Im dritten Heimspiel der Saison gegen Hoffenheim will der FC Ingolstadt endlich treffen und punkten

Die Ruhe ist dem FCI geblieben vor dem Spiel an diesem Samstag gegen die TSG Hoffenheim

 

30.09.2016 UPDATE: 01.10.2016 06:00 Uhr 2 Minuten, 30 Sekunden

Ingolstadts Trainer Markus Kauczinski: "Wir müssen vor dem Tor brutaler werden." Foto: Imago

Von Maik Rosner

Ingolstadt. Zugegeben, der Vergleich ist nicht wirklich zulässig, aber als Gedankenspiel ganz amüsant, auch ohne sportliche Parallele. Man stelle sich also einmal vor, beim FC Bayern hätten sich Trainer und Spieler nur ansatzweise so geäußert wie zuletzt Trainer und Spieler des FC Ingolstadt. Vier Niederlagen in Folge und nur einen Punkt aus fünf Spielen hätte es da gar nicht bedurft, um für Sondersendungen der Nachrichtenkanäle und vielleicht sogar für einen Bericht zu Beginn der Tagesschau zu sorgen. In jedem Fall aber wäre an der Säbener Straße wohl eine akute Parkplatznot zu beklagen, weil die Übertragungswagen der Fernsehstationen überall herumstünden wie früher die Wohnmobile aus Italien im gesamten Münchner Stadtgebiet am zweiten Wiesnwochenende.

Ein Blick in die jüngste Ingolstädter Zitatesammlung genügt, um sich die aufgeregte Reporterschar beim FC Bayern vorstellen zu können. "Ich bin richtig genervt, richtig angepisst. Wir waren absolut auf Augenhöhe gegen eine Mannschaft, die am Mittwoch gegen den FC Barcelona spielt. Das können wir uns alle auf den Arsch kleben, aber das interessiert keine Sau, weil wir keine Punkte haben. Das geht mir auf den Sack", hatte Rechtsverteidiger Tobias Levels geschimpft. Auch Markus Kauczinskis Worte entstammten dem derben Repertoire, wenngleich die Botschaft besänftigen sollte. "Wir waren in keinem Spiel die schlechtere Mannschaft. Es waren immer Spiele auf Augenhöhe, selbst gegen die Bayern", befand der Trainer. Aber: "Manchmal kriegt man knüppeldick in die Fresse."

Immerhin eine große Parkplatznot am Sportpark müssen die Ingolstädter nicht beklagen. Die Ruhe ist dem FCI geblieben vor dem Spiel an diesem Samstag gegen die TSG Hoffenheim, obwohl neben den Aussagen auch die sportliche Situation durchaus als besorgniserregend bewertet werden könnte. Vor allem deshalb, weil sich Worte und Taten diametral unterscheiden. Wuchtig ist beim FC Ingolstadt gerade nur die Rhetorik, auf dem Platz mangelt es dagegen recht eklatant an der Durchschlagskraft. "Wir müssen vor dem Tor brutaler werden", sagte Kauczinski.

263 Minuten lang ist die Mannschaft nun schon ohne eigenes Tor, so lange musste sie in der Bundesliga noch nie warten. Auch vier Niederlagen in Folge sind ein Novum. Überhaupt sind in den bisherigen fünf Ligaspielen nur ein Punkt und zwei Tore zusammengekommen, aber schon zehn Gegentreffer. Die Heimbilanz sieht sogar noch ein bisschen trüber aus: Null Punkte und 0:4-Tore stehen zu Buche. Dem 0:2 gegen Hertha BSC war ein 0:2 gegen Eintracht Frankfurt gefolgt. "Klar, die Stimmung war jetzt nicht so gut", berichtete der dienstälteste Ingolstädter, Angreifer Moritz Hartmann, vom jüngsten Krisengespräch. Am Sonntag hatte sich die Mannschaft auf Initiative von Kauczinski zusammengesetzt. Es sollte ausgelotet werden, ob die Spieler hinter den Ideen des neuen Trainers stehen. Das soll der Fall sein. Den missglückten Saisonstart allein Kauczinski anzulasten, wäre aber auch zu einfach.

Die Ingolstädter haben schon im Sommer geahnt, dass eine zweite Spielzeit als Überraschungsteam wie nach dem Aufstieg mit Ralph Hasenhüttl eher unwahrscheinlich ist. Zumal Kauczinski, im Sommer vom Karlsruher SC gekommen und nun erstmals Trainer eines Erstligisten, das mutige Pressing seines Vorgängers modifiziert hat und auch eine spielerische Linie verfolgt. Und zumal aus der Defensive in Torwart Ramazan Öczan (Leverkusen) und Innenverteidiger Benjamin Hübner (Hoffenheim) zwei Stammkräfte weggebrochen sind. Bis sich eine Mannschaft nach solchen Veränderungen findet, braucht es manchmal mehr Zeit als erhofft. Auch deshalb bleiben sie beim FCI besonnen. "Die Richtung stimmt", sagte Sportdirektor Thomas Linke jüngst demonstrativ und stellte sich damit schützend vor den in der Branche geschätzten Kauczinski. Der Trainer versucht ebenfalls Ruhe auszustrahlen. "Ich habe immer wieder Krisen gemeistert", sagte der 46-Jährige in einem Interview.

Dennoch wissen die Ingolstädter natürlich, dass sie im dritten Heimspiel der Saison gegen Hoffenheim nun anfangen sollten, zu treffen und zu punkten. Andernfalls droht die Stimmung nach der drastischen Wortwahl nachhaltig zu kippen. Nach der Länderspielpause warten die Spiele in Köln, gegen Dortmund und in Mainz. "Jetzt wird der Druck natürlich größer, die Ergebnisse müssen her", sagte Levels. Auch das war Klartext. Nur ohne Kraftausdrücke.

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