Hoffenheims Manager Alexander Rosen spürt Rückendeckung von Dietmar Hopp

Die TSG 1899 Hoffenheim ist nach dem jüngsten Spiel auf einen Abstiegsplatz gerutscht – Alexander Rosen betont im RNZ-Interview, dass alle im Verein mit der aktuellen Situation unzufrieden sind

19.10.2015 UPDATE: 20.10.2015 06:00 Uhr 2 Minuten, 50 Sekunden

"Ruhe und eine klare Analyse sind gute Ratgeber": Manager Alexander Rosen. Foto: APF

Von Joachim Klaehn

Heidelberg/Zuzenhausen. Bundesligist TSG 1899 Hoffenheim ist nach dem jüngsten 2:4 (1:2) gegen den VfL Wolfsburg und den Sonntagsergebnissen von Hannover 96 (1:0 beim 1. FC Köln) und des VfB Stuttgart (1:0 über Aufsteiger FC Ingolstadt) auf einen Abstiegsplatz gerutscht. In der Autostadt hatte Mittelfeldmann Eugen Polanski eine Wutrede gehalten, die TSG-Manager Alexander Rosen für akzeptabel hält. "Eugen nimmt sich und das Team mit seinen Aussagen in die Pflicht", sagt Rosen im RNZ-Interview. Der 35-Jährige betont, dass alle im Verein mit der aktuellen Situation unzufrieden sind - inklusive Klubbesitzer Dietmar Hopp.

Herr Rosen, ein schwieriges Wochenende für Hoffenheim. Das Abrutschen auf Platz 17, der Schnitt liegt nunmehr bei 0,66 Punkten pro Spiel - wenn nicht jetzt, wann dann muss sich Hoffenheim mit dem Thema Abstiegskampf auseinandersetzen?

Ob ich der Begrifflichkeit nun zustimme oder nicht, ist unerheblich, aber sechs Punkte aus neun Partien und die momentane Tabellensituation sind einfach nicht ausreichend. Wir weichen dem Thema jedenfalls nicht aus und stellen uns den Realitäten.

Darf man in Wolfsburg verlieren - aber eben nicht auf diese Art und Weise verlieren?

Natürlich kann man in einer der stärksten Ligen der Welt auswärts gegen jeden Gegner verlieren, im Umkehrschluss aber eben auch bei jedem punkten. Das haben wir versäumt und ist mit einem Auftreten wie in der Anfangsphase beim VfL Wolfsburg nicht zu schaffen.

Die Spieler der TSG 1899 analysierten die Partie in Wolfsburg auffallend unterschiedlich. Hat Eugen Polanski mit seinen rustikalen Aussagen Recht? Mangelt es bei der TSG an einem Reizklima?

Eugen nimmt sich und das Team mit seinen Aussagen in die Pflicht. Grundsätzlich halte ich es in Situationen wie der aktuellen für wichtig und richtig, wenn Leistungen selbstkritisch hinterfragt werden.

Es gibt Stimmen, die sprechen davon, dass die Einflussnahme des Gesellschafters auf Mannschaft und Trainer zuletzt beträchtlich gestiegen sein soll. Können Sie das bestätigen? Wenn ja, inwiefern?

Mit der aktuellen Situation ist bei der TSG niemand zufrieden, von den Gesellschaftern über die Geschäftsführung bis hin zum Team, den Trainern und mir. Eine gestiegene Einflussnahme kann ich nicht feststellen.

Spüren Sie eine adäquate Rückendeckung von den Vereinsentscheidern, insbesondere von Klubeigner Dietmar Hopp?

Ja.

Gibt es gar ein Ultimatum von ihm an Gisdol oder an Sie, sollte sich am Status quo nichts Wesentliches ändern?

Nein.

Nehmen Sie die Reaktionen der Fans wahr? Die Kritik lautet ja im Kern: Im Kalenderjahr 2015 fehlen meist die Ergebnisse und Erlebnisse und in der Personalpolitik (siehe Szalai, Modeste, Vestergaard, die meisten Neuzugänge außer Vargas und Schmid) wurden Fehler gemacht …

Die Fans sind verständlicherweise genauso unzufrieden wie wir und suchen nach Erklärungen für den schwachen Start. Es ist wichtig, dass wir gemeinsam als starke Einheit von Team und Fans in die gleiche Richtung marschieren. Wozu das führen kann, wenn ALLE besonnen an einem Strang ziehen, hat das Beispiel Borussia Dortmund in der vergangenen Saison gezeigt. Ruhe und eine klare Analyse sind gute Ratgeber und die beste Basis, um vernünftige Lösungen zu treffen.

Hoffenheim hat sich auf die Fahnen geschrieben, auch ein "Ausbildungsverein" zu sein. Warum erhalten Ochs, Amiri und Co. derzeit keine Chance mehr?

Das ist offenbar eine falsche Wahrnehmung. Kein anderer Klub in der Bundesliga hat in den vergangenen Jahren mehr U-Spieler in den Kader der Profimannschaft integriert als wir. In Niklas Süle und Jeremy Toljan haben sich zwei davon aktuell in der Startelf festgespielt - sowohl bei uns als auch in der deutschen U 21-Nationalmannnschaft. Phillipp Ochs, der immer noch für die A-Jugend spielberechtigt ist, war bundesweit der erste Spieler des Jahrgangs 1997, der in der Bundesliga debütiert hat, und Nadiem Amiri hat ebenfalls zahlreiche Einsatzmöglichkeiten erhalten. Wir sind verpflichtet, die Jungs sorgsam zu entwickeln. Und ich bin total davon überzeugt, dass wir an ihnen noch viel Freude haben werden, aber wir dürfen sie auf keinen Fall verheizen. Auch das ist unsere Verpflichtung!

Planen Sie, in der Wintertransferperiode personelle Nachrüstungen vorzunehmen? Auf welchen Positionen herrscht Handlungsbedarf?

Ich bin vom Potenzial und der Qualität unseres Kaders nach wie vor überzeugt - aber Potenzial alleine reicht eben nicht, sondern man muss es auch am Wochenende über 90 Minuten und manchmal auch länger auf den Platz bringen. Für personelle Entscheidungen im Hinblick auf die Winter-Transferperiode ist es noch zu früh.

Was muss sich ab sofort ändern, um gegen den HSV erfolgreich zu sein sowie baldmöglichst die Gefahrenzone zu verlassen?

Wir hatten im bisherigen Saisonverlauf zu viele Spieler, die von ihrem Leistungsmaximum zu weit entfernt waren. Aber Grundtugenden, wie zum Beispiel ein bedingungsloses, aggressives Zweikampfverhalten kann jeder immer bringen. Natürlich brauchen wir nach neun Bundesliga-Spielen mit nur einem Dreier nun Siege.

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