Nach acht Jahren in der ersten Liga droht 1899 Hoffenheim ein bitteres Ende

Verzagt, verkrampft, verzweifelt: Huub Stevens kann den Knoten bei den Profis von 1889 Hoffenheim nicht lösen. Spielerische Lösungen hat er auch kaum parat.

08.02.2016 UPDATE: 08.02.2016 12:10 Uhr 1 Minute, 51 Sekunden

Huub Stevens hatte seinen Posten als Hoffenheim-Trainer aus gesundheitlichen Gründen aufgegeben. Foto: dpa

Von Ulrike John

Sinsheim. Diese Frage wollte Huub Stevens partout nicht hören. Wie es mit ihm weitergehe? "Ich weiß es nicht. Was meinen Sie damit?", motzte der Trainer von 1899 Hoffenheim den Sky-Reporter an und schaute ziemlich böse in die Kamera. "Ich denke, dass ich morgen wieder ein Frühstück nehme und dann hoffe ich, wieder einen guten Tag zu haben. Ich habe die Frage nicht verstanden. Wie kommen Sie darauf?" Viel Fantasie brauchte es nicht: Stevens Bilanz als "Feuerwehrmann" bei den Kraichgauern ist ähnlich niederschmetternd für den Club wie das 0:2 am Sonntagabend gegen den SV Darmstadt.

Der 62-jährige Niederländer kann den freien Fall der TSG in der Fußball-Bundesliga bisher nicht aufhalten. Eine Trainerwechsel ist laut Alexander Rosen aber "keine Alternative". "Solche Fragen würden sich stellen, wenn die Mannschaft leblos wäre", erklärte der Sportchef.

Nach den ersten zehn Spieltagen und einer ähnlich deprimierenden Heimniederlage gegen den Hamburger SV (0:1) hatten die Hoffenheimer Anfang Oktober Markus Gisdol vor die Tür gesetzt. Seine Bilanz damals: sechs Punkte. Sein Nachfolger Stevens sammelte nun in ebenfalls zehn Partien zwei Zähler mehr. Der einzige Sieg gelang gegen Schlusslicht Hannover 96.

"Ich bin zwei Monate hier. Wir wissen alle, dass die Situation angespannt ist", sagte Stevens, der seit dem 26. Oktober bei der TSG arbeitet. Längst hat er eingeräumt, dass er sich die Aufgabe leichter vorgestellt hatte. Die Hoffnung von Mäzen Dietmar Hopp, dass der Trainer-Routinier nach zwei erfolgreichen Rettungsaktionen beim VfB Stuttgart auch seinen einstigen Dorfclub vor dem Abstieg bewahrt, erfüllte sich bisher nicht. Als Stevens nach dem Abpfiff mit den Händen in den Hosentaschen in die Kabine schlenderte, hatte Hopp seine Loge in der Sinsheimer Rhein-Neckar-Arena schon verlassen.

"Stevens droht der KraichGAU", schrieb das Fachblatt "Kicker" am Montag. Hoffnungslos ist die Lage allerdings nicht. Als sich der Verein vor drei Jahren unter Gisdol über die Relegation rettete, lagen die Hoffenheimer nach 24 Spieltagen ebenfalls fünf Punkte hinter dem Relegationsplatz. Mit einem Sieg beim Drittletzten Werder Bremen bereits an diesem Samstag wäre Hoffenheim bis auf zwei Punkte dran. "Wir müssen hart arbeiten, manchmal reicht das", sagte Stevens. Und: "Wir müssen jetzt noch mehr zusammenhalten."

Dieser Satz war im Laufe des Abends noch öfter zu hören - als hätte jemand einen Zettel mit diesen Worten an die Kabinentür gepinnt. "Es war nicht leblos", sagte Stevens über die verzagte, verkrampfte und verzweifelte Darbietung seines Teams und meinte sarkastisch: "Wir müssen den Spielern noch mehr vertrauen - oder soll ich draufhauen oder einige wegschicken?"

Darmstadts Kapitän Aytac Sulu (33.) und der Ex-Hamburger Slobodan Rajkovic (85.) hatten gegen den Tabellenvorletzten getroffen. Alleine, dass der bescheiden ausgestattete Aufsteiger nun zehn Punkte mehr hat als die Hoffenheimer, ist eine Schmach für den einst so ambitionierten Club.

Mit der Situation damals beim HSV-Spiel sei die jetzige nicht vergleichbar, so Rosen. Die Mannschaft habe trotz des Rückstands versucht, "Abschlussmöglichkeiten zu suchen, Druck zu erzeugen, Bälle zurückzuerobern." Lauter Dinge, die für einen Trainer eine Grundvoraussetzung im Fußball sind.

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