1899 Hoffenheims Trainer Nagelsmann wirkt ungekünstelt optimistisch
Der junge Trainer Julian Nagelsmann ist vom Bundesligaverbleib der TSG 1899 Hoffenheim überzeugt und setzt auf Kreativität
Von Frank Enzenauer
Zuzenhausen. Nur Wertungspunkte gab’s, aber immerhin: diese Premiere glückte. Unaufgeregt, auskunftsfreudig, selbstsicher, schlagfertig und freundlich trat Julian Nagelsmann am Freitag bei seiner ersten Pressekonferenz als Bundesliga-Trainer auf. Ungekünstelt optimistisch wirkte er, der Mutmacher der TSG 1899 Hoffenheim. "Ich bin sehr überzeugt, mit dieser Mannschaft besser Fußball zu spielen und die Klasse zu halten", sagte der 28-Jährige im proppenvollen Medienraum, beobachtet von rund einem Dutzend TV-Kameras. Seine Vorstellung: "Wir wollen mehr Kreativität entwickeln und Torgefahr ausstrahlen."
Ein Stilwechsel also. Legte der am Mittwoch wegen Herzrhythmusstörungen zurückgetretene Huub Stevens besonderen Wert auf die Stabilisierung der Defensive (6:11 Tore in zehn Partien), will Szeneneuling Nagelsmann fortan die Offensive beleben. "Es geht darum, Spiele zu gewinnen", sagte er dazu lapidar.
Hintergrund
Die Co-Trainer bleiben
Auch unter dem neuen Cheftrainer Julian Nagelsmann sollen Armin Reutershahn, 55, und Alfred Schreuder, 43, Co-Trainer bei der TSG 1899 bleiben.
Kaltenbach übernimmt U19
Den Job bei den Hoffenheimer
Die Co-Trainer bleiben
Auch unter dem neuen Cheftrainer Julian Nagelsmann sollen Armin Reutershahn, 55, und Alfred Schreuder, 43, Co-Trainer bei der TSG 1899 bleiben.
Kaltenbach übernimmt U19
Den Job bei den Hoffenheimer Junioren in der U19-Bundesliga übernimmt Nagelsmanns bisheriger Assistent Matthias Kaltenbach, 30.
200 Fans in Bremen
Zum sogenannten Sechs-Punkte-Spiel reisen rund 200 Hoffenheim-Fans mit Bussen nach Bremen. Die Mannschaft spendiert Getränke und belegte Brötchen für die weite Fahrt.
Zuber fehlt
Mittelfeldspieler Steven Zuber fehlt Hoffenheim heute wegen einer Kapselverletzung.
Es sagte ...
"Ich habe ein paar verrückte Hosen, aber die sind eher etwas für das Schwimmbad." - Julian Nagelsmann auf die Frage, ob er wie andere Trainer ein Kleidungsstück als Glücksbringer habe.
So könnten sie beginnen
Bremen: Wiedwald - Gebre Selassie, Vestergaard, Djilobodji, Santiago Garcia - Fritz, Junuzovic - Öztunali, Grillitsch - Ujah, Pizarro.
Hoffenheim: Baumann - Kaderabek, Bicakcic, Süle, Kim - Rudy, Strobl - Volland, Amiri, Schmid - Kramaric.
Schiedsrichter: Brand (Gerolzhofen) enze
Allein der Blick auf die Tabelle verrät die extreme Drucksituation, in der sich "Hoffe" heute mit Anpfiff (15.30 Uhr) im Bremer Weserstadion befindet: Verliert der Vorletzte auch beim Tabellennachbarn SV Werder, wächst der Abstand auf acht Punkte an. Gewinnen aber die Hoffenheimer, sind sie nur noch zwei Zähler von Bremen entfernt - und zumindest die Relegation ist in Sichtweite. "Ich will die Köpfe der Spieler erreichen, ich will Blockaden lösen", erzählte Nagelsmann. Und ohne Zweifel: "Ich kann durch meine Art neue Reize setzen." Die ersten Eindrücke von der Arbeit mit den TSG-Profis nährten die Zuversicht, erklärte der Jungtrainer. "Die Mannschaft wirkt befreit und sehr, sehr fit. Sie war griffig und giftig." Akzeptanzprobleme wegen seines Alters mag Nagelsmann nicht erkennen. Im Gegenteil: "Es kann von Vorteil sein, dass ich die Sprache der Spieler spreche." Auch unterscheide sich die Trainertätigkeit im Jugend- und Profibereich nicht grundlegend, "es geht immer darum, Inhalte zu vermitteln und Spiele zu gewinnen."
Mit reichlich Kredit startet Julian Nagelsmann in sein Bundesligaleben. In Klubeigner Dietmar Hopp hat er einen entschiedenen Fürsprecher, in Profifußball-Direktor Alexander Rosen einen Fan. "Julian ist mit besonderen Begabungen gesegnet", sagte Rosen gestern schwärmerisch, "er hat natürliche Autorität, ist enorm fleißig und extrem wissbegierig." Und auch Nagelsmanns langjähriger Mitarbeiter Terence Träber, Pressechef der 1899-Akademie, kann "nur Lobendes" über den zum Cheftrainer Beförderten sagen: "Julian ist intelligent und humorvoll. Er ist ganz schnell von Begriff - auch außerhalb des Fußballs."
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Wie ein Streber kam Nagelsmann nicht daher. Locker plauderte er im Blitzlichtgewitter. "Ein Lausbub ist per se nichts Schlechtes", sagte er lächelnd. Und angesprochen auf seine letzten bevorstehenden Prüfungen in der Ausbildung zum Fußballlehrer, antwortete er prompt: "Ich bin keiner, der nur Einser schreiben muss." Ein Dreier heute - das wär’s.