FSV Mainz unter Druck: Gegen 1899 Hoffenheim muss ein Sieg her
Lieber nach oben als nach unten schauen - Am morgigen Freitag geht es für den FSV Mainz und Julian Baumgartlinger gegen Hoffenheim

Julian Baumgartlinger. Foto: dpa
Von Tobias Schächter
Mainz. "Happige zehn Tage" sieht Julian Baumgartlinger auf sich und seinen FSV Mainz 05 zukommen. Nach dem Heimspiel am Freitag (20.30 Uhr) gegen die TSG Hoffenheim müssen die Mainzer mittwochs in Leverkusen antreten, bevor übernächsten Samstag der Titelfavorit FC Bayern den Nullfünfern das Punktejagen erschwert. Das stramme Programm macht einen Sieg gegen Hoffenheim fast zur Pflicht für die Rheinhessen, die mit zwei Siegen und zwei Niederlagen bislang ordentlich in die Saison gekommen sind. Von einer richtungsweisenden Partie mag Julian Baumgartlinger aber dennoch nicht sprechen, nicht zu einem so frühen Zeitpunkt der Saison.
Überhaupt ist der defensive Mittelfeldspieler keiner, der Kampfansagen macht. Der Österreicher, der mit der Nationalelf gerade vorzeitig die Qualifikation für die EM 2016 in Frankreich perfekt gemacht hat, bezeichnet den Saisonstart des FSV bisher zwar als "okay", erlebt ihn aber auch mit "gemischten Gefühlen". "Wir haben einige Sachen gut gemacht, andere schlechter", sagt der reflektierte Profi. "Die Spiele in der Bundesliga sind unheimlich eng, Nuancen entscheiden." Die Mainzer seien erfolgreich gewesen, wenn sie effizient gespielt hätten, betont der 27-Jährige - so wie in Mönchengladbach (2:1), wo man mit wenig Torchancen und wenig Ballbesitz die Punkte mitgenommen habe. Oder wie beim klaren Heimsieg gegen Hannover (3:0), bei dem sie ihr aggressives Gegenpressing-Spiel überzeugend durchbrachten. Fehlen aber ein paar Prozent in allen Bereichen wie zuletzt in Schalke (1:2), gehen die Mainzer als Verlierer vom Platz. FSV-Trainer Martin Schmidt kündigte an, gegen die TSG "von Anfang an keine Zweifel daran aufkommen lassen zu wollen, wer Chef im Hause ist."
Am Freitag treffen zwei Mannschaften aufeinander, deren Trainer eine ähnliche Philosophie vertreten: Früh attackieren, Ball erobern und dann schnell zum Torabschluss kommen. Den Hoffenheimern gelingt das gerade nicht so gut, der "Fehlstart" (TSG-Trainer Markus Gisdol) mit dem Pokal-Aus und nur einem Punkt aus vier Partien will Baumgartlinger aber nicht als Maßstab anlegen. "Die Hoffenheimer haben mit Firmino zwar Qualität verloren, mit Vargas aber zuletzt wieder Qualität hinzugewonnen. Sie haben immer noch hohe individuelle Klasse im Kader."
Auch die Mainzer verloren in Baumgartlingers Mittelfeldpartner Johannes Geis (Schalke), Linksverteidiger Joo-Ho Park (Dortmund) und Torjäger Shinji Okazaki (Leicester City) wichtige Leistungsträger. Dennoch scheint wegen pfiffiger Einkaufspolitik die aktuelle Mannschaft des FSV so ausgeglichen besetzt wie noch nie. Und Trainer Schmidt setzte zuletzt in Schalke ein Zeichen, als die Nachwuchskräfte Klement, Serdar und Hack im Kader standen und gestandene Profis wie Jara, Zimling und Sereno trotz des Fehlens von Jairo, Beister, Frei und Moritz zu Hause bleiben mussten. "Wir sind ein Ausbildungsverein, da gilt es Zeichen zu setzen", sagt Schmidt. Und Baumgartlinger bekräftigt: "Die Jungs haben sich das verdient."
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Spieler besser zu machen, und sie mit Gewinn zu verkaufen, ist seit Jahren lohnendes Geschäftsmodell des Mainzer Managers Christian Heidel. Der Japaner Yoshinoro Muto könnte dafür der nächste Kandidat sein. Im Angriff deutete der 22-Jährige mit seinem bisherigen Auftreten und zwei Toren gegen Hannover an, durchaus Qualitäten als Spieleentscheider zu besitzen. Individuelle Klasse sei wichtig in einer Liga, in der viele Teams mit einem guten Lauf an den Europapokalplätzen schnuppern, mit einer schlechten Phase aber auch schnell in die Nähe der Abstiegsränge rücken können, analysiert Baumgartlinger.
Julian Baumgartlinger hat sich trotz einiger Offerten (Bremen, Hannover) im Sommer dazu entschieden, "die besten Jahre seiner Karriere" in Mainz zu verbringen. Die Rückkehr zum Pressingfußball unter Trainer Martin Schmidt hat ihn nach dem misslungenen Positions- und Ballbesitzfußball-Experiment mit dem Dänen Kasper Hjulmand dazu ermutigt. Schmidt ernannte den Lockenkopf mit der ansteckenden Leidenschaft auf dem Platz zum Kapitän. Wohin der Mainzer Weg in dieser Saison führen wird? Julian Baumgartlinger ist in Mainz geblieben, weil er in der Tabelle lieber nach oben als nach unten schauen will.