"Ich muss dahin - der Kloppo kommt"
Für den BVB bleibt wohl nur noch die Endstation Sehnsucht: das Pokalfinale in Berlin
Von Frank Enzenauer
Sinsheim. Bei Borussia Dortmund ist der Star der Trainer. "Ich muss dahin. Der Kloppo kommt!" Rebekka setzte den Stadionbesuch energisch beim Arzt durch, nachdem sich die junge Frau am Abend vor der Partie auf dem Weg zu einer Party in Heidelberg beim Erstürmen einer S-Bahn einen Bänderriss zugezogen hatte. Humpelnd fieberte sie also in der Rhein-Neckar-Arena mit ihrem BVB mit, das 1:1 linderte ihren Schmerz nicht.
Hintergrund
Das Restprogramm der Europa League-Kandidaten
5. Schalke 04 (45 Punkte/41:36 Tore): 1. FC Köln (A), SC Paderborn (H), Hamburger SV (A).
6. FC Augsburg (43/38:40): Bayern München (A), Hannover 96 (H), Borussia
Das Restprogramm der Europa League-Kandidaten
5. Schalke 04 (45 Punkte/41:36 Tore): 1. FC Köln (A), SC Paderborn (H), Hamburger SV (A).
6. FC Augsburg (43/38:40): Bayern München (A), Hannover 96 (H), Borussia Mönchengladbach (A).
7. Werder Bremen (42/47:59): Hannover 96 (A), Borussia Mönchengladbach (H), Borussia Dortmund (A).
8. TSG 1899 Hoffenheim (41/46:49): Eintracht Frankfurt (A), Bayer Leverkusen (A), Hertha BSC (H).
9. Borussia Dortmund (40/41:38): Hertha BSC (H), VfL Wolfsburg (A), Werder Bremen (H).
Der Tabellenfünfte- und sechste nimmt an der Europa League teil, der Siebte erreicht die Qualifikationsrunde.
Und ihr "Kloppo" war auch schon mal besser drauf. "Ich bin nicht dafür da, dass mir ein Spiel gefällt", sagte Jürgen Klopp, als er auf das 93-minütige Spektakel angesprochen wurde. Er zog die Brille ab, rieb sich die Augen und schüttelte beim Studium der Tabelle den Kopf. Sagte leise, seufzend: "Ich muss mit dem Punkt leben." Zum "Sechs-Punkte-Spiel, ohne Wenn und Aber", hatte er noch vor Dienstreisenantritt ins Badner Land das Duell mit Hoffenheim erklärt. Nun das Zurückfallen auf den neunten Platz, die Fernsicht auf Europa.
Eine "leichte Tendenz zur Unzufriedenheit" verspürte denn auch Dortmunds Innenverteidiger Mats Hummels nach dem tollen Spiel in Sinsheim. "Zwei verlorene Punkte" betrauerte Sebastian Kehl, der Dienstälteste beim BVB. Gleichwohl gab der 35-Jährige zu: "Hoffenheim war auch stark bewaffnet."
Abermals haben Borussia Dortmund und ihr Trainer eine aufregende Woche hinter sich. Trotz des glücklichen Halbfinalsieges im DFB-Pokal durch ein slapstickhaftes Elfmeterschießen gegen den FC Bayern gab’s eben auch Ärger im Revier. Erst wurden auf dem Boulevard Fremdgehgerüchte über "Kloppo" ausgebreitet, danach vermiesten die Punktgewinne von Schalke, Augsburg, Hoffenheim und Bremen die Stimmung. Immer wahrscheinlicher wird, dass den BVB nur das Pokalfinale am 30. Mai im Berliner Olympiastadion gegen den VfL Wolfsburg vor einer verkorksten Saison retten kann. Berlin als Endstation Sehnsucht.
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Jürgen Klopp, 47, hat ja vor kurzem bei seiner hoch emotionalen Abschiedsverkündung erwähnt, dass er nochmals, wie am Tag nach dem Double 2012, "auf dem Laster um den Borsigplatz" fahren wolle. Sein "letzter Traum" sei es, in der Dortmunder Nordstadt, der Geburtsstätte des Ballspielvereins Borussia 09, vor Hunderttausenden groß zu feiern und mit Bier und Schampus das Adieu zu begießen. Es wäre ein Abgang ganz nach dem Geschmack von Jürgen Klopp, diesem außergewöhnlichen Trainer, begnadeten Entertainer, Mann mit reichlich Testosteron.
Weil jedoch "Kloppo" mit seiner forschen Art auch Sympathien eingebüßt hat, häufen sich im fußballverrückten Dortmund Meinungen, es sei Zeit für einen Neuanfang unter Anleitung des innovativ geltenden Trainers Thomas Tuchel. Gegen den Unnahbaren hat Rebekka übrigens nichts. "Hauptsache der BVB gewinnt."