Kein Nachtreten gegen Hoffenheim

Jonathan Schmid hat beim FC Augsburg Tritt gefasst und trifft heute auf seinen in dieser Saison noch ungeschlagenen Ex-Klub.

20.01.2017 UPDATE: 21.01.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 13 Sekunden

Partnerübung in Augsburg: Der Ex-Hoffenheimer Jonathan Schmid (vorne rechts) hat nach dem Trainerwechsel mehr Spaß. Foto: Imago

Von Johannes Graf

Augsburg. Jonathan Schmids Erscheinungsbild ist extrovertiert. Sein Körper ist übersät von Tattoos, er trägt glitzernde Ohrstecker und modisch ausgefallene Klamotten. Im Gespräch wirkt er jedoch zurückhaltend, fast scheu. Sein Tonfall ändert sich ebenso wenig, wenn er auf seine Vergangenheit bei der TSG Hoffenheim angesprochen wird.

Hintergrund

Positive Bilanz

Insgesamt zehnmal spielten beide Teams bisher in der Bundesliga gegeneinander. Fünf Siege gab es für 1899, dreimal setzten sich die Augsburger bei zwei Remis durch. Die beiden vergangenen Partien gewann "Hoffe" mit 3:1 beim FCA und 2:1

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Positive Bilanz

Insgesamt zehnmal spielten beide Teams bisher in der Bundesliga gegeneinander. Fünf Siege gab es für 1899, dreimal setzten sich die Augsburger bei zwei Remis durch. Die beiden vergangenen Partien gewann "Hoffe" mit 3:1 beim FCA und 2:1 zu Hause.

Torhüter-Duell

Hoffenheims Schlussmann Oliver Baumann und sein Augsburger Kollege Marwin Hitz können sich über mangelnde Beschäftigung nicht beklagen. Hitz musste bisher 61 Schüsse auf sein Tor abwehren und liegt damit auf Rang eins der Liga. Baumann rangiert auf Platz zwei (59).

Es sagte ...

"Wir müssen ein bisschen kaltschnäuziger vor der Hütte werden. Dann treffen wir den fahrenden Bus vielleicht auch mal aus drei Metern." - Julian Nagelsmann über die Verbesserung der Effektivität.

So könnten sie beginnen

Augsburg: Hitz - Verhaegh, Gouweleeuw, Hinteregger, Max - Baier - Schmid, Moravek, Koo, Usami - Ji.

Hoffenheim: Baumann - Süle, Vogt, Hübner - Zuber, Ochs - Rudy - Demirbay, Amiri - Wagner, Kramaric.

Schiedsrichter: Schmidt (Stuttgart) awi

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Im Sommer 2015 hatte er sich dem Bundesligisten angeschlossen, nachdem er zuvor mit dem SC Freiburg für Furore gesorgt hatte. Sein Können zeigen durfte er allerdings in Hoffenheim selten. Erst recht, als Julian Nagelsmann zum Trainer aufstieg. Schmid saß plötzlich auf der Tribüne, wusste fortan, er muss etwas ändern. Sein Wechsel zum FC Augsburg war konsequent.

Den Grund für seine Ausbootung hat der Profi nie erfahren. Vor dem Wiedersehen in der Augsburger Arena hegt Schmid deshalb aber keinen Groll gegen Nagelsmann oder TSG-Verantwortliche. Sein Wechsel zu Hoffenheim sei kein Fehler gewesen, meint Schmid, er sei auch nicht böse. Der 26-Jährige stuft das Erlebte vielmehr als Teil seines Berufs ein. "Das gehört zum Fußball dazu", sagt er beiläufig.

Nicht nur Schmid begegnet am Samstag alten Weggefährten. Der Japaner Takashi Usami erlebte eine unbefriedigende Zeit im Kraichgau, nachdem ihn der FC Bayern für nicht gut genug befunden hatte; FCA-Abwehrspieler Christoph Janker folgte bei der TSG einst den Anweisungen Ralf Rangnicks.

Die Beziehungen zwischen Augsburg und Hoffenheim sind wechselseitig. Kevin Voigt kickte zwei Spielzeiten in Augsburg, Chefscout Michael Mutzel hat eine kurze FCA-Vergangenheit, Trainer Julian Nagelsmann entdeckte beim FCA unter Thomas Tuchel seine Fähigkeiten, Spiele und Spieler zu analysieren. Eine noch engere Bindung besteht zu Manager Alexander Rosen, der in Augsburg geboren ist und dort zur Schule ging. Sein Großvater spielte einst mit Augsburgs Idol Helmut Haller. Regelmäßig besucht Rosen heute sein Elternhaus in Mering, südöstlich von Augsburg. Weil er in der Jugend und als Profi für den FCA spielte, ist er sogar Vereinsmitglied. "Augsburg ist meine Heimat, das wird für immer eine besondere Verbindung bleiben", betont Rosen.

Hoffenheimer und Augsburger begegnen sich jedoch nicht, um Freundschaften zu pflegen und Nettigkeiten auszutauschen. Die Bundesliga hat ihre Winterpause beendet, der Auftakt des neuen Jahres kommt einer Standortbestimmung gleich.

Der FCA hat nach dem überraschenden Trainerwechsel von Dirk Schuster zu Manuel Baum in den beiden Begegnungen vor der Winterpause überzeugt, hat gegen Mönchengladbach und Dortmund vier Punkte geholt. Kapitän Paul Verhaegh hatte erklärt, der Mannschaft habe zuvor die hundertprozentige Überzeugung gefehlt. Nun scheint sie zurück zu sein. Geradezu befreiend wirkt sich die Rückkehr zu einem offensiveren Spielsystem aus. Schuster ging es darum, nicht zu verlieren. Davon zeugen wenig Gegentreffer - aber auch wenig eigene Tore. Baum hingegen will gewinnen. Er lässt mutiger verteidigen und sucht stetig nach Lösungen, wie er den Ball näher am gegnerischen Tor erobern und den Weg seiner Spieler zum Abschluss verkürzen kann.

Flügelspieler Jonathan Schmid, der mit Schusters Defensivtaktik nicht zurecht kam, beschreibt den Wandel: "Einem Stürmer macht es nun mal mehr Spaß, nach vorne zu spielen als hinten zu stehen." Kraft und Selbstvertrauen vor des Gegners Tor hätten gefehlt, fügt Schmid hinzu.

Neben der Taktik könnte die Rückkehr Langzeitverletzter den FCA torgefährlicher machen. Dass der Isländer Alfred Finnbogason (Schambeinentzündung) und der Brasilianer Caiuby (Knorpelschaden) weiterhin fehlen, schwächt den Kader. Zumindest steht Raúl Bobadilla zur Verfügung, der als Einwechselspieler an die Startelf herangeführt wird.

Trainer Baum hat seinen Spielern wie gewohnt Videos und Informationen zum Gegner auf deren Smartphones geschickt. Dass die Hoffenheimer bisher ungeschlagen sind, dem misst er keine besondere Bedeutung bei. Baum sagt: "Wir wollen jeden Gegner schlagen."

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