2:1 gegen Schalke: Hoffenheim führte einen leidenschaftlichen Kampf mit Krämpfen

Die TSG Hoffenheim dreht dank der "Kilometerfresser" Demirbay und Kramaric einen Rückstand in ein 2:1 gegen Schalke 04 um.

25.09.2016 UPDATE: 26.09.2016 06:00 Uhr 2 Minuten, 14 Sekunden

Leitete die Wende ein: Andrej Kramaric (Nr. 27) hat den Ball zum 1:1-Ausgleich hinter Schalkes Torwart Ralf Fährmann versenkt und macht sich auf zur Jubelrunde. Foto: APF

Von Joachim Klaehn

Sinsheim. Das Bild hatte Symbolcharakter: Als die Hoffenheimer Profis Richtung Südkurve marschierten und sich nach dem ersten saisonalen Dreier feiern ließen und gleichzeitig den Schalkern auf der gegenüberliegenden Seite die ganze Wut und Enttäuschung ihrer königsblauen Anhängerschar entgegen schlug, lag ein Protagonist flach auf dem Rasen der Rhein-Neckar-Arena und wurde von zwei Physiotherapeuten behandelt. Kerem Demirbay hatte sich aufgerieben, mit 12,36 Kilometern den höchsten Laufwert aller 28 eingesetzten Spieler erzielt. In der Schlussviertelstunde jagte ein Krampf den anderen, so dass die TSG vor 29.288 Zuschauern strenggenommen nur noch zu zehnt agieren konnte. Irgendwie aber, mit Glück und Geschick, brachten die Nagelsmann-Schützlinge das knappe 2:1 (2:1) gegen den aus der Balance geratenen FC Schalke 04 über die Zeit. Königsblau trägt nunmehr die "rote Laterne" - der Blick aufs Bundesliga-Tableau hält immer mal wieder Überraschungen parat und die Knappen müssen wohl schleunigst auf den Resetknopf drücken.

"Hoffe" hingegen hat das geschafft, was sich alle im Kraichgau wünschten. Nach vier Unentschieden gelang der erste Saisonerfolg - die Erleichterung darüber war spürbar, zumal das 2:1 bis in die fünfminütige Nachspielzeit am seidenen Faden hing. Erst übersah Schiedsrichter Tobias Welz ein klares Handspiel von Demirbay, dann verpasste Sascha Riether die Flanke von Max Meyer um die berühmte Fußspitze.

"Der Sieg tut gut und bringt uns weiter", sagte ein strahlender Julian Nagelsmann, "er wird uns auf jeden Fall Selbstvertrauen geben." Wohl wahr: Neben dem FC Bayern, dem 1. FC Köln und RasenBallsport Leipzig zählt Hoffenheim aktuell zu den vier noch ungeschlagenen Teams der Liga und steht dort, wo man gerne nach 34 Spieltagen möglichst landen würde - auf einem einstelligen Tabellenplatz.

Dabei schien sich der Sonntags-Heimfluch seit Dezember 2015 zunächst fortzusetzen. Mit dem ersten gescheiten Spielzug lag Schalke mit 0:1 durch Choupo-Motings Kopfball (4.) in Front. Ein ärgerlicher Auftakt war’s, denn sowohl Bicakcic als auch Kaderabek und Süle mangelte es an allerletzter Entschlossenheit. Doch manchmal rüttelt ein früher Gegentreffer ein Kollektiv wach. Den Rest der verbleibenden Spielzeit ließ die TSG nichts mehr anbrennen und bestätigte somit die zunehmende Stabilität in der Defensive, vor allem gegenüber den Partien gegen Leipzig (2:2) und Mainz (4:4).

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Bemerkenswert, wie die Hausherren den Rückstand wegsteckten. Mit dem Ausgleich von Andrej Kramaric (17.) und dem Führungstreffer von Lukas Rupp (41.) belohnte sich "Hoffe" für eine engagierte erste Halbzeit. "Mit der Moral haben wir wirklich kein Problem", sagte Nagelsmann. Rudy und Co. hatten die richtige Reaktion gegen die Schalker gezeigt, die sich an einem herrlichen Spätsommertag als passender Kontrahent erwiesen. Erschreckend, wie wenig dem kriselnden Revierklub einfiel, um die fünfte Pleite in Serie abzuwenden.

Größtes Manko und Versäumnis der TSGler freilich: Nullvier durfte weiterhin an ein mögliches 2:2 glauben. "Wir müssen das früher entscheiden", bemängelte Nagelsmann sechs, sieben Kontersituationen, die nicht konsequent und effizient genug zu Ende gespielt wurden. Statt des letzten "tödlichen" Passes wurde häufig eigensinniges Tempodribbling als Mittel gewählt. Nagelsmann deutlich: "Da haben wir oft die falschen Entscheidungen getroffen."

Erneut bewies der 29-jährige Fußballtrainer Wagemut, als er für Mittelfeldmann Rupp mit Eduardo Vargas eine weitere Offensivkraft brachte. Das Wechselkontingent war somit erschöpft, wenngleich Demirbay zunehmend auf der letzten Rille lief. Es ist Nagelsmanns Stil, aufs Ganze zu setzen, kein Risiko - sei es auch noch so hoch - zu scheuen. Demirbays Part übernahm Andrej Kramaric, soweit ihn die Füße noch trugen. "Ich war total müde", sagte Kramaric nach 12,06 Kilometern Laufleistung. Es sollte der zweitbeste Wert sein. Der leidenschaftliche Kampf mit Krämpfen bei Demirbay hatte sich also ausgezahlt. "Hoffe" liegt 1899-prozentig im Soll. Im Gegensatz zu Schlusslicht Schalke 04 ...

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