Bei 1899 Hoffenheim ist die Stimmung im Keller

Am Samstag reist die TSG zum zweiten "Sechs-Punkte-Spiel" nacheinander in den Norden - Nach der Niederlage gegen Darmstadt hilft in Bremen nur ein Sieg

08.02.2016 UPDATE: 09.02.2016 06:00 Uhr 1 Minute, 50 Sekunden

Erklärungsnot: Verteidiger Ermin Bicakcic vor der Hoffenheimer Fan-Kurve nach der Niederlage gegen Darmstadt 98. Foto: Imago

Von Frank Enzenauer

Sinsheim. Dem Trainer ergeht es besser als den anderen Angestellten der TSG Hoffenheim - er muss sich vor der zweiten Liga nicht fürchten. Denn so oder so ist geplant, dass Huub Stevens zum Saisonende seinen Kurzarbeiterjob im Kraichgau beenden wird. Er darf im Wonnemonat Mai wieder auf seiner Terrasse auf Mallorca mit seiner Frau Kaffee trinken und Kuchen essen und dann zur neuen Runde Bundesligafußball im Fernsehen gucken und sich schlau machen, was die Klubs treiben. Auch Hoffenheim wird auf den Balearen zu sehen sein, womöglich montags gegen Sandhausen statt samstags gegen Stuttgart.

Nach der 0:2-Niederlage gegen den bewundernswert leidenschaftlichen Aufsteiger Darmstadt 98 durch Tore der Innenverteidiger Aytac Sulu (33. Minute) und Slobodan Rajkovic (85.) ist der Sturz der Hoffenheimer aus dem Oberhaus wahrscheinlicher geworden, die Stimmung im Keller und das Tabellenbild schrecklich: Sieben Punkte beträgt der Abstand zum sicheren 15. Tabellenplatz.

Seit Stevens Ende Oktober die Nachfolge des entlassenen Markus Gisdol angetreten hat, ist die TSG keinen Schritt vorangekommen. Was selbstverständlich Fragen aufwirft - die Stevens jedoch nicht hören will. Wie es mit ihm weitergehe, wollte ein Reporter am unlustigen Faschingssonntag wissen, worauf der 62-jährige Niederlander grimmig in die Kamera blickte und den Motzki spielte, seine Paraderolle. "Ich denke, dass ich morgen wieder ein Frühstück nehme und dann hoffe ich, wieder einen guten Tag zu haben. Ich habe die Frage nicht verstanden. Wie kommen Sie darauf?"

Einfache Antwort: Indem man Bilanzen liest, auf Zahlen schaut. Acht Punkte in zehn Spielen holte "Hoffe" unter Stevens’ Anleitung, mickrige sechs Tore wurden erzielt, elf Gegentreffer hingenommen. Und zur Ergebniskrise gesellt sich der Erlebnismangel, außer beim 3:3 gegen Gladbach quälten die Hoffenheimer Profis ihre zunehmend frustrierten Fans mit zähen, kreativarmen Kicks.

Also werden Stimmen im "Kreischgau" lauter, die einen zweiten Trainerwechsel fordern. Und diskutiert wird, ob A-Juniorencoach Julian Nagelsmann, 28, sofort statt im Sommer das Bundesligateam übernehmen soll.

Diese Zukunftsmusik wird "Hoffe" die ganze Woche begleiten. Erst am Samstag könnte sich die Tonlage bei der TSG verändern, wenn das zweite sogenannte Sechs-Punkte-Spiel in Folge abgepfiffen ist. Mit einem Sieg beim Rang-16. Werder Bremen würde Stevens mit seiner verunsicherten Mannschaft die Distanz zum Relegationsplatz auf zwei Punkte verringern und neue Hoffnung schöpfen. Schon ein Unentschieden wäre wenig hilfreich, eine Niederlage gar ein gefühlter Todesstoß.

Noch ist die Wende möglich. Vielleicht ist Eugen Polanski, ein Kämpfer vor dem Herrn, fürs "Endspiel" in Bremen wieder fit genug, vielleicht glückt dem arg formschwachen Nationalspieler Kevin Volland ein Tor, das ihn von seiner Seelenpein befreien könnte, vielleicht belebt Neuzugang Andrej Kramaric, der gegen Darmstadt immerhin sein Können andeutete, das Angriffsspiel entscheidend, und vielleicht schwächelt der SV Werder ähnlich wie zuletzt beim 1:5 gegen Gladbach. Vielleicht, vielleicht ...

Noch ist Huub Stevens nicht auf Mallorca. "Ein Trainerwechsel ist kein Thema", sagte Hoffenheims Profifußball-Direktor Alexander Rosen am Abend der Niederlage gegen Darmstadt. Doch der das Sagen hat im Verein, wollte nicht reden. Klubeigner Dietmar Hopp verließ vor Spielschluss das Stadion, "fluchtartig", wie es hieß.

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