Hoffenheims Kevin Vogt: Christ, Pokerfreund und Heidelberg-Fan

Der Ex-Kölner im Hoffenheimer Trikot, ist vollständig in der Region angekommen - "Ein sehr spezielles Spiel für mich"

02.12.2016 UPDATE: 03.12.2016 06:00 Uhr 2 Minuten, 8 Sekunden

Mit Köpfchen: TSG-Abwehrchef Kevin Vogt will unbedingt gegen den "Effzeh" ran. Foto: APF

Von Joachim Klaehn

Zuzenhausen. Kevin Vogt (25) ist ein reflektierter junger Mann - und ein guter Typ. Schon der Handschlag ist fest, die Gesprächsatmosphäre locker und doch verbindlich, er versteht das Profifußballer-Dasein als Privileg und Arbeit, was mit seiner Herkunft zusammenhängen mag. Vogt wurde in Witten geboren, wuchs im Bochumer Stadtteil Langendreer auf, spielte in der A-Jugend des VfL u.a. mit Ilkay Gündogan, Marc Rzatkowski und Matthias Ostrzolek zusammen, debütierte am 18. April 2009 mit 18 Lenzen in der Bundesliga - ausgerechnet im Revierderby gegen Borussia Dortmund. Also ein Bochumer Junge und Kind des Ruhrpotts, 1,94 Meter lang.

Die TSG 1899 Hoffenheim ist nach dem VfL Bochum, FC Augsburg und 1. FC Köln seine vierte Profistation. Heute (15.30 Uhr/Sky) trifft "Hoffe" auf den Kölner "Effzeh". Vogt macht keinerlei Hehl aus den Ambitionen der Hoffenheimer. Das 1:2 nach Verlängerung in der zweiten Hauptrunde des DFB-Pokals am Rhein wurmt noch. "Es ist ein sehr spezielles Spiel für mich", sagt Vogt im RNZ-Gespräch, "wir gehen mit einer Portion Wut ins Spiel rein. Wir haben noch eine Rechnung offen, das ist klar." Zwei Jahre lang agierte Vogt für den Geißbock-Verein, der Kontakt zu den Kumpels Anthony Modeste und Leo Bittencourt hat sich gehalten. Doch vor der Saison wechselte er für eine Ablösesumme von drei Millionen Euro vom roten ins blaue Trikot, signierte beim Kraichgauklub einen Vertrag bis 2020. "Ich fühle mich hier wohl", erzählt Vogt, "schätze das ruhige und professionelle Arbeitsklima. Es gibt hier wenig, was es nicht gibt."

Als defensiver Sechser hatte er zum Auftakt gegen RB Leipzig angefangen. Seit TSG-Trainer Julian Nagelsmann taktisch auf eine Dreierkette umstellte, ist Vogt der unumstrittene Boss, Organisator und Kommunikator in der Innenverteidigung. "Ich habe Nebenmänner, die mitziehen - das passt für uns alle drei", so Vogt über die Feinabstimmung mit Niklas Süle und Benjamin Hübner. Gegen die Kölner will Vogt nach überstandener Adduktorenverletzung aus dem 2:2 gegen den HSV wieder dabei sein, er sei "positiv gestimmt", dass es klappt.

Als ein Puzzleteil des Hoffenheimer Erfolgs hebt Vogt Nagelsmanns klare Handschrift hervor: "Fußball ist ja kein Schach. Das was wir von Julian an die Hand bekommen, ist sehr hilfreich." Umgekehrt lobt Nagelsmann seine Hochgeschwindigkeits-Defensivkraft: "Kevin ist sehr, sehr wichtig für uns. Ich bin froh, wenn er wieder gesund ist."

Vogt scheint fußballerisch und privat angekommen zu sein. Er wohnt in Heidelberg und sagt über die altehrwürdige Universitätsstadt: "Ich bin ein Riesen-Heidelberg-Fan geworden. Die Stadt ist wunderschön und hat sehr viel Charme." In seiner Freizeit "zockt" er gerne, am liebsten Poker mit den richtigen Leuten am Tisch. "Es ist die Mischung - Glück gehört dazu, aber der Reiz dabei ist auch, den Gegner auszuschauen", verrät er. Ähnlich wie im Fußball?

Der Bochumer bezeichnet sich selbst als gläubigen Menschen. Der zweimalige Besuch Israels als heranwachsender Bursche habe ihn "inspiriert. Ich habe die jüdische Gedenkstätte Yad Vashem besucht. Und wenn man da als Deutscher reingeht, ist es schon eine Erfahrung, die sich festsetzt. Damals fing ich an, mich mit dem Thema Glauben zu befassen", berichtet er empathisch. Auf seinem linken Unterarm hat illustratorisch die Jungfrau Maria mit dem Jesus-Kind Platz gefunden. Ein weiteres Tattoo zeigt zwei Engelsflügel und den Spruch "God blessed me" (Gott segnete mich) im Brustbereich. Für Vogt ist der Kirchgang ein Ausgleich, ein Ruhepunkt, ein Gegenpol. "Für mich ist das etwas Schönes, mache ich gerne", sagt er, lächelt und verabschiedet sich mit festem Händedruck.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.