Hoffenheim-Trainer Huub Stevens: "Klassenerhalt wäre wie eine Meisterschaft"

Reden und doch (fast) nichts sagen: Stevens gewährt vor dem Gladbach-Spiel kaum Einblicke ins Hoffenheimer Team

26.11.2015 UPDATE: 27.11.2015 06:00 Uhr 2 Minuten, 21 Sekunden

Im Dialog: Kevin Volland stellt sich nach dem 0:1 bei Hertha BSC den total enttäuschten Hoffenheimer Fans. Foto: APF

Von Joachim Klaehn

Zuzenhausen. Huub Stevens scheint nichts mehr aus der Fassung zu bringen - nicht einmal das Abrutschen der TSG 1899 Hoffenheim auf den letzten Platz der Fußball-Bundesliga. Als Trainer-Routinier, Spezialgebiet "Feuerwehrmann", weiß er: Nach 13 Spieltagen ist noch kein Team aus dem Oberhaus abgestiegen! Ihm schwant allerdings auch, dass sich seine Jungs gewaltig steigern müssen, um den Absturz in die Zweite Liga zu verhindern. "Der Klassenerhalt wäre wie eine Meisterschaft für uns", sagte der Niederländer, der am kommenden Sonntag seinen 62. Geburtstag feiert.

Zugleich ein markanter Satz, der die Tür des Trainingszentrums einen Spalt breit öffnet. Für einen Moment zumindest, denn es heißt übersetzt: Leute, das hier ist eine Herkulesaufgabe und niemand weiß, was am Ende im Mai 2016 dabei herauskommen wird. Randnotiz: Falls Stevens überhaupt zu diesem Zeitpunkt noch die Geschicke der Mannschaft leiten sollte.

Alles ist möglich beim aus der Balance geratenen Kraichgauklub, der wenig Klarheit ausstrahlt und im November 2015 ein bizarres "Schauspiel" liefert. Auf die Frage, wie sich denn die derzeitige Torflaute seit 396 Minuten bzw. sechseinhalb Stunden beheben lasse, antwortete Stevens mit einer Phrase: "Letztlich ist der Fußball ganz einfach und doch komplex. Der Ball muss hinter die Linie. Aber Toreschießen ist das Schwierigste im Fußball."

Vor dem Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach am Samstag (15.30 Uhr/Sky) und nach dem desaströsen Auftritt bei Hertha BSC Berlin (0:1) bleibt Stevens kompromisslos bei seiner Strategie: Reden und doch (fast) nichts sagen. Schon gar nicht gegenüber den Medienvertretern, denen er die Deutungshoheit überlässt: "Meine Sicht muss ich nicht in die Öffentlichkeit bringen", konstatiert er - und blickt im Presseraum in die Reihen. Soll bedeuten: Männer, das wiederum ist euer Job, selbst wenn ich nicht damit einverstanden bin, was mitunter geschrieben oder analysiert wird. Eine solche Aussage steht freilich in krassem Widerspruch zu der Einladung des Vereins, die am Dienstagvormittag in die Redaktionen von Presse, Funk und Fernsehen ging: "Cheftrainer Huub Stevens wird Ihre Fragen gerne beantworten."

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Eine Auswahl von "Best of Huub" am Donnerstag - über die Gladbacher: "Mönchengladbach ist sehr stark, das habe ich am Mittwochabend im Fernsehen gegen Sevilla gesehen. Sie spielen nicht umsonst in der Champions League. Das sagt doch ganz viel aus."

Über den Lauf der "Fohlen": "Trainer André Schubert macht einen tollen Job. Hut ab, wie sie hinten weggekommen sind. Das möchten wir auch."

Über den Blick auf die Tabelle: "Mir ist es lieber, jetzt da unten zu stehen als nach 34 Spieltagen. Ich sage den Jungs, dass es nichts bringt, aktuell auf die Tabelle zu schauen. Wir wollen unten raus. Das klappt noch nicht - noch nicht."

Über die Personalsituation bei der TSG vor Samstag: "Wir haben keine Verletzten mehr. Auch die Langzeitverletzten haben wieder voll mittrainiert - das ist sehr erfreulich. Wir brauchen jeden Spieler und ich habe die große Auswahl." Anmerkung: Pavel Kaderabek hat seine Reizung im Knie auskuriert, Kapitän Pirmin Schwegler seine Gelbsperre abgesessen.

Auf das Nachhaken eines Journalisten, ob er überzeugt davon sei, dass jeder seiner Spieler die schwierige sportliche Situation verinnerlicht habe? "Ja, ich glaube schon. Wir sprechen die positiven und negativen Dinge an. Dabei bin ich deutlich, ehrlich und hart."

Ob er die richtigen Typen und Charaktere zum Erreichen des Klassenziels habe? "Das kann ich noch nicht beantworten. Ich weiß nicht, wie die Mannschaft reagiert, wenn klar ist, sie muss noch so und so viele Punkte holen. Ich hoffe, dass die Spieler die richtigen Antworten geben können."

Ungewiss ist ebenfalls, ob die TSG-Fans einigermaßen geschlossen von der Sinsheimer Innenstadt Richtung Stadion laufen. Die Gruppe "11hoch3" hat nach RNZ-Informationen eine Rundmail verschickt und zum gemeinsamen Marsch aufgerufen. Fakt ist: 29 000 Tickets gingen gegen die Borussen im Vorverkauf weg. Der Gästeblock wird voll sein. Außerdem hat die TSG rund 300 Freikarten an engagierte Flüchtlingshelfer verteilt, die für ihren Dienst in der Messehalle belohnt werden. Eine schöne Geste.

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