 44 Partien. Er ist also nicht nur Vollstrecker, sondern auch Vorbereiter.

"Julian weiß um meine Stärken", sagt er, "es ist kein Nachteil für mich, dass er früher als erwartet Trainer bei den Profis wurde." "Hoffe" setzt auf Ochs, umgekehrt setzt Ochs auf 1899 - deshalb hat er zu Jahresbeginn einen Lizenzspielervertrag bis 2019 unterschrieben. Die Vorfreude auf den nächsten Höhepunkt seiner jungen Karriere am Sonntag (17.30 Uhr) bei Borussia Dortmund ist riesig. "Es ist etwas ganz Besonderes für mich, in diesem Stadion zu spielen. Ich bin fest überzeugt davon, dass wir uns gut schlagen können", leuchten seine Augen. Reicht’s zum Ligaverbleib? "Ich war immer der Meinung, dass wir das schaffen. Wir haben die Qualität und Mentalität dazu", meint er selbstbewusst.

Ochs stammt aus einer Sportlerfamilie. Die Eltern kamen vor seiner Geburt aus Kasachstan nach Deutschland. Der Vater spielte Fußball und Eishockey. Der ältere Bruder Anton (25) kickt in der Landesliga bei der SV Viktoria Wertheim und berät ihn gemeinsam mit Arthur Beck, Bruder des langjährigen TSG-Kapitäns Andreas Beck. Der jüngere Bruder (16) steht beim SV Nassig im Kasten. Philipps Vorbild ist Wayne Rooney, als Kind fieberte er mit ManU, später sympathisierte er mit dem FC Bayern. "Weil Rooney viel über den Willen und Kampf macht", erzählt er und betont, auch sein Vater und Bruder Anton seien für ihn absolute Vorbilder.

Abzuheben kommt für den sympathischen und bodenständigen Typ überhaupt nicht in Frage. Im Sommer wird er das Fachabitur an der Sinsheimer Max-Weber-Schule in der Tasche haben. "Ein zweites Standbein braucht jeder", nimmt er die Doppellastung Profidasein und Prüfungen gerne auf sich.

Als Ochs abends vom Trainingsgelände fährt, tut er das in einem kleinen Toyota mit TBB-Kennzeichen. Von den Fans wird er wie die meisten seiner Teamkollegen in diversen Luxusautos erkannt. Freundlich gibt er einigen TSG-Anhängern Autogramme.

Vieles am familiären Hintergrund erinnert an die geerdeten Becks aus dem Schwabenland. "Keine dummen Sprüche und immer ich selbst bleiben", so lautete seine Maxime von Anfang an im Profifußball. Philipp Ochs ist ein junger Kerl mit Herz und Verstand. Auch wenn Kuranyi und Co. gelegentlich frotzeln - im Team selbst hat der Wertheimer seit längerem seinen Stellenwert.

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