Marco Terrazzino: Der Fußball-Romantiker
Marco Terrazzino darf endlich wieder ran, trifft und freut sich auf die Liebste - Doppeltorschütze Adam Szalai cool
Von Achim Wittich
Sinsheim. "Tooooor, unser kleiner Italiner", brüllte Stadionsprecher Mike Diehl zehn Minuten vor dem Ende nach dem vorentscheidenden Treffer zum 2:0 durch Marco Terrazzino in sein Mikrofon. Der 25-jährige Neckarauer mit sizilianischen Wurzeln konnte sein Glück später im Gespräch mit den Pressevertretern kaum fassen. "Ein unglaublicher Tag", meinte der Offensivmann, der sich zuvor auf ungewöhnliche Weise mit erhobener Hand verschmitzt vorgestellt hatte: "Hallo, ich bin Marco Terrazzino." Lustig, aber mit durchaus ernstem Hintergrund. Denn der Rückkehrer, Terrazzino spielte bereits von 2007 bis 2011 bei den Kraichgauern und gab am 31. Januar 2009 sein Bundesliga-Debüt beim 2:0-Sieg gegen Energie Cottbus, hat noch nicht Fuß gefasst bei der TSG, Erst zum zweiten Mal in dieser Saison, nach dem Auftakt gegen Leipzig, wurde er eingewechselt. "Es war eine sehr schwierige Zeit für mich in den letzten Monaten", gab der Gefeierte zu Protokoll und hatte die Lacher sofort wieder auf seiner Seite. Wann er denn sein letztes Erstliga-Tor erzielt habe? "Das muss vor zwanzig Jahren gewesen sein." Naja, ganz so lange ist es dann doch nicht her. Terrazzino: "Vor drei Jahren habe ich am letzten Spieltag für Freiburg in Wolfsburg getroffen."
Sein Trainer hält große Stücke auf den "sehr lebensfrohen Menschen" (Nagelsmann) und ist von dem nimmermüden Eifer seines Schützlings begeistert. Sein Verhalten sei "außergewöhnlich", meinte Hoffenheims Coach und bekommt von Terrazzino das Versprechen, trotz der wenigen Einsatzzeit nicht das Weite zu suchen. "Nein, ich will bleiben und mich hier durchsetzen."
Auch den letzten Lacher hatte der Vielgefragte auf seiner Seite: Wie er denn am Abend feiern werde? "Meine Freundin ist da. Vielleicht erst mal ein bisschen romantisch ..."
Adam Szalai. Foto: APF
Der zweite Mann des Tages präsentierte sich in der Mixed-Zone gewohnt cool. Fast gelangweilt. Adam Szalai wurde ebenfalls danach befragt, ob er nun einen Grund zum Fröhlichsein habe. "Warum, feiern sie jetzt?", stellte der Ungar die Gegenfrage. Der Kollege vom Boulevard antwortete, warum er dies tun solle. Szalai schnippisch: "Weil Sie ein Interview mit mir gemacht haben ..."
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Er habe am Ende nur seinen Job erledigt, brachte Szalai immerhin noch hervor und stellte lapidar fest, dass ein "Stürmer schon ein gesundes Selbstvertrauen brauche, um kreativ zu sein".
Es war zu spüren, dass der einst in Mainz umjubelte Nationalspieler mit seiner Reservistenrolle so seine Probleme hat. Und ausgerechnet an dem Tag, als Sandro Wagner aufgrund seiner Rotsperre das erste von zwei Spielen nur von der Tribüne aus beobachten konnte, hatte Nagelsmann wieder nur einen Platz auf der Ersatzbank parat.
Szalai blieb zumindest nach außen hin ziemlich unberührt. "Klar, bin ich glücklich. Es ist nur komisch, dass es ausgerechnet wieder gegen Mainz ist", meinte der Doppel-Torschütze noch, der schon im Hinspiel beim furiosen 4:4 den Schlussakkord gesetzt hatte. Bedankte sich und musste sich flugs um die eingehenden Glückwünsche am Handy kümmern. Derweil sich Marco Terrazzino weitaus aufgeräumter schon "auf die Liebste" freute.