"Europa League" bleibt weiterhin das Tabuwort

Hoffenheim weist auch Astra Giurgiu mit 3:1 in die Schranken - Lässt sich Markus Gisdol Zeit mit der Vertragsverlängerung?

25.01.2015 UPDATE: 26.01.2015 06:00 Uhr 2 Minuten, 23 Sekunden

Die Entscheidung: "Hoffes" Nicolai Rapp (2.v.l.) markiert das 3:1 durch Nicolai Rapp gegen Giurgius Torhüter Silvio Lung. Foto: APF

Von Joachim Klaehn

Sinsheim. Einen Hauch von Europa-League-Atmosphäre gab es am gestrigen Sonntag im letzten Testspiel vor dem Bundesliga-Start nach der Winterpause für die TSG 1899 Hoffenheim. Denn der rumänische Vizemeister und Pokalsieger Astra Giurgiu präsentierte sich im Dietmar-Hopp-Stadion, jene Elf von der Donau, die in der Qualifikation immerhin Olympique Lyon aus dem Wettbewerb warf und dann in der Gruppenphase gegen Red Bull Salzburg, Celtic Glasgow und Dinamo Zagreb scheiterte. Insofern ließe sich ja schlussfolgern: "Hoffe" ist inzwischen reif fürs internationale Geschäft, weil man Giurgiu mit 3:1 (0:0) zurück auf die Heimreise in die große Walachei schickte.

Doch der Begriff "Europa League", in die seinerzeit Ex-Trainermanager Markus Babbel vorstoßen wollte, ist rund um den Dorfklub unverändert ein Tabuwort. Geschickt ging TSG-Cheftrainer Markus Gisdol diesem möglichen Szenario aus dem Wege. "Wir haben eine gute Vorrunde gespielt", so Gisdols Leitlinie, "und jetzt wollen wir eine konstant gute Rückrunde spielen. Wir werden sehen, wo wir dann am Ende landen." Viel lieber sprach der Fußballlehrer im Stadionbauch vor bemerkenswert großem Medienandrang über eine rundum gelungene Vorbereitungsphase auf die bevorstehende zweite Saisonhälfte. Schon vor dem Abflug ins zehntägige Trainingslager nach Randburg/Südafrika hätten seine Jungs ihre Hausaufgaben bestens erledigt. In der Metropole Johannesburg konnte sich die TSG wie beabsichtigt abschotten. "Wir konnten dort sehr gut arbeiten und haben es auch geschafft, uns nach der Rückkehr gut zu akklimatisieren", ist Perfektionist Gisdol überzeugt davon, alles richtig gemacht zu haben. Höhe und Hitze brachten offenbar den angestrebten Fitness-Effekt. Torhüter Oliver Baumann sagte gestern: "Wir konnten uns richtig auspowern. Das Trainingslager war sehr gut vorbereitet und organisiert." In kleinen Bungalows und Vierer-Wohneinheiten kam im ehemaligen WM-Quartier der Brasilianer neben der konsequenten Maloche auch das Thema Teamgeist nicht zu kurz.

"Hoffe" ist für den kniffligen Auftakt am Sonntag (17.30 Uhr/Sky) beim unmittelbaren Tabellennachbarn FC Augsburg gerüstet, wenngleich Baumann prophezeit: "In Augsburg ist es immer schwierig. Sie kämpfen nicht nur vorbildlich, sondern sie können eben auch sehr gut kicken. Es wäre schön, wenn wir dort etwas holen könnten." Erst recht, weil es "gleich voll abgeht" (Baumann) - Augsburg, Werder Bremen und VfL Wolfsburg, die Englische Woche wird zum Erfolgsbarometer, wohin die Reise heuer hingehen kann.

Förderlich war am Sonntag sicherlich, dass die Hoffenheimer bei der Generalprobe gegen die zweikampfstarken und taktisch variablen Rumänen vor 1200 Zuschauern gefordert wurden. Die Treffer von Oros (17./Eigentor) - nach einer Hereingabe von Tarik Elyounoussi -, Anthony Modeste (57.) und Jungspund Nicola Rapp (87.) - nach einem Freistoß von Kai Herdling - fielen allesamt nach dem Seitenwechsel, zwischenzeitlich hatte Constantin Budescu (67.) per Handelfmeter zum 2:1 verkürzt, den Jeremy Toljan verschuldet hatte.

"Das war ein guter Gegner, der dieses Spiel sehr ernst genommen hat", sah Gisdol den Zweck im Gegensatz zum allzu einseitigen Duell mit Bröndby IF (7:0) voll erfüllt. Als Vorsichtsmaßnahme verzichtete die TSG gegen Giurgiu auf Nationalspieler Kevin Volland (Überstreckung des linken Kniegelenks). Gisdols Entwarnung folgte prompt: "Wenn heute Bundesliga gewesen wäre, hätte Kevin gespielt." Seine Startformation im Hinblick auf den Gastauftritt in Oberschwaben wollte Gisdol nicht preisgeben. Und auch beim Thema Vertragsverlängerung wich der 45-Jährige (noch) aus. "Ich habe mir darüber noch keine Gedanken gemacht", kokettierte Gisdol, "ich kümmere mich um die Mannschaft, alles weitere werden wir sehen." Zur Verlängerung von Manager Alexander Rosen bis 2018 meinte Cleverle Gisdol: "Es ist eine sehr, sehr kluge Entscheidung des Vereins." Unwahrscheinlich, dass sich die Verhandlungsgespräche ewig hinziehen. Der Verein ist mit "MG" hochzufrieden, er selbst fühlt sich wohl, also geht es um die sportlichen Aussichten und finanziellen Rahmenbedingungen. Der nächste logische Schritt wäre Europa - es muss ja nicht unbedingt im Mai 2015 sein.

Hoffenheim: Baumann - Beck (46. Rudy), Abraham (46. Toljan), Bicakcic (83. Vestergaard), Strobl (83. Rapp) - Polanski (73. Hamad), Schwegler (73. Herdling) - Elyounoussi (63. Schipplock), Firmino (63. Amiri), Salihovic (63. Zuber) - Szalai (46. Modeste)

Zuschauer: 1200

Tore: 1:0 Oros (54./Eigentor), 2:0 Modeste (55.), 2:1 Budescu (67./Handelfmeter), 3:1 Rapp (87.)

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