Fan-Wunsch zur TSG-Jahreshauptversammlung: "Vielleicht mal in die Nordkurve kommen"

Auch Wünsche und Anregungen gab’s am Montagabend von den TSG-Mitgliedern - Görlich: "Gute Berater fürs Tagesgeschäft"

06.12.2016 UPDATE: 07.12.2016 06:00 Uhr 2 Minuten, 14 Sekunden

Sonstige Hauptakteure in der Nebenrolle: Manager Alexander Rosen (v.l.n.r.), Trainer Julian Nagelsmann, Kapitän Eugen Polanski, Pirmin Schwegler, Kerem Demirbay sowie TSG-Pressesprecher Holger Kliem bei der Hoffenheimer Jahreshauptversammlung. Foto: APF

Von Joachim Klaehn

Sinsheim. Nach gut zwei Stunden Jahreshauptversammlung nahm ein ergrauter, älterer Herr aus dem Publikum seinen Mut zusammen und äußerte stellvertretend seinen vorweihnachtlichen Wunsch: "Könnte die Mannschaft vielleicht auch mal in die Nordkurve kommen?" Dafür erntete der "Hoffe"-Fan Zuspruch und Beifall, denn bislang ist es nach Bundesliga-Spielen Usus, dass sich die Profis der TSG 1899 Hoffenheim nach dem Abpfiff ausschließlich vor der Süd- bzw. Bierkurve der Rhein-Neckar-Arena zeigen. "Diese Bitte ist absolut berechtigt", sagte TSG-Geschäftsführer Dr. Peter Görlich in der Nachbewertung eines Montagabends, der harmonisch, konstruktiv und ohne große Aufreger verlief.

Unter dem Tagesordnungspunkt 8, "Verschiedenes", hatten die 351 anwesenden Mitglieder (insgesamt zählt die TSG 7155) die Gelegenheit, den Verantwortlichen Anregungen zu geben, Fragen zu stellen oder ihre Kritik zu äußern. "Ich bin dankbar über solche Stellungnahmen. Unsere Fans und Kunden sind ja auch gute Berater fürs Tagesgeschäft", meinte Görlich zur Schlussrunde.

Einer bemängelte, dass die Busse unmittelbar nach Spielende zu früh abfahren würden. Ein Zweiter erkundigte sich nach dem Gesundheitszustand von Boris Vukcevic. Dazu Görlich: "Es geht ihm den Umständen entsprechend". Ein Dritter beanstandete die Parkplatzsituation für gehandicapte oder behinderte Menschen. Eine Vierte hakte nach, ob es nicht möglich sei, im Stadion wieder zum Bezahlsystem mit Karte zurückzukehren. Ein Fünfter erkundigte sich nach der derzeit schwächelnden TSG 1899-App.

Und dann wurde es zuweilen richtig skurril: Ein Mann mit Spickzettel wollte ernsthaft wissen, warum Fußballprofis zum Spucken neigen. TSG-Präsident Peter Hofmann bewies in dieser absurden Sequenz Schlagfertigkeit: "Eine medizinische Erklärung dafür habe ich nicht, weil ich selbst nicht spucke." Hofmann hatte die Lacher auf seiner Seite, der Fragesteller erhielt Buhrufe, Pfiffe und die "rote" Abstimmungskarte. Der Spagat zwischen Spielbetriebs GmbH und Dorfverein - hier wurde er deutlich sichtbar. Freilich muss Hoffenheim mit den subjektiven Wahrnehmungen und Eigenheiten der Anhänger nicht alleine in Deutschland leben. In München, Dortmund, Frankfurt, Köln, Gelsenkirchen, Mönchengladbach, Hamburg oder Bremen ist dies nicht viel anders.

Auch interessant
: Dietmar Hopps Sonderlob für Trainer Julian Nagelsmann bei TSG-Hauptversammlung

Für die beiden TSG-Geschäftsführer Peter Görlich und Frank Briel sind solche Randthemen gemeinsam mit ihren Mitarbeitern ständige Herausforderungen. "Frank und ich stehen hier in einem intensiven Austausch. Wir kümmern uns auch um diese Dinge. Aber wir sind beispielsweise nicht Herr der Parkplätze", sagte Görlich. Briel hatte am Montag in der Causa Behindertenparkplätze seinen Blick Richtung Sinsheims Oberbürgermeister Jörg Albrecht im Saal der Carl-Orff-Schule gerichtet und versprochen: "Wir werden das prüfen und schauen, wie wir die Kapazität erweitern können."

Derzeit gibt es ein Kontingent von rund 100 Behindertenparkplätzen hinter der Gegengeraden des Stadions. "Ausbaufähig ist das", findet der TSG-Behindertenbeauftragte Michael "Charly" Mildenberger. In diesem Punkt könnten die Stadt Sinsheim und "Hoffe" als Verein Profil zeigen.

Trotz der sportlichen Euphorie (Görlich: "Wir erleben gerade einen unheimlichen Fußball-Hype") mahnt der TSG-Geschäftsführer Sport, Innovation und Kommunikation zu "einem gehörigen Maß an Demut, um den eingeschlagenen Weg konsequent weiter zu gehen." In der Personalie Julian Nagelsmann sieht Görlich wie Mehrheitsgesellschafter Dietmar Hopp keinen akuten Handlungsbedarf, wenngleich das Trainertalent "natürlich im Fokus anderer steht", wie es Hopp nach der "JHV" formulierte. "Wir haben hier ein gutes Kissen und einen laufenden Vertrag bis 2019", beruhigt Görlich die Skeptiker eines langfristigen Verbleibs von Nagelsmann.

Vor dem Südwestderby am Freitag (20.30 Uhr) bei Eintracht Frankfurt herrscht große Zuversicht, dass die Serie von 13 ungeschlagenen Spielen fortgesetzt wird. Attraktiver, erfolgreicher Fußball ist übrigens auch die Grundvoraussetzung dafür, dass sich in der Sinsheimer Nordkurve etwas tut. Bisher mischen sich dort, je nach Paarung, zahlreiche Gästefans unter die typische Familienklientel und "Hoffe"-Anhänger.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.