Nun ist Gisdol an der Reihe

Einen Tag nach dem 0:1 gegen den FC Bayern entlässt der HSV Trainer Bruno Labbadia

25.09.2016 UPDATE: 26.09.2016 06:00 Uhr 1 Minute, 56 Sekunden

Markus Gisdol

Hamburg. (dpa/RNZ) Vor 16 Monaten wollte HSV-Boss Dietmar Beiersdorfer dem Relegations-Retter Bruno Labbadia noch ein Denkmal bauen. Nun übermittelte er dem "Hamburger des Jahres 2015" telefonisch die Beurlaubung und verpflichtete am späten Sonntagabend Markus Gisdol als dessen Nachfolger.

Die Labbadia-Beurlaubung erfolgte gleichwohl stillos. "Bruno hat mir gesagt, dass ich das per Telefon machen könnte. Das habe ich gemacht", entschuldigte sich Beiersdorfer am Sonntag für die ungewöhnliche Umgangsweise. Die Trennung verteidigte der nun selbst unter Druck stehende HSV-Chef vehement: "Ich bin von unserer Mannschaft 100-prozentig überzeugt, aber nicht davon, dass wir es in dieser Konstellation schaffen. Sonst hätte ich diese Entscheidung heute so nicht getroffen."

Neuer Mann auf der Trainerbank wird Markus Gisdol. Der ehemalige Hoffenheimer erhält bei der Hanseaten "auf eigenen Wunsch" zunächst nur einen Vertrag bis Juli 2017, teilte der HSV am Sonntagabend mit. Der 47-Jährige wird mit seinen Co-Trainern Frank Fröhling und Frank Kaspari heute Nachmittag bereits die erste Einheit mit den Profis absolvieren. Sein Debüt auf der HSV-Bank feiert er am kommenden Samstag im Punktspiel bei Hertha BSC.

Gisdol war von April 2013 bis Oktober 2015 Trainer der TSG 1899 Hoffenheim. Bernhard Peters, der für den Nachwuchs zuständige Direktor Sport beim HSV, kennt ihn aus der gemeinsamen Zeit im Kraichgau.

Blass und unrasiert versuchte Beiersdorfer in den Katakomben des Stadions vor rund 30 dicht gedrängt stehenden Journalisten und einem Dutzend TV-Kameras das Aus des 20. Trainers in 19 Jahren beim HSV zu erklären. "Wir haben eine schlechte Entwicklung und uns mehr versprochen", klagte der 52 Jahre alte Franke.

Für Labbadia war es nach 2009 bis 2010 das zweite Engagement in Hamburg. Er schied am Sonntag mit Anstand aus dem Amt und bedankte sich "bei allen HSVern, die ihn 18 Monate lang unterstützt haben. "Es hat mir sehr viel bedeutet, Trainer des HSV sein zu können. Ich habe mich jeden Tag mit dieser Aufgabe identifiziert", sagte Labbadia und übernahm zugleich die Verantwortung für den Saison-Fehlstart.

Die Trennung nach 529 Tagen ist zumindest aufgrund des seit Monaten anhaltenden HSV-Niedergangs nachvollziehbar. Dass diese nach dem einzigen leidenschaftlichen Saisonspiel des Bundesligisten am Samstag gegen Bayern München (0:1) erfolgte, lässt Beiersdorfer äußerst unglücklich dastehen. "Es wird nie einen optimalen Zeitpunkt für eine Entlassung geben", meinte er. Höchstwahrscheinlich hatte die Entscheidung schon am Vortag festgestanden, doch offenbar traute sich der HSV-Chef wegen der guten Team-Leistung gegen den FC Bayern und der Fan-Sprechchöre auf Labbadia nicht, die unpopuläre Botschaft sofort zu verkünden.

Fakt ist: Der HSV ist das schlechteste Bundesliga-Team im Jahr 2016. In 22 Partien wurden lediglich fünf Siege und 20 Punkte eingefahren. In der Offensive fehlte ein Konzept, zu harmlos agierte die Mannschaft vor dem gegnerischen Tor und erspielte sich laut Beiersdorfer lediglich sechs Torchancen in vier Partien. "Ich habe nach der jüngsten Transferperiode, nach der langen Vorbereitung und in den bisher absolvierten Bundesligaspielen keine Weiterentwicklung gesehen", monierte der HSV-Boss. Die Vereinsführung sei zu der Erkenntnis gelangt, dass "eine sportliche Trendwende in der aktuellen Konstellation nicht mehr vorstellbar ist".

Gerüchte, dass HSV-Anteilseigner und Investor Klaus-Michael Kühne die Vereinspolitik diktiere, dementierte Beiersdorfer entschieden: "Wir sind selbstbestimmt. Herr Kühne würde sich nie und nimmer anmaßen, in unternehmerische Entscheidungen des HSV einzugreifen."

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